Inhalt:
- Karte
- Fakten
- Prolog
- 08.06.2021 (Tag 1)
- 09.06.2021 (Tag 2)
- 10.06.2021 (Tag 3)
- 11.06.2021 (Tag 4)
- Bilder
- Video
Karte
Fakten
- GPZ 1635km, XJ 1706km
- Kein Ölverbrauch
- 6 Tankstopps, GPZ 73,84 Liter, XJ 73,21 Liter
- 4 Tage
- Reiseziel Erzgebirge / Stationäre Übernachtung in Lengenfeld
Video
Prolog
Wir schreiben das Jahr 2021. Das zweite Corona Jahr. Alles möglichst vermeiden, auch Urlaube.
Klar, dass wir dieses Jahr auch wieder nicht nach Süd-Norwegen kommen.
Wir warteten bis zum letzten Tag auf neue oder geänderte Regeln als es dann endlich auf unsere Jahresfahrt ging.
„Wenigstens ein paar Tage innerhalb Deutschlands.“ So unsere einhellige Meinung.
Die Region stand fest: Thüringen, Sachsen und evtl. Tschechien – Erzgebirge und vielleicht die Sächsische Schweiz, je nach Corona Meldungen. Aufgrund der Situation haben wir uns für eine mehr oder weniger zentrale stationäre Unterkunft entschieden – eine feste Unterkunft. Also kein Pilgern, sondern Rundfahrten-Modus.
08.06.2021 (Tag 1)
Cappo hat in unserer Dorfapotheke einen Termin für einen Schnelltest „Corona“ gebucht.
„Sicher ist sicher. 09:30 Uhr ist der Termin und dann ab und wech hier.“ so gab er mir am Montagabend noch bekannt.
Es funktionierte reibungslos und auf dem Weg zu Autobahn sagte ich zu ihm: „Der Kyffhäuser erwartet uns.“ Das war unser erstes Ziel des Tages.
Auf einem Rastplatz an der A44 fragten wir bei einer Zigarettenpause unsere Mails nach dem Corona Schnelltest ab. Beide Negativ. Top, wir können weiter.
Die schnellste Route war A33, A44, A7, A38 bis statt geplant Abfahrt Nr.11 nur bis Abfahrt Nr.8.
Tja, wenn das Wörtchen, wenn, nicht wäre. Irgendwie fing Cappos Mopped an zu spinnen.
Es wollte irgendwie nicht mehr richtig Gas annehmen.
Benzinhahn zu und sie lief rund. Benzinhahn auf und sie stotterte. „Schwimmernadel einer deiner Vergaser hängt.“ meine erste Prognose.
Leichtes klopfen mit Hämmerchen und Schraubendreher an den Schwimmerkammern sollte wohl helfen.
„Lass uns weiter auf der Landstraße zum Kyffhäuser fahren. Soweit ist es ja auch nicht mehr.“ sagte Cappo und fuhr los. Zwischendurch schloss und öffnete er immer wieder den Benzinhahn.
Mir ging die Fehleranalyse seines Vergasers durch den Kopf. „Und wenn einer der beiden Schwimmer, wie auch immer, voll Benzin gelaufen ist?
Gegen 13:20 Uhr fuhren wir in Kleinfurra am „Imbiss zum Zoll“ vorbei. Keine Frage, umdrehen und einkehren. Endlich eine vernünftige Roster. Zusammen haben wir gleich 3 Stück verputzt und ne Pommes haben wir uns geteilt.
Über kleine Wege landeten wir an der Barbarossahöhle. Wir legten eine Zigarettenpause ein und googelten was es mit der Höhle auf sich hat. Hygiene Schutzmaßnahmen etc. Wir ließen die Höhle, Höhle sein.
„Die B89 zum Kyffhäuser hoch ist ab der Biker Oase gesperrt. Wir fahren von hinten her hoch.“ sagte Cappo als er sein Smartphone zu Rate zog. „Kein Problem. Lass gehen.“
Wir erreichten die Kreuzung ab da wo die B89 zum Denkmal gesperrt ist.
„Warte mal. Wir können ja mal ne Bausstellenkontrolle machen. Wir schauen nach ob sie alles richtig machen.“ sagte Cappo. Ich grinste.
Bauarbeiter gleich 2, gewaltige arbeiten (gleich null) und die Straße hundertprozentig asphaltiert.
So sind wir dann also von oben herab zur Biker Oase gefahren. Eine „Springe Brause 9“ verzehrt und mit der Streckenkontrolle geredet. „Die Straße wird am Freitag wieder geöffnet.“ sagten sie.
Also fuhren wir die „Rennstrecke“, mit ihren sagenhaften Kurven, gemütlich wieder hoch bis zum Denkmal. Ja, bis oben hin. Ganz oben – fuhren. Ein paar Passanten guckten komisch, aber außerhalb der Stoßzeiten kann man ja mal dreist… oder nennen wir es effizient… sein.
Ein paar Fotos schießen und wieder weiter. Ziel: Lengenfeld.
Unterwegs auf der B85, der „Bier und Burgenstraße“, ein ganz besonderes Erlebnis. Die Sonne scheint herrlich warm und gleichzeitig regnet es in Strömen. Ruckzuck waren meine Klamotten durch.
Bei Kilometer 297 passierte, womit keiner rechnete. Cappo ging der Sprit aus. Klar, Bergrunter und Kurven sammelt sich der Sprit bestimmt nicht am Benzinhahn. „Naja, alles halb so schlimm. Ich habe n kleinen Schlauch bei. Kannst von mir n paar Liter abhaben. Nur müssen wir die Apfelschorle jetzt exen.“ sagte ich zu ihm und holte den Schlauch hervor.
Warum ich den dabei habe? Sowas ist uns schon einmal passiert und das auf der Autobahn. 5km vor der nächsten Tankstelle. Auf unserer Kuckuckstour. „Ein gebranntes Kind scheut das Feuer und ich baue meinen Tank nicht nochmal ab.“ sagte ich zu ihm als er mich staunend ansah.
„Ansaugen und laufen lassen.“ Naja nicht zu viel saugen konnte ich nicht mehr hinter schieben. Er hatte den Mund schon voll Sprit.
3,5 Km später standen wir an der Zapfsäule. „Ab jetzt tanke ich spätestens alle 250 km. Irgendwas stimmt mit dem Benzinhahn nicht.“ sagte er beim Tanken.
Die weitere Strecke führte unter anderem über Lossa. Die Straßen waren teilweise im echt üblen Zustand. Durch kleine Dörfer mit Kopfsteinpflasterstraßen, Schiefergeschindelten schönen alten Häusern und auch über die Anhöhen mit tollen Kurven. Schöne weite Aussicht wurde uns geboten.
Mir kam die Musik von der Gruppe Blumentopf in den Sinn: Mit dem Blick durchs Fenster zum Berg.
„So viele Simsons wie uns heute begegnet sind habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen.“ sagte Cappo. „Ich dachte die sind fast alle ausgestorben.“ antwortet ich.
Wir wurden schon wieder trocken als wir in der Ferne Donnergeräusche hörten.
Etwas später schauten wir und den „Garten der Sinne – Skulpturenpark“ an, den wir zufällig am Straßenrad entdeckt haben. „Was man mit einer Kettensäge alles machen kann.“ staunten wir. Ein paar Kurven weiter, kurz hinter dem Ortseingangsschild, empfing uns eine riesige Spinne. Sie war aus Holz und Stahl gebaut, größer als Cappo und der ist schon fast 2 Meter groß.
Wir meldeten uns telefonisch im Landhotel, dass wir unterwegs sind und nicht vor 19:00 Uhr da sein würden. Als Antwort kann kurz und liebevoll: „Kein Problem.“
Was mich Erstaunte war, dass hier sehr viel Hopfen angebaut wird.
Um etwas schneller voranzukommen sind wir ein Stück A9 gefahren bis Triptis.
