„Unser diesjähriger gemeinsamer Motorradurlaub fällt dieses Jahr ganz schön klein aus!“, sagte ich im Anfang Mai zu meiner Frau.
„Wieso klein? 14 Tage Slowenien, Italien und Kroatien ist doch nicht klein!!“, brummte sie zurück.
„Naja“, druckste ich herum, „er zieht zum Monatsende mit seiner Freundin zusammen, eine Wohnung haben Sie schon – du weißt doch – Nachwuchs im Anmarsch“, klärte ich sie auf. „Und Eurer Urlaub?“, harkte Sie neugierig nach.
„Wir haben nur 4 Tage Zeit, da müssen wir was draus machen, auf keinen Fall Ausland“, kam die Antwort zurück. Letztes Jahr hatten wir auf dem Rückweg aus den Pyrenäen viel Zeit für die nächste Urlaubsplanung und entschlossen uns für Kroatien – und weil es so nah bei Italien liegt, nehmen wir das Land liebend gerne mit.
Inhalt: Bericht – Karte – Daten – Bilder
SO DER PLAN
„Was tun? Und wohin?“, fragt mein Sohn als die Unklarheiten aufkamen. „Auf jeden Fall weg! Ich hörte, dass es im Odenwald schön sein soll…“. „Ok, lass mal googeln!“, und die Planung ging los.
Schnell wurden wir uns einig, wenn Odenwald, dann auch Spessart, Rhön und Taunus. Ganz schön happig, denn schließlich sind und bleiben wir in Deutschland. Das heißt: Viele kleine Orte, viele Radarfallen und nix mit stundenlangen Touren ohne einer Menschenseele zu begegnen wie in den letzten Jahren.
Die Route war relativ schnell ausbaldowert, für den ersten Tag – den Abfahrtstag. Schnell gen Süden über die A33 bis die zu Ende ist, lächerliche 55 km. NRW ! Querfeldein nach Schotten – Vogelbergkreis vorbei mit Halt am Twiste- und Eder-Stausee. Hessen !
Warum fliegen Fliegen immer schneller vor ein sauberes Visier als vor ein ungeputztes? Eine Frage die mir immer wieder in den Kopf kommt wenn ich es grade gereinigt habe und am Edersee stehen die Häuser auf den Kopf… äh Dach. Lustig anzusehen. Für mich war auch das Kloster Heina ein Ziel das wir ansteuern mussten. Gellershausen, ein tolles Örtchen und in Ziegenhain gab es ein leckeres Eis. In Alsfeld gab es Geld, weil ich endlich einen Bankautomaten gefunden habe, bei dem ich ohne Gebühren Geld abheben konnte.
Bei Stumpertenrod, Ruppertenrod, Sellnrod, Seibertenrod und Engelsrod… – nein, nein ich verarsche euch nicht, diese Orte gibt es wirklich – haben wir gesamt eine sehr schöne Gegend gefunden.
Vorbei am Hoherodskopf (den kannte ich schon) und der Ohmquelle suchten wir in Schotten die alte Rennstrecke, die leider Teil des Ortes geworden ist. Ab in Richtung Altenhain vorbei an Schreinersmühle und Löbsackmühle nach Freiensee, eine wunderschöne „Guckmalstrecke“. Wir konnten uns aber nicht verkneifen die B276 zurück nach Schotten und wieder zurück nach Laubach zu fahren. Man sagte uns da gäbe es sogar eine Applauskurve und der Verkehr wird streng überwacht. Aha. Danke für den Tipp.
Weiter durch die Prärie über Ulfa, wo uns sogar ein Storch mit Geklapper begrüßte und in Stornfels die Gänse mit Geschnatter, wieder nach Schotten, eine Übernachtung suchen.
Das im Ausland die Übernachtungen mit Frühstück um ein wesentliches günstiger sind als hier in Deutschland, wussten wir von vorn herein. Beim Abendessen diskutierten wir wiedermal über die unterschiedlichen gefahren Kilometer. Die GPZ hatte an diesem Tag 363, die XJ 383 und der Tracker nur 359,6 km aufgezeichnet. Aber das kennen wir ja schon aus den unzähligen Touren, die wir schon gefahren sind.
Am nächsten Tag, die Sonne schien wieder volles Rohr, sollte das erste Hauptziel Schloß Mespelbrunn sein. Die wilden Ortsnamen ließen ein Grinsen aufsteigen – Bösgesäß, Leisenwald, Streitberg. Die einzige Tropfstein-Höhle in Hessen, die Teufelshöhle war leider geschlossen und nun versagte auch noch die Batterie der GPZ. Der Grund war schnell gefunden: Die ist trocken wie die Wüste.
