…unsere 4te Tour vom 29.6.2003 – 09.07.2003
Gardasee und Dolomiten = 11 Tage Tour
Prolog:
Ich las in unserem Reisetagebuch vom letzten Jahr:
„Eigentlich sind 8 bis 10 Tage zu wenig die wir unterwegs sind. Für nächstes Jahr planen wir mehr ein.“Aber erstens kommt es immer anders und zweitens als man denkt. Das ging mir erstmal durch den Kopf als ich wieder einmal unser Büchlein durchblätterte.
„Es funktioniert organisatorisch nicht, mehr als 10 Tage weg zu bleiben.“ sagte ich zu Cappo bei unserer Planung für die Reise, die wir Anfang März endlich mal in Angriff nahmen.
Er stimmte protestierend zu: „Es ist wie verhext. Also wieder nur n Kurztrip!“
„Lieber n Kurztrip als gar keine Reise.“
Wir planten gar nicht weiter. Wir riefen bei dem uns bekannten Belgier in Gargnano am Gardasee und bei Hanni Albergo Klostersepp in Klausen Südtirol an und gaben unsere Reisetermine bekannt.
„Geritzt und gebongt.“ sagte ich.
„Gebucht…“ verbesserte mich meine Frau
29.06.2003 – Tag 1
Morgens 08:00 Uhr. Kilometerstände 64010 und 71553. Gepackt, Vollgetankt, Sonnenschein und gute Laune.
Wir verabschiedeten uns von Frau, Mutter und den Nachbarn.
Alle wünschten uns eine „gute Reise“ und einen „schönen Urlaub“ und den Sprüchen „Macht keinen Blödsinn und kommt gesund wieder.“ rollten wir vom Hof.
Die Autobahn war wieder elendig lang.
Hinter München machten wir unsere erste vernünftige Pause. So richtig mit Beine hochlegen und Löcher in die Luft starren.
„Die Rumeieiern auf der Bahn nervt!“ meinte Cappo.
„Wir können ja die An und Abreise über Land ja mal mit in die Urlaubsplanung einplanen.“ Antwortete ich. „Dann dauert die Fahrt nach Südtirol halt 2 Tage. Stell ich mir gar nicht so schlimm vor.“
Diese Idee gefiel Cappo auch. „Fangen wir sofort mit an.“
Unsere weitere Anreise verlief am Kochelsee vorbei und die altbekannte Route durch Österreich.
Auch die Maut in Italien sparten wir uns fast ein. Wir fuhren so viel wie möglich die SS12. Lediglich die großen Städte die keine Umgehungsstraßen hatten, wie Bozen, Trento und Rovereto, umfuhren wir auf der Autobahn. Nord drauf und Süd wieder runter.
Nach 13 Stunden Fahrt kehrten wir in der Pizzeria Nationale in Riva ein. Kohldampf bis unter beide Arme. Wir wissen das der Belgier in Gargnano zwar kochen kann, aber nicht unseren Geschmack trifft.
Leicht müde und satt: „Auf zur letzten Etappe…“ und wir machten uns fertig die Panoramastraße Gardesana Occidentale entlang zu fahren.
Verkehr kaum vorhanden. Wir überholten ohne Probleme die Schauinsland Fahrer, die mehr schauten als fuhren.
Allerdings machte uns ein Mecedesfahrer mit Italienischen Kennzeichen Probleme. Während er mich ohne Probleme vorbeifahren lies, trat er bei Cappo auch ordentlich auf den Pinn. Cappo pinnte nach, war aber dann zu schnell für die nächste Kurve und klatsche, zum Glück im spitzen Winkel, an eine Mauer. Einen gewaltigen Sturz konnte Cappo noch abfangen, dennoch ging er zu Boden….
Nur leichte Blessuren, dank vernünftiger Motorradklamotten (naja, Baggy-Hose ist zwar nicht direkt fürs Mopped, tat aber dank dickem Stoff seinen Dienst und schürfte nicht auf) nichts allzu Schlimmes passiert. Blöd nur, dass er seit der Pizzeria keine Handschuhe mehr anhatte – ergo: Handgelenk aufgeschürft. Kawaschaden kaum der Rede wert. Mir flogen die Knochen und gleichzeitig stieg die Wut in mir hoch. Sch…. Spagetti im Mercedes.
Über den Unfall sprachen wir später im Hotel ausgiebig und die Wunden versorgten wir auch, soweit es möglich war. Sein Knie wurde langsam bunt. Kühlung tat lindern.
Ein Stoßgebet zum Himmel das nicht mehr passiert ist.
„Unser 2.ter Crash auf den vielen Kilometern die wir schon abgespult haben. Hoffentlich auch der letzte.“ Dachte ich laut beim zu Bett gehen.
Er: „Und beide in Italien hier am Gardasee.“ Ich:“ Wir sollten den Ort in Zukunft meiden.“ Er: „Nä! warum? Dafür ist es zu schön hier.“
Recht hat er.
30.06.2003 – Tag 2
Bei dem ausgiebigen Frühstück planten wir den heutigen Tag. Der Unfall war fast vergessen, wenn die Blessuren nicht wären.
„Was hältst du davon, wenn wir eine Apotheke aufsuchen und dir Salbe, Tabletten, Verbandsmaterial und evtl. n Gipsverband kaufen und wir dann nen schönen Badetag einlegen?“ fragte ich ihn.
„Apotheke und Salbe ok, Baden auch. Den Rest kannst du knicken. Die Pelle brennt ganz schön.“
In einer Apotheke in Gargnano, mit einer sehr netten, kompetenten und hübsch aussehender Verkäuferin, bekamen wir das gewünschte um die Verwundung zu mildern und fuhren auf der Fähre über den See.
„Auf zu unserem Badestrand.“ sprachen wir und ließen es gemächlich angehen.
Das Abendessen genossen wir wieder in Gargnano. Eine Pizzeria direkt am See auf einer Terrasse. „So herrlich kann Urlaub sein.“ sagte Cappo und im fast dunklen machten wir uns an den Aufstieg Richtung Hotel, wo wir im Gesellschaftsraum proppenvoll mit Gästen, den nächsten Tag vorplanten.
01.07.2003 – Tag 3
Über Valvestino, Idrosee, Bagolino, Valle Dorizzo um den Monte Matto rum führte der Anfang unserer Tour. Ein Schotterweg zwischen Croce Domini und Maniva. Die Troposcatter-Antennen lagen auf dem Weg zum Passo Maniva ganz nah und wir fuhren so nah wie möglich ran. Heiko musste sich verewigen, indem er sie signierte.
Wir genossen Aussichten auf den Weg nach Dasdana, Collio und Mamentino die mindestens eine Zigarettenlänge dauerte.
Ich will hier nur noch die grobe Route beschreiben. Die Landschaft und die Gegend sind einfach wunderschön. Weitere Orte die wir durchfuhren waren: Vestone, Lodrino, Iseo, Brescia haben wir gemieden, bei Gardone ins Val di Sur San Michele – traumhaft und noch mal ins Gebirge mit kleinsten Sträßchen nach Gaino. Abendessen in Bogliaco und ab ins Hotel.
„Dieser Tag war traumhaft und es ist eine tolle Gegend hier.“ sagte Cappo und ich konnte nur zustimmen. Wir hockten noch spät abends über unsere Karten und baldowerten unsere Tour für den nächsten Tag aus. Grobe Richtung stand fest – Richtung Osten und Süden.
Ein Gast des Hotels, auch Motorradfahrer kannte sich in der Richtung aus und sagte nur: “Nehmt das Navi mit, ohne Navi kommt ihr dahinten nicht zurecht.“ Cappo meinte dazu trocken: „Navi haben wir nicht. Wir haben Karten.“ „Na dann viel Spaß und gute Fahrt“ wünschte er uns.