Von da ab über die B94 über die Sperrmauer Zeulenroda, Greiz und Reichenbach, durch schön geschwungene Kurven mit top Asphalt unter den Reifen, bis Lengenfeld.
Wir waren begeistert von den vielen im Jugendstil erhaltenen Bauten.
Naja, nach lockeren 487km Tagestour sind wir dann gegen 19:30 Uhr endlich im Landgasthof Plohnbachtal angekommen.
Wir wurden auf das herzlichste von Wencke Vollmer begrüßt und willkommen geheißen.
Unser erster Eindruck: Eine tolle Hütte!
Die Küche hatte uns angeboten noch etwas bereit zu stellen. Wir sind aber der Meinung: Wer nicht kommt zur rechten Zeit…
Ergo: Nach dem Zimmer belegen und duschen schnell noch mal googeln was es noch so gibt.
„Eine Pizzeria in Rodewisch.“
Ab noch mal in gemütliche Klamotten aufs Mopped und die 3,5km ins nächste Dorf.
Und wieder schlägt der Zufallsteufel zu.
Cappo verliert seine Zubehör Uhr, die auf der Lenkkopfschraube aufgeklebt ist. Absteigen und suchen. Die Bewohner, vor deren Tür wir parkten, fragten nach unserem Malheur.
Sie halfen uns suchen und fanden sie auch. Klar, es ergab sich ein ausgiebiges Gespräch wie: woher, wohin, wie lange und anderes.
Unter anderem erfuhren wir auch das alle Gaststätten und Lokal um 21:00 Uhr schließen.
Also nix wie los.
Toll war auch der Tipp mit einem Lokal gleich um die Ecke: Gaststätte Hesselbach – Deutsche und Ungarische Küche. Nix wie hin. Leider gab es kein Langosch mehr, die Küche hatte zu. Schade
Also doch zum Pizzamann. Wir als Calzone Fans konnten nicht meckern. Es schmeckte gut. Kommt aber nicht an die beste Pizza von der ganzen Welt nicht ran. Nach unserem Geschmack. 😊
Mittlerweile war es 21:15 Uhr als wir unser Menü fast alle hatten. Der türkische Pizzamann holte seine Schischa raus und hatte Feierabend. Ein echt netter Kerl.
Ohne noch ein Piratenfilm zu schauen fielen wir todmüde ins Bett.
Ein herrlicher Tag.
09.06.2021 (Tag 2)
Der Landgasthof Plohnbachtal liegt in einer absolut ruhigen Gegend.
Keinerlei Geräusch haben wir gehört. Geweckt wurde ich durch das Gezwitscher der Vögel um 04:30 Uhr. Unser Frühstück haben wir auf halb neun bestellt und das war phänomenal.
Es gibt absolut überhaupt nichts zu kritisieren.
Ein freundliches Plaudergespräch mit der Inhaberin und wir erzählten ihr unseren Tagesplan.
Sächsische Schweiz. „Heute soll es im Erzgebirge regnen und morgen nicht. Also fahren wir heute Sächsische Schweiz gen Dresden und morgen durchkämmen wir das Erzgebirge.“ so gab Cappo nett Auskunft über unseren Plan und zu mir sagte er: „Ich lasse den Benzinhahn heute mal in der Normal Stellung.“
Also ließen wir es gemütlich über die B169 entlang.
Aha, die Wernesgrüner Brauerei. Es roch so richtig süß und lecker nach was weiß ich was.
Über die „grünen“ Ortsnamen habe ich mir ab 10 Stück keine Gedanken mehr gemacht als ich anfing mitzuzählen: Wernesgrün, Stutzengrün, Vogelsgrün, Reibholtsgrün, Rempesgrün usw.
Jedenfalls ist eine Reise in diese Region lohnenswert. Immer wenn wir über eine Anhöhe fuhren hatten wir einen Ausblick in die Ferne in der mir nur einfiel: „Boah, ist das schön hier.“
In meinem Kopf spielte sich das Lied von Achim Reichelt ab: Hea Mama hea …
Bei Schneeberg haben wir uns etwas verfranzt, weil die B169 komplett neu ist und nicht in der Karte eingezeichnet war. Maps hilf uns weiter, aber auch nicht sehr viel.
„Diese Straße haben sie in Rekordzeit gebaut und so schnell ist Google nicht.“ Juxte ich als Cappo langsam verzweifelte.
Die Strecke von Schwarzenberg nach Annaberg sind es normalerweise ca. 27 km. Normalerweise.
Unser Tagesziel war grob Pirna.
Ich fasse mich kurz. Eine beschilderte Umleitung zu fahren ist ja nicht schlecht, vor allem wenn die Strecke so was richtig Schönes hat. Kurven, Kurven, Kurven bis zum Abwinken.
Aber von einer Umleitung in die nächste Umleitung und noch ein paar weiteren Umleitungen geleitet zu werden macht irgendwann keinen Spaß mehr.
An jeden Umleitungsschild Ende und Umleitung Neu auf die Karte schauen oder Google fragen – es nervt. Dazu kam auch noch viel Verkehr. Jetzt hatten wir unseren Slogan.
Ümleitüng Öst
Ab Hermannsdorf fing es auch noch an zu regnen. Also eierten wir weiter die B171 entlang über Altenberg, Bienenmühle und Neuhausen. Die App schrieb uns das es gleich aufhört zu regnen.
„Ja klar, noch so ein Spruch – Kieferbruch.“ fiel mir nur dazu ein. Immer wieder überholten wir Simsons oder sie kamen uns entgegen. Was mir auffiel ist die Tatsache, dass auch viele junge Mädchen dieses Moped fahren, und das nicht grade langsam.
Wir haben durch Umleitungen und Regen so viel Zeit verloren, so dass wir erst spät nachmittags in Helledorf waren. Der östlichste Teil dieser Strecke.
Auf einer Anhöhe schien die Sonne wieder, wie es sich für einen Sommer gehört. In Blickrichtung Sächsische Schweiz sahen wir dunkle schwarze Wolken. Ein Blick auf die Uhr, es war schon schön spät, denn wir wollten abends im Plohnbachtal Abendessen. So hatten wir es angekündigt.
Wir entschlossen uns folgendermaßen:
„Wenn wir da heute noch ankommen, ohne weiter Umleitungen, dann sehen wir sowieso nicht mehr viel. Ich schlage vor wir machen das auf einer neuen Tour. Die Welt steht und offen und wir haben ein weiteres neues Ziel. Wir machen uns auf den Weg zurück über Tschechien.“
So in etwa einigten wir uns ca. 50 km vor dem Ziel. Hach, was sind wir doch flexibel und kompromissbereit!
An der Grenze Petrovice (Peterswald) kamen wir nach Tschechien. Kein Corona, kaum Masken, keine Testpflicht – nix.
Cappo war erstaunt über die „Sonderangebote“ im Grenzbereich. „Komisch, alles Vietnamesen.“
Klar so ein bisschen was haben wir auch gekauft.
Es war mittlerweile nach 16:00 Uhr als wir die Strecke durch ein Naturschutzartiges Gebiet fuhren.
Die Straßen in einem Top Zustand. Übersichtliche geschwungene Kurven. Alle 15 Minuten mal ein Gegenverkehr. Allerdings keine Simsons.
Irgendwo bei Pramenac blieb uns die Luft weg. Südtirol lässt grüßen.
Eine Super Aussicht ins Tal auf die Stadt Teplice.
„Der Nachteil an dieser Route ist, das Google Maps die Ortschaften auf Deutsch anzeigt und unsere Karte tschechische Städtebezeichnungen hat.“ erklärte mir Cappo als er wieder einmal die weitere Route ausbaldowerte.
Wir schaukelten weiter der kurvenreichen Strecke nach bis zum Grenzübergang Mnisek.
Was ein Greul. Kaum wieder in Deutschland ging es wieder los mit Baustelle an Baustelle und Umleitung in der Umleitung. Mir fiel Obelix sein Spruch ein: Die spinnen die Sachsen.