„Na und, anschieben, da unten ist eine Tanke, da schauen wir erst mal nach destillierten Wasser, und hoffen das sie sich wieder erholt“ sagte ich so ganz ohne Sorgen. Batterien für unsere Motorräder gibt es überall auf unserer Tour, da hatten wir schon ganz andere Probleme gelöst.
Weiter über die Sperlinger Warte, für Motorradfahrer nur 60km/h erlaubt, in den Main Spessart Kreis. Kleine Pause am Viadukt und raten wie weit es wohl bis Bayern ist. Über Obersinn, Mittelsinn und Burgsinn (Untersinn haben wir nicht gefunden) weiter nach Fellen und Burgjoß Richtung Main.
In Steinbach am Main schauten wir uns eine Staustufe an, die in „Die Sendung mit der Maus“ erklärt wurde. „Was du alles so weißt!“ sagte Cappo. „Ich schau ja auch die Sendung mit der Maus“, sagte ich grinsend.
Hinter Lohr geht es wieder Richtung Spessart über die B26. Wir wollen doch noch nach Mespelbrunn. Hochspessart – wir kommen. Zwischendurch war auch eine kleine Pause an einem „Wirtshaus am Spessart“ – Motorradtreffpunkt – am Naturpark Hessischer Spessart, drin.
Eine Weitere war dann am Schloß Mespelbrunn, schön anzusehen. Über Unteraulenbach wollten wir über den Berg auf die Hochstraße zurück Richtung Main, das wurde nix, weil der Berg obenauf für Motorradfahrer gesperrt war. Also führte uns die Route über Wildensee und Altenbruch durch eine wunderschöne Landschaft.
Weiter den Main entlang überfuhren wir zwischen Marktheidenfeld und Wertheim die Grenze nach Bayern weiter Richtung Süden und Westen taten sich ganz schwarze Wolken kund die wahrlich nicht Gutes verhießen. Wir kamen noch trocken bis Kreuzwertheim, wo wir auch schnell eine tolle Übernachtungsmöglichkeit fanden.
Ja und dann fing es an zu schütten, Donner und Blitz, Unwetter auf dem Durchmarsch. Wir saßen im Trocknen und freuten uns ein Loch in Bauch und planten anhand unserer Karten den nächsten Tag. Querbeet durch den Odenwald.
Der nächste Morgen wurde uns durch Nieselregen vergrault, allerdings mit einem tollen Frühstück versüßt. Etwas später als geplant so gegen 10:30 Uhr machten wir uns auf den Weg mit dem heutigen Ziel Edingen-Neckarhausen, meine Freunde besuchen. Dort konnten wir auch übernachten. „Luftlinienmäßig sind das geschätzte 120 km – dafür brauchen wir über Land den ganzen Tag.“ sagte ich grinsend bei der Abfahrt, denn wir fahren garantiert nicht den kürzesten Weg.
Den Main entlang bis Miltenberg und dort überquerten wir ihn, den Main. Ab in in den Main-Tauberkreis. Der Regen lies nach und die Sonne kam durch. Am Schiffsanleger zogen wir die Regenkombis aus. „Ey! In Wellbach fahren wir mal wieder in Richtung Hessen, noch ein bisschen den Odenwald durchkreuzen! Rief ich Cappo bei einer Bummelfahrt zu und bin gespannt welche Himmelsrichtung er einschlägt, schließlich ist er der Navigator, und dazu ein sehr Guter.
„Ich höre schon die Nibelungen rufen.“ sage ich so zum Spaß und er kontert: „Ich will aber nach Münster, in der Nähe von Babenhausen.“ Jetzt hatte er mich da liegen: „Münster – Richtung Holland und Babenhausen bei Bielefeld?? Gibs doch gar nicht.“ Tatsächlich gibt es Orte im Odenwald die genauso heißen wie in unserer westfälischen Heimatgegend.