02.07.2003 – Tag 4
Unser erstes Ziel hieß wieder Tremosine. Kurz vor Limone links den Berg hoch. Strada della Forra. Wir endeckten durch Zufall ein paar alte Kopsteinpflasterstraßen. Eng wie Hulle und für den öffentlichen Verkehr gesperrt. „Kehren“ da blieb uns die Luft weg. „Wer ist denn hier früher lang gefahren?“ fragten wir uns.
Um den „Teich“ rum nach Malcesine suchten wir den Weg zum Monte Baldo hoch und drüber hinweg bzw. dran vorbei. Der Weg führte uns über Prado durch das Valle de Molini nach Avio und Erbezzo.
Kreuz und quer über Straßen die keinen Namen und keine Bezeichnung haben sind wir auf dem Monte Grappa gelandet.
Vicenza und Verona ließen wir links liegen und fuhren genau solch kleine Straßen wieder Richtung Gardasee.
„Jetzt weiß ich was der Motorradfahrer gestern meinte von wegen Navi und so.“ sagte Cappo bei einer Pause. „Hier verlaufen die Straßen nur von Nord nach Süd und dazwischen sind diese Marmorberge.“
Wir kurbelten uns um die Berge, manchmal auch drüber nach Peri und Affi.
Ein Aufschrei von Cappo ließ mich zusammenfahren: „Der erste MC Donalds in Italien!!“
Klaro, dass wir den erstmal testeten. Es war sogar der erste MCD den wir auf unseren gesamten Routen im Ausland ausprobierten.
Wir schlurften auch durch das riesige Einkaufszentrum nebenan.
Über Peschiera nach Sirmione. Wir schlenderten zur Burg, gönnten uns ein leckeres Eis und sahen zu, dass wir vom Acker kamen.
„Ist ja ganz nett hier aber diese kleinen Fliegen machen mich kirre.“ waren wir uns einig.
Millionen kleiner weißer Fliegen in einem Kubikmeter, die in der Dunkelheit jedes Licht anflogen. Trotz der Wärme ließen wir während der Fahrt von der Halbinsel die Visiere zu. „sonst summt es im Helm.“ „Und blind im Auge.“ frotzelten wir uns zu.
„Zu Abend essen wir mal im Hotel.“ schlug ich vor. Ein Daumen hoch von Cappo signalisierte „OK“.
Es dauerte noch eine ganze Weile bis wir wieder im Hotel waren. Ich verspeiste Straußenfleisch mit Rukola und Cappo einen riesigen Berg Nudeln.
„Wie schmecktes?“ fragte er als er mich anstrengend kauen sah. „Zäh wie Hulle. Der Rukola ist das beste vom Ganzen. Und deine Nudeln?“ „Schmecken bei Mama besser.“ seine Antwort.
Wir fragten in die Runde was es mit der Kopfsteinpflasterstraße bei Tremosine auf sich hat.
Der Belgier erklärt uns die „Alte Ponale Straße„. „Das muss ich später nochmal nachlesen.“ sagte ich als er fertig war. Mit einer halben Flasche Rotwein im Kopf verstand ich nicht mehr all zu viel. Dieser kam mir später auch postwendend mit dem Straußenfleisch aus dem selbigen.
- (Auszug aus Wiki): Die Ponalestraße wurde von 1848 bis 1851 durch Giacomo Cis erbaut, um das Ledrotal mit dem Gardagebiet zu verbinden. Zu Ehren ihres Erbauers wurde sie nach ihm benannt (Sentiero del Ponale di Giacomo Cis).[2] Sie war damit die erste und einzige direkte Verbindung vom Gardaseegebiet in das Ledrotal und beendete dessen Isolation.
03.07.2003 – Tag 5
„Heute fahren wir mal frei Schnauze, mal sehen wo wir so lang kommen.“ bestimmte Cappo den Tag und ich hatte nichts dagegen.
Weil uns Tremosine immer noch so gut gefiel, nahmen wir das wieder mit. „Schöner als die Panoramastraße.“ waren wir uns einig und wir hatten es ja nicht eilig.
Vorbei am Ledrosee (schon X-mal gesehen) über Storo ins Val del Concei. Die Strecke ist zwar eine Sackgasse ist aber herrlich zu fahren und es gibt reichlich himmlische Aussichten.
Gerne noch mal den Tremalzzo hoch und einen Halt am Wasserfall Cascata Ampola.
„und jetzt mal ganz das Val di Daone hoch, war ja letztes Mal auf halber Strecke gesperrt.“ endschied der Navigator.
„Top!“ war meine Antwort.
Wir kamen tatsächlich bis zum Lago di Malga Bissina Stausee und wir waren nicht die einzigen Motorradfahrer hier oben. Aber erst mussten wir durch einige Tunnel durch vorbei am Lago di Malga Boazzo. Einfach herrlich diese Sackgasse, kühl und ruhig hier oben.
Weiter Orte und Route kurz notiert: Roncone, Val die Breguzzo, Tione, Passo Durone, Val di Lomaso, runter nach Cavedine, San Martino, Loppio. Das sind wir alles schon mal gefahren und ist in früheren Berichten ausführlich beschrieben.
Kurzerhand beschlossen wir in Rovereto einen Motorradhändler aufzusuchen und mit Glück einen neuen Bremshebel zu bekommen.
Tja, was soll man da sagen: Mit den dummen ist Gott und den saudummen hilft er. Freu, freu.
Wir bekamen das gute Stück das sich beim Sturz am ersten Tag leicht verbogen hatte.
„Nächstes Ziel: Lago di Caldonazzo.” Kein Einwand meinerseits. Kreuz und quer über kleinste Verbindungslinien auf der Karte durch Orte wie: Besenello, Passo die Campogrossa, Piano delle Fugazze, Valdagno, St. Petro, Badia und Cavalena wühlten wir uns wieder Richtung Gardasee mit dem Ziel: Pizzeria Aril. Dort gibt es die leckerste und größte Pizza weit und breit.
Es ist spät geworden und wir nahmen wieder die Fähre über den See. Gottlob haben wir schon gegessen.
„Morgen geht’s nach Hanni. Ich freu mich schon auf die Alpen dort.“ so grinste mich Cappo an und sprang ins Bett. Ich saß auf dem Balkon, rauchte noch eine und genoss die abendliche Aussicht auf den Gardasee.
„Jetzt waren wir 4 Mal hintereinander hier. Es gibt noch mehr schönes in Europa.“ sagte ich zu ihm als ich mich auch flachlegte. Er bekam nichts mehr mit. Leises schnarchen war die Antwort.
04.07.2003 – Tag 6
Nach dem Frühstück war das packen und nach dem packen die Verabschiedung.
Wie immer sehr herzlich und auf ein baldiges Wiedersehen.
„Ruhig weg und genießen?“ fragte Cappo bei der Abfahrt. „Jupp, wir haben den ganzen Tag Zeit.“ kommentierte ich.
Teils bummelten, teils ging es auch mal etwas flotter, über verschiedene Pässe zwischen Süd Tirol und Venezien bis an die Grenze des Friauls.
Unseren Lieblingspass, den Passo di Giau, ließen wir natürlich nicht aus.
Gezählt haben wir die ganzen Pässe nicht. Heute nicht. Wozu auch? In diesem Urlaub wollten wir keinen Rekord im Pass, Joch und Sattelüberquerung aufstellen. Die meisten haben wir in unseren früheren Touren schon ausführlich überquert und beschrieben.
Vielleicht ändert sich das ab morgen.
Irgendwo in diesem herrlichen Gebirge fiel mir Hannis Erklärung der 3 Übergänge wieder ein und bei einer ausgiebigen Espressopause versuchten wir das wieder zusammen-zubringen.
Am frühen Abend trudelten wir bei Hanni ein. Wir freuten uns auf die Pizza bei Klaus wie kleine Kinder die in ein Süßigkeiten Topf gefallen sind. Wir können bestätigen, dass im Umkreis von 870km unseres Heimatortes, Klaus die zweitbeste Pizza macht die uns schmeckt. Wobei wir uns immer noch uneins sind, ob nicht der Torrglkeller in Klausen die zweitbeste Pizza macht. An dritter Stelle ist auf jeden Fall die Pizzeria in Cassone, Pizzeria Aril.
Wie immer war die Begrüßung famos. „Da seits ihr Kurvenkratzer ja wieder.“ erfreute sich Paul, und “wie war eure bisherige Tour so?“
Hanni konnte es sich nicht verkneifen uns wieder ihre berühmten Tipps zu geben. Wir nahmen sie aber auch gerne an.
Wir fühlen uns richtig heimisch hier.
05.07.2003 – Tag 7
Hanni ihr Frühstücksbuffet ist immer reichlich und mit Leckereien gedeckt und wir schlugen richtig zu.
Cappo machte mir den Tourenvorschlag, den er gerne fahren möchte. „Letztes Jahr haben wir doch die „Abkürzung“ gefunden. Wollen wir mal schauen ob die weiter ausgebaut ist?“ Hanni setzte sich zu uns und wir erklärten unsere Route. Sie sprach:“ Ja wenns den Mendel runterfahrt, dann könnts auch mal bei an den Eislöchern bei Eppan anhalten. Mit den Motorrädern könnts da gut halten. Ihr müsst nur ein wenig in den Berg laufen.“
„Ok.“ sagte ich. „Den Tipp nehmen wir dankend an. Und wenn wir schon mal da sind, schauen wir auch mal an der Pension Tannhof vorbei. Die ist in Unterplanitzing. Das ist auch da ganz in der Nähe.“
Hanni und ich plauderten noch gemütlich über zu Hause, meinem Schwager Bernd und andere Dinge bis Cappo ungeduldig sagte: “Wollen wir nicht mal langsam los? Es ist schon 11 Uhr durch.“
Wir fuhren natürlich nicht die SS12 nach Bozen, sondern nahmen wieder den Weg wie letztes Jahr. Barbian, Lengstein, Oberbozen. Von Bozen Richtung Meran dann doch die neue Schnellstraße und über Lana nur mal eben zum Gampenjoch hoch, weil wir falsch abgebogen sind. Wir haben es zwar schnell bemerkt, ließen uns den Spaß aber nicht nehmen. „Das geht halt nur weil wir zu zweit unterwegs sind und es ist uns egal wo wir langfahren.“ sagte Cappo als ich auf dem Gampenpass eine rauchte. „Aber…“ so wendete ich ein „wir fahren jetzt zurück über Völlan nach St.Pankraz. Sonst fahren wir diesen Kreis doppelt.“ und zeigte dabei auf die Karte. Er willigte ein.
Natürlich fanden wir den Weg wieder und es hat sich gegenüber dem letzten Jahr nichts verändert.
Auch den „Pool“ kurz hinter dem Brezenpass fanden wir. Allerdings war er zerstört, was uns sehr störte. „Wer macht denn sowas?“ fragten wir uns. Kopfschüttelnd machten wir uns auf den Weg.
Natürlich bügelte Cappo den Mendel runter als wäre der Teufel hinter ihm her und er will ihm seine Hausstrecke zeigen. Und natürlich fuhr er auch an den Eislöchern vorbei die ich bei Hanni in unsere Karte eingezeichnet habe.
Erst in St. Michael habe ich ihn eingeholt, wo er wiedermal grinsend auf mich wartete. Und natürlich musste ich mir wieder einen Spruch anhören, weil er so lange auf mich warten musste.
Diesmal habe ich mir aber eine raffinierte Ausrede einfallen lassen: „Ich habe da oben auf dem Seitenstreifen schon mal nach den Eislöchern geschaut.“
„Wie? sind wir dran vorbeigefahren?“ – „Ja klar. Wir müssen ca. 3km zurück und dann auf der rechten Seite.“
Ich fuhr vor und wir hielten auf dem Seitenstreifen. Was er nicht wusste war, ich war schon mal hier. Mit meiner Frau vor ein paar Jahren. Zu Fuß von der Pension Tannhof hierher. In einem unserer früheren Familienurlaube.
Als Hanni uns heute Morgen von den Eislöchern erzählte, fielen sie mir wieder ein.
Wir staunten nicht schlecht als wir die eiskalten Winde spürten, die unter den Felsen herausströmten. Wir lasen uns auch die Informationstafeln durch, die dieses Phänomen beschrieben.
„Obwohl wir hier schon so oft langefahren sind, sind mir die Schilder gar nicht aufgefallen.“ sagte er.
„Du bist hier nie langgefahren. Du bist tief geflogen!“ konterte ich. Er grinste.
Ich fuhr auch wieder vor zur Pension Tannhof und Cappo konnte sich daran erinnern, dass er schon mal hier war. Mit seinem Kumpel, den wir mitgenommen hatten. Dem netten Mädchen das hier wohnte, die Tischfußballlandesmeisterschaft die wir gewonnen haben und, und, und.
Über Umwege sind wir zurück nach Bozen und über Oberbozen, Ritten und Lengstein nach Klausen.
„Heute Abend essen wir im Torgllkeller. Vielleicht werden wir uns ja heute einig wer die 2. beste Pizza macht. Klaus oder der Keller“. sagte ich so vor mich hin. „Ok. vielleicht finden wir es wirklich raus.“ freute sich Cappo.
Wir sind uns wieder nicht einig geworden. „Da schmeckt der Teig besser“, „da schmeckt das besser und das…“ so ging das ne ganze Weile hin und her. Selbst über das Ambiente wurden wir uns nicht einig.
Wir verschoben die Entscheidung auf später. Wieviel später wird sich noch rausstellen.
„Ich geh Bubu machen, bin ganz schön vollgefressen.“ sagte ich und verabschiedete mich.
„Ich quatsche noch ein wenig mit Paul. Bis morgen und gute Nacht.“
06.07.2003 – Tag 8
Der nächste Morgen war herrlich.
„Kreuz und Quer um die Sellarunde.“
„Au ja. So wie letztes und vorletztes und vorvorletztes Jahr.“ stimmte ich mit ein.
„Jupp, immer der Nase nach.
Die Tour ist kurz beschrieben: Grödnerjoch, 3 Zinnen, Falzarego, Um Marmolada (langweilig), Passo di Giau, Arabba, Falzarego, Würzjoch.
Eine schöne Halbtagestour mit 330km.
Wir waren relativ früh zurück. Ich saß noch draußen. Ein kühles Getränk vor mir und nette Gespräche mit den hiesigen. Unter anderem habe ich auch viel über den MC Falken bei Ratschings erfahren.
Cappo hingegen wollte noch mal ins Dorf. Hanni regte sich jedes Mal auf wenn ich sage:
“Ich gehe ins Dorf.“ „In die Stadt!“ verbessert sie mich.
Warum Cappo mit dem Motorrad in die Stadt fährt ist schon komisch. Ich sollte es später erfahren.
07.07.2003 – Tag 9
Er kam gestern spät nach Hause und ich lag schon im Bett.
Ich habe nicht nachgefragt was er gestern noch so lange getrieben hat. Er sagte mir: „Ich hab mich mit der Dorfjugend getroffen und wir waren in der Disco in Klausen.“
Warum auch nicht dachte ich mir.
„Ich treffe mich heute Abend noch mal mit Ihnen.“ gestand er.
„Kein Problem. Hätte ich in deinem Alter auch gemacht, als immer mit dem Alten rum zu hocken. Kommen wir also früh genug nach Hause.“
Wir machten uns einen schönen Tag in Bozen. Es war Markt. Wir schlürten durch die Laubengänge schauten hier und da. Ein Eis hier und eine andere Schnabbulierung dort.
Der Hin und Rückweg war der gleiche. Oben am Hang des Eisacktales lang.
Dieser Tag ging schnell um und meine Füße waren platt.
Wir haben noch zusammen gegessen und Cappo machte sich wieder auf den Weg sich mit der Dorfjugend zu treffen. Ich machte mir mit den hiesigen wieder einen schönen Abend, denn Langweilig ist es bei Hanni nie.
08.07.2003 – Tag 10
Unsere heutige Tour führte uns übers Sella Joch, Pordoi, Fedai, Karerpass, Rosengarten und über den Nigersattel.
„Mööönsch!!“ sagte er als wir wieder bei Hanni vor der Tür standen. „Wir wollten doch noch ein Alpenglühn fotografieren.“ „Upps! Da müssen wir Klaus fragen wo wir das noch heute Nachmittag am besten treffen können.“
Klaus erklärte uns die beste Stelle die am noch dazu am schnellsten zu erreichen ist.
„Ihr fahrts über Gufidaun Richtung St. Peters, wo ihr auch zum Würzjoch hochfahrt. Kurz hinter St. Peters ist auf der linken Seite das 3 Mädelshaus, eine Pizzeria. Da habt ihr eine wunderschöne Aussicht auf den Tullen, der höchste Gipfel der Aferer Geisler… Peitlerkofel.“ erklärte er uns.
Wir machten uns auf den Weg und mussten erst a.) gar nicht lange suchen und b.) gar nicht lange warten.
Es war unser letzter Film. „Lass noch ein Bild frei. Das brauche ich noch.“ bat mich Cappo.
Mit dem Motiv im Kasten und mit Wehmut ging es gemächlich zurück nach Hanni.
Es waren unsere letzten schönen Meter die wir auf dieser Urlaubstour absolvierten.
Morgen geht’s gen Heimat. Der Abend verlief so wie die letzten 3 auch.
Cappo weg und ich bei den Leuten in Hannis Lokal.
09.07.2003 – Tag 11
Die Heimreise ging uns sowas von auf den Keks.
Dennoch schmiedeten wir bei unseren vielen pausen schon Pläne für die nächste Tour.
„Wie wäre es mal mit Schweiz, Österreich und Lichtenstein und so…“ schlug ich vor.
Bei einer nächsten Pause: „Wir sind doch im Jugendherbergsverband. Das können wir dann ja mal richtig ausnutzen.“ sagte er.
Wieder später: „Ich besorge uns mal Karten und ein JHB Verzeichnis wo die ganzen Jugendherbergen sind.“
Wir schmiedeten während der Fahrt also schon Pläne für die nächste Tour. Bei den Pausen, davon hatten wir ja reichlich, vielen uns immer neue Sachen ein die wir notieren mussten.
Zu Hause angekommen berichteten wir meiner Frau schon von unserer nächsten Tour die wir geplant haben und bestellten die schönen Grüße aus Klausen.
Meine Frau schüttelte nur den Kopf und sagte: Kommt erst mal rein.“
Fazit:
Die Pässe und Umgebung von Südtirol und dem Gardasee haben wir in unseren vorherigen Touren genug und ausführlich beschrieben. Wir haben zwar unsere Kilometer aufgelistet und Kosten notiert, aber in diesem Bericht wollte ich das mal vermeiden. Im nächsten gibt es ja was Neues.
Übrigens: Die Dorfjugend mit der sich Cappo die letzten Abende immer traf, bestand nur aus einem Mädchen. Das bekam ich aber erst raus als ich die entwickelten Bilder vom
Fotogeschäft abholte. Tja, Jungens halt.
ZDF – Zahlen, Daten, Fakten:
Kawa: 68107 – 64010 = 4097km – 216,08 Ltr. = 223,54€
XJ: 75702 – 71553 = 4149km – 224,65 Ltr. = 231,75€