Irgendwie stieg in mir ein leichter Wutausbruch hoch. Da hilft auch kein „tiiieeef Durchatmen“ und „Heuwägelchen“ mehr.
Nu denn, es war ja schon nach 19:00 Uhr. Da arbeitet sowieso keiner mehr. Also ignorierten wir die Sperrschilder und fuhren irgendwie durch die Baustellenpassagen. „Und wenn uns ein Bagger im Weg steht fahre ich ihn beiseite. Das kann ich ja.“ sagte ich zu Cappo in einer weiteren Baustelle.
Wir meldeten uns im Landgasthof zum Abendessen ab. „Wir schaffen es bis 20:00 Uhr zeitlich nicht. Wir suchen uns unterwegs etwas.“ „Kein Problem. Fahrt vorsichtig.“ kam die Antwort aus dem Telefon.
Ab 20:30 Uhr hielten wir Ausschau nach einem Lokal. Bevor die Schischa Wasserpfeifen wieder auf dem Tisch stehen fanden wir auch was:
Gaststätte und Pension zum Torfstich
Ich hatte Appetit auf das Försterschnitzel und Cappo war mutig. Er probierte das Schiböcker, eine erzgebirgische Spezialität.
Aufgewärmter Kochkäse der wieder erkaltet wurde mit Salat. Ich staunte nicht schlecht.
Endeffekt: Ich bekam seinen Salat und er meine Pommes.
Als weitere Beilage gab es Mücken ohne Ende. Wir saßen ja draußen. Voll gemütlich.
„Das Schöne an solchen abendlichen Touren ist, das die Straßen leer sind. Die Leute sind am Abendessen oder Fernseher gucken.“ Sagte ich zu Cappo als wir uns auf den weiteren Rückweg machten.
Nach gefahrenen 430km sind wir gegen 22:00 Uhr am Landgasthof angekommen. Ganz leise. Wir wollen ja keinen wecken.
Allerdings, so erfuhren wir nächsten Morgen, sind wir die einzigen Gäste diese Nacht.
Nach der Dusche schauten wir uns noch einen unserer eigenen Asphaltpiraten Videos an.
Viva la Terra – unsere Pyrenäen Tour und pooften uns weg.
10.06.2021 (Tag 3)
Geweckt wurde ich wieder durch den Gesang der Vögel.
Sonst hörte man nix. Allerdings war es erst halb fünf morgens und so lange bis zum Frühstück wollte ich auch nicht rumlungern. Also noch mal hinhauen.
Steffen, der Gastwirt, servierte uns heute Morgen das Frühstück. Wir plauderten miteinander und berichteten von den Malheuren mit den Umleitungen und dem Wetter.
„Ja“ so sagte er „da kann ich ein Lied von singen.“ er berichtet von weiteren Schoten die sich die Sachsenbehörde so leistet. Die möchte ich hier aber nicht aufzählen.
Wir verabschiedeten uns mit den Worten: “Heute Abend kommen wir garantiert nicht so spät zurück. Wir fahren heute nicht so weit. Wir bleiben hier im Erzgebirge. Es geht auf den Fichtelberg.“
Er gab und noch ein paar gute Tipps mit auf den Weg.
Wir kamen doch tatsächlich ohne Umleitungen bis Klingenthal. Durch grüne Wälder mit geschwungenen Kurven und immer wieder über Anhöhen mit Top-Aussichten.
Uns beiden ist aufgefallen, dass es hier kaum Baumsterben gibt. Alle Wälder grün und voll im Saft.
„Der Borkenkäfer traut sich wohl nicht nach Sachsen.“ unkte ich bei einem Halt auf dem Aschberg.
Hier hatte jemand die schöne Idee, ein Motorrad zu bepflanzen und an einem großen Scheunentor ein halbes Mofa mit riesigen Geweihlenker und Side Pipes zu montieren. (Bild?)