Über Höchst entlang der B45, B426 und dann links auf die Odenwaldstraße. Eine Kaffeepause in Modau, eine kurvenreiche Strecke ab Huxhohl und hin zum Felsenmeer in Lautertal und weiter über die Nibelungenstraße B47, bei Glattbach und Schlierbach genossen wir die Super Aussichten vom Berg herab. B38, Mörlenbach Richtung Wald- Michelbach – Superstraße, klasse Kurven, schöne Aussicht und Wochenende für Motorradfahrer gesperrt. Wie viele Strecken im Odenwald. „Von den Straßen her gefällt mir der Odenwald besser.“, sagte Cappo. „Und von den Strecken erst recht.“, tat ich meine Meinung dazu.
Von Wald-Michelbach nach Hirschhorn am Neckar, die Neckarstraße entlang Richtung Rothenberg, Beerfelden – absolute Sahne zum Fahren und schauen. Beerfelden gefällt mir als Stadt auch sehr gut.
„Unser nächstes Ziel soll das Hesseneck sein, vielleicht finden wir dort so etwas wie ein Dreiländereckstein oder so.“, sagte ich nach einer gemütlichen Zigarettenpause. „Wieso Dreiländereck?“, fragte mein Sohn. „Irgendwo dort in der Nähe treffen Bayer, Baden-Württemberg und Hessen zusammen“, klärte ich auf. „Aha, auf los geht’s los. LOOS!“ sagte er und es ging los – das 3 Länder Eck suchen. Für Geocacher: 49°34’39.2″N 9°06’09.7″E 🙂 Ganz in der Nähe war wieder einmal die Römische-Limes-Grenze ausgeschildert, wir fuhren aber daran vorbei.
Ab Eberbach blieben wir in Baden Württemberg und fuhren den Neckar entlang bis Neckarsteinach um nach Abtsteinach zu gelangen. Weiter über Buchklingen nach Gorxheim Richtung Griesheim an der B3. Dort verabschiedeten wir uns für heute von den Bergen, denn vor uns wurde das Land flach. Man kann sich das gar nicht vorstellen wenn man das nicht gesehen hat. Rechts Berge, links ein Fluss und dahinter ist der nächste Hügel weit weg.
Bis zu meinen Freunden in Edingen-Neckarhausen war es nur noch ein Katzensprung. Mit überschwänglicher Freude wurden wir aufgenommen und ein toller Abend war garantiert. Spät ging es ins Bett.
Der nächste Morgen war bescheiden. Regen, schwarze Wolken. Dafür wurde lecker und ausgiebig gefrühstückt und die Abfahrt durch Interessenaustausch immer weiter rausgezögert. Gegen Mittag wollten wir dann aber doch los, ob regen oder nicht. Das Wetterradar war hilfreich oder auch nicht. „Wenn Ihr nicht allzu schnell fahrt, schiebt ihr die Regenfront vor euch her.“, so sagte mein Kumpel, als wir ihm erzählten, dass wir den Taunus auf dem Heimweg noch mitnehmen wollten.
Der Abschied fiel nicht leicht und wir fuhren los, erst mal auf die Autobahn Richtung Frankfurt. Auf einem Rastplatz in Bensheim machten wir die 50:50 Chance, dass es regnet oder nicht. Ich zog den Regenkombi an (50%) mein Sohn nicht (50%), denn den Taunus konnten wir knicken. Rabenschwarz in die Richtung soweit das Auge sehen konnte.
Wir beschlossen, den Schwalm-Eder Kreis gemütlich als Abschluss zu durchqueren. Und siehe: Allein zwischen Rauschenbach und Rosental, Richtung Medebach, war das Fahren auf trockener Straße ein Vergnügen pur. Ein letzter Zwischenstopp am Diemelsee und flux über die A33 gen Heimat, denn es fing wieder an zu regnen. Ja auf den letzten 5 km vor unserer „Haustür“ wurden wir sogar richtig durchnässt.
„Aber schön war es trotzdem wieder.“, sagte mein Sohn als wir die Motorräder abrüsteten. „Aber allemal.“, konnte ich nur bestätigen. „Kroatien ist aber noch nicht gestorben“. „ Ok! Wäsche wechseln, Öl auffüllen und Abfahrt!“, sagte ich bestätigend. Wobei mir mein Ölverbrauch langsam ganz schön Sorgen breitet und ich es bis zur nächsten Tour garantiert behoben habe.
Na denn….FFN
Daten:
- Gefahrene Kilometer:
- XJ: 1493
- GPZ: 1419
- Tracker: 1398
- Benzinverbrauch ø:
- XJ: 4,67 ltr.
- GPZ: 4,22 ltr.
- Ölverbrauch:
- XJ: 2 ltr.
- GPZ: 0,25 ltr.
Alle Bilder: