Vom Mittelmeer zum Atlantik und zurück
Viva la Tierra
Übersicht |
|
Vorwort Vorwort 2 Video Logbuch Galerie Facts Best Rides Tops(folgt) Flops(folgt) Positives(folgt) Negatives(folgt) Next time(folgt) |
Reiseroute Tag 1 (175km) Tag 2 (292km) Tag 3 (315km) Tag 4 (357km) Tag 5 (345km) Tag 6 (120km) Tag 7 (336km) Tag 8 (0km) Tag 9 (202km) Tag 10 (362km) Tag 11 (270km) |
Prolog
Unser diesjähriger Motorradurlaub brauchte ganz besondere Vorkehrungen, denn ganz so viel Zeit zur Planung wie sonst hatten wir nicht. Zuerst galt es zu klären, wie wir kostengünstig mit 2 Motorrädern nach Spanien kommen?
- Option 1: Autozug – zu teuer (~300 Euro p.P./Strecke).
- Option 2: Shuttle – nicht in unserem Zeitplan, zudem muss Mensch selber zum Zielort kommen – unpraktisch und teuer.
- Option 3: Selber mit Motorrad alla „Der Weg ist das Ziel“ fahren – Eigentlich gut, vor allem weil es uns am „Grand Canyon“ in Frankreich vorbeigeführt hätte – allerdings wäre Selberfahren ein riesen Zeitfresser.
- Ergo – Option 4: PKW mit Anhänger. Das war es.
Die Planung begann schon im November des vorigen Jahres mit den üblichen Fragen: Was wollen wir sehen? Was kosten Übernachtungen, Benzin, eventuelle Maut und wo geht’s ungefähr lang auf der Tour. Die Vorabrecherche war gar nicht so leicht, denn wie wir feststellen mussten, gibt es nicht so viele außergewöhnliche Naturhighlights dort (klaro, reichlich alte Gebäude, Pilgerrouten, Pässe und Seen, aber richtig besonders kam uns nur die Grotte Mas D’Azil vor – später mehr dazu). Ganz im Gegensatz zu Schottland, wo man im Internet haufenweise Infomaterial für Touris findet. Somit wälzten wir viele kleine Motorradblogs und Foren, um ein Extrakt schaffen zu können, das für uns richtig gut klingt.
Einen Kollegen, ein Spanier, bat ich, uns ein Hotel oder eine Pension in der Ortschaft Figueres rauszusuchen, mit Preisvorstellung und Unterstellmöglichkeit für 2 Wochen für den Chevy samt Anhänger. Wenn es geht natürlich auch am besten kostenlos. Den Auftrag erledigte er mit Bravour. Somit war unser erster Zielpunkt gesetzt: Sidorme Hotel in Figueres – 1400km von zuhause.
Ok! Lass gehen – Kapelle 🙂
Prolog 2 – Ausführung
Von Angelika, einer gemeinsamen Bekannten, bekamen wir einen Anhänger auf den unsere beiden Motorräder bequem draufpassten. Einen Test inklusive Übungsmaßnahme in Sachen verzurren haben wir im Vorfeld ausbaldowert. Das Zugfahrzeug mit Gasantrieb und genug Kraft um das Gespann locker in Vortrieb umzuwandeln war vorhanden und musste nicht großartig präpariert werden.
Abfahrt 30.05.2013 gegen 22:00 Uhr ist der Plan. Geschätzte Fahrzeit: 16 Stunden, selbstverständlich abwechselnd. Kosten?! Wir werden sehen…
Alles was irgendeinen Kraftstoff bunkern kann – Benzin (1,30€/l) und Gas (0,55€/l), Auto und Moppeds – wurde bei unserem ersten Stopp in Luxemburg vollgepropft. Das war Plan 1 der Reise.
Die weitere (und weite) Anreise verlief völlig unkompliziert, zog sich allerdings sehr. Wir brauchten für die 1431 km rund 17 Stunden. Gekostet hat die Tour mit Gas und Maut komplett 263,03 Euro für beide zusammen. Also knapp 130 Euro pro Person.
Gegen 15:00 Uhr des darauf folgenden Tages waren wir am Ziel: Figueres – Spanien! Sonnig, heiß, windig, schön… und wir waren nicht so kaputt wie erwartet.
Einchecken ins Hotel Sidorme. Der Empfang ist herzlich und in englischer Sprache. Alle sind nett, das Hotel ist sauber und liegt unweit vom Stadtzentrum an einem Einkaufsgebiet. Nachdem die Formalitäten erledigt und die Motorräder vom Anhänger runter waren, haben wir das Zugfahrzeug samt Hänger schön am Hotel geparkt und sind zu Fuß zur Ortbesichtigung und Nahrungssuche aufgebrochen. Anschließend haben wir relativ schnell den Weg ins Bett gefunden. Die Nacht war schließlich lang.
Reiseroute
Spanien 2013 Route auf einer größeren Karte anzeigen
Facts
Anfahrtskosten: 263,03 Euro pro Weg
Gesamtkilometer: XJ: 2780 – GPZ: 2674
Kilometer Mittelmeer-Atlantik: XJ: 1605 – GPZ: 1545
Kilometer Atlantik-Mittelmeer: XJ: 1175 – GPZ: 1129
Verbauch XJ: 130,75 Liter, 210,22 Euro, 4,7Liter/100km, + 1 Liter Motor-ÖlVerbauch GPZ: 126,55 Liter, 185,13 Euro, 4,73Liter/100km, + 0,5 Liter Scottoiler-Öl
(Die GPZ hat einen höhren