Es sah geil aus. „Ich glaube er nimmt die Blumen ab und fährt mit dem Ding noch los.“ warf ich so in die Runde.
Unser Weg führte bei Unterklingenthal wieder über die Grenze nach Tschechien. Schwarze Wolken begleiteten uns und als bei Prameni wieder anfing zu regen stiegen wir vorsichtshalber wieder mal in unsere Regensachen. Weiter im Süden sahen wir den Wolkenlosen blauen Himmel. „Also nach Süden.“ schlug Cappo vor, dem ich nur zustimmen konnte. Außerdem hat er seit geraumer Zeit einen Schiffskompass in seiner Verkleidung angebaut. Damit ist die Richtungsbestimmung garantiert.
Er ist sowieso ein Top-Navigator.
Die Straßenbeläge in CZ sind zu größten Teil in einem prima Zustand. Die Autofahrer sind auch sehr rücksichtsvoll. Ganz im Gegensatz zu Deutschland.
Der Regen begleitete und mal stärker, mal schwächer bis Delnicka. Dort tankten wir und entledigten uns der Regensachen. Cappo kaufte zudem noch ein paar Snacks an der Tanke. Eines davon schmeckt mehr nach Verdünnung oder Terpentin als nach Keks. „Es war auf jeden Fall die bessere Entscheidung Richtung Süden zu fahren.“ sagte Cappo was ich wieder nur bestätigen konnte.
Im Norden waren nur noch schwarze Wolken zu sehen.
In Karlsbad machten wir große Augen, als wir in der Stadt an einem Punkt hielten, von der wir die tolle Aussicht auf die Stadt hatten. „Das ist das Monaco von Tschechien.“ sagte Cappo.
Wir filmten und fotografierten die super Villen. Echt der Hammer.
Der nächste Klops war, dass ich meine Regenhaube vom Tankrucksack über das Heckbürzel zum Trocknen aufhing. Klar, dass sie beim nächsten Halt am Fluss Oare, den wir eine ganze Zeit gefolgt sind, nicht mehr da war. Wir beobachteten wie Kanufahrer sich durch die Stromschnellen schlängelten.
Durch ein kleines Verkehrschaos Richtung Grenze hielten wir noch an einem ABC Shopping Paradies an. Ich kannte diese Geschäfte schon in der es allerlei Klüngel zu kaufen gibt und Cappo machte sich auf den Weg ins Geschäft. Mit ein paar Kleinigkeiten u.a. für seinen Sohn brachte er mit. Nen Kombi hätte er vollmachen können, spaßte er noch. Gut, dass wir mit den Töffs da waren.
Keine 2km weiter stiegen wir noch schnell wieder in unsere Regensachen. Keine Sekunde zu spät. Meinen Tankrucksack stopfte ich in den leeren Koffer.
Es schüttete aus allen Eimern. Aquaplaning Gefahr für Autos die auch dementsprechend langsam fuhren.
Auf den letzten Metern zum Gipfel des Fichtelberg hörte der regen auf.
Wir genossen die Ruhe und Aussicht hier oben. Die Regensachen ließen wir angezogen.
Die letzten 25km eierten wir über nasse Straßen zurück. Umleitungsfrei und ohne große Störungen.
„Manchmal erinnert mich die Gegend hier an Südtirol.“ sagte Cappo bei einem Halt an einer Museumsbergbaubahn, wo wir uns dann der Regensachen entledigten.
Ich konnte wieder nur zustimmen. „Es ist eine sehr schöne Ecke hier in Deutschland und so viele Simsons die es hier noch gibt.“
Gegen 18:00 Uhr und gefahrenen 299 km sind wir wieder bei Wencke und Steffen eingetrudelt.
„Eben umziehen dann kommen wir runter zum Essen.“ gaben wir Bescheid.
Es wurde und eine herrliches Abendessen a la Karte serviert.
Mir schmeckte das Räuchersteak und Cappo bestellte sich das einfache Schnitzel mit Vogtländischen Bambes. Allerdings fragte er wieder erst nach was das ist. Bei uns in NRW so ähnlich wie Kartoffelpfannkuchen, Reibeplätzchen, Kartoffelpuffer oder Reiberdatschies in Bayern. Nur ist das Rezept etwas anders. Gibt es auch in einer süßen Version. Cappo war begeistert, googelte nach dem Rezept und fragte bei Steffen in der Küche nach, ob es das ist. Steffen bejahte. Cappo bestellte sich zum Nachtisch noch die süße Version und schickte den Link zum Rezept nach Hause.
„Muss ich unbedingt nachmachen. Schmeckt saulecker gut.“ Ich hatte ein kleines Stück von beiden probiert und konnte nur zustimmen.
Wir planten folgendes: „Morgen fahren wir kurz zum Göltzschtal Brücke und danach weiter nach Bad Lobenstein und sagen Steffi kurz guten Tag. Maximal ne halbe Stunde. Danach besuchen wir einen Schlachter und kaufen original Thüringer Roster und dann ab nach Hause.“ sagte ich und Cappo studiert kurz die Karte, nickte.
11.06.2021 (Tag 4)
Und wieder gab es ein tolles Frühstück. Wir können den Landgasthof Plonbachtal voll weiterempfehlen. Wir erzählten Steffen von unserem heutigen Plan und plauderten auch noch über andere Dinge.
09:30 Uhr war der Abschied erledigt, die Moppeds bepackt und Abfahrt.
Die Göltzschtal Brücke erreichten wir schon nach 29km.
Die Ortsnamen, die mit der Endung „grün“ endeten, nahmen wieder zu. Ich zählte schon gar nicht mehr mit. Fest steht, das es wirklich sehr viel Grün hier ist und jede Menge Hopfen wird hier auch angebaut. Bestimmt für die Wernesgrüner Brauerei.
Ein paar Fotos machen, eine rauchen und weiter zur Bleilochtalsperre Saalburg in Thüringen. Durch langgezogene weite Kurven die B92 entlang und dann abbiegen auf die etwas langweilige B282.
Uns ist aufgefallen, dass manche Orte zwar Ortseingangsschilder haben aber keine Ortsausgangsschilder.
„Das ist die größte Talsperre Deutschlands. sagte ich. Cappo wollte es nicht glauben und googelte nach. „Man kann von keiner Stelle aus, den ganzen See überblicken.“ ergänzte ich. „Doch, vom Hubschrauber aus.“ konterte Cappo. Recht hat er.
Eine kurze SMS an Steffi, unserer gemeinsamen Urlaubsbekanntschaft der Familie: Wir kommen gleich.
Wir wurden schon erwartet als wir vor ihrer Tür angekommen sind. „Wird aber nur ein Kurzbesuch.“ sagte ich zu Beginn unserer Unterhaltung. „Keinen Kaffee und keinen Kuchen bitte.“
Nebenbei gab uns Steffi einen Tipp für den besten Schlachter in Bad Lobenstein.
„Wir behalten Ostern 2022 im Auge, dass wir uns wieder mit Dennis und Co. in Schwarzenborn treffen.“ sagte ich beim Abschied.
Wir hauten unseren Tank voll und fuhren zum besagten Schlachter. Fleischerei Piltz.
Sowas haben wir noch nicht erlebt und Bedarf einer Beschreibung.
Wir also in den kleine Schlachterladen rein mit folgendem Wortlaut:
“Schönen guten Tag. Wir sind auf der Heimreise nach NRW. Wir möchten Thüringer Roster mit nehmen anstelle irgendwelcher Andenken.“
Die gut statuierte Dame kam mit einem leichten Thüringer Dialekt in Redefluss:
„Gerne. Wieviel dürfen es denn sein?“
Wir: „Bitte einmal 13, einmal 10 und einmal 3. Die will ich heute Abend noch grillen.“
Sie: „Alle 26?
Wir: „Nein, heute Abend nur 3. Können sie die getrennt einpacken je in eine Plastiktüte oder so? Wir haben noch ein paar Stunden zu fahren. Und hätten Sie vielleicht auch einen Beutel Eis zum kühl halten? Wir transportieren sie in einem Motoradkoffer.“
Sie: „Ja, das geht natürlich. Und wenn sie so scharf auf Thüringer Spezialitäten sind, da habe ich was für sie.“
Jetzt legte sie ihre Verkaufskunst an den Start und erklärte und erklärte. Sie gab uns reichlich zu probieren. Wir ließen uns einige Spezialitäten einpacken.
Am Ende hatten wir eine prall gefüllte Tüte mit verschiedenen Wurstsorten und einen Block Eis dazu.
Der Koffer war voll und wir ein paar Euro ärmer und Pappsatt. Vor der Fleischerei stand ein Bratwurststand und verkaufte Roster im Brötchen. „Die Reisebratwurst unterwegs kriege ich wohl nicht mehr rein.“ stöhnte ich. Cappo auch.
Die Rücktour sollte so viel wie möglich über die Landstraßen führen. Auch Thüringen hat tolle Bundesstraßen mit flotten Kurven mit Top-Asphalt. So jedenfalls auf der B90 und B85.
Wobei wir in Saalfeld eine mittlere Kriese bekamen. Baustellen, Umleitungen und viel Verkehr.
Wir verließen hier die B85 und schwenkten auf die L1112 über Schwarzburg. „So eine Stecke möchte ich zu Hause auch haben. Die ist ja mal so richtig geil.“ sagte Cappo. „Wir können sie ja aufrollen und mitnehmen.“ fiel mir als Antwort ein.
Ungefähr bei den Pennewitzer Teiche waren wir bei einem lustigen Schauspiel dabei. Vor uns 3 Autos und ein Wohnmobil. Der ganze Tross wurde angeführt von einer Simson, die flott durch die Kurven segelte und nie unter 65km/h kam. Keiner der vor uns fahrenden traute sich an der Simson vorbei und auf einer der wenigen kurzen Graden machte sie richtig Dampf. 90 Sachen volle Pulle.
Das ging ein paar Kilometer so, bis sie dann mal abbog. Uns hat es Spaß gemacht dem Treiben zu zuschauen.
Um nicht wer weiß wie spät zu Hause anzukommen bogen wir Trassdorf auf die A71 und dann der A4 weiter zu folgen. Auf einem Rastplatz schauten wir uns nochmal die Karte an. Ich schlug ihm vor: „Lass uns bis Wommen fahren und dann auf der B400 bis wir wieder auf der B7 landen. Die B7 ab Eisenach ist zu langweilig. Außerdem sind wir die schon ein paarmal nach Hildburghausen gefahren.“ Er stimmte zu.
Bei Bischhausen begann schon die A44. Das wusste ich nicht. „Mal sehen wie weit die hier mit der A44 schon sind,“ rief ich Cappo bei der Auffahrt zu. Sie ging weiter als ich dachte. An Hessisch Lichtenau vorbei und da ist die letzte Tankstelle vor der Autobahnauffahrt gen Heimat, wenn nicht eine neue bis Kassel Ost gebaut worden ist. Ist nicht, also ein paar Meter nach Kassel rein und noch mal volltanken.
Wir spulten die Autobahn ab bis zum Rastplatz „Roter Heller“ an der A33. Wie immer überkam uns das sonderbare Gefühl: „Ich könnte schon wieder umdrehen.“
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„Dieses Jahr machen wir bestimmt noch ein paar schöne Touren.“ sagte er als es weiterging.
„Klar, das Jahr ist noch lang.“ antwortet ich. „Nur wir.“ fausteten wir uns zu.
Mit einer halben Stunde Verspätung kamen zu Hause an. Ted, der zukünftige Asphaltpirat empfing uns mit einer Freude, die einem die Haare zu Berge stehen lässt.
„Papa, Papaa, Opa, Oppaa…..“
Nicht mehr lange und wir nehmen ihn mit und etwas später, so hoffe ich, ist er mit seinem eigenen Motorrad dabei.
Bis dann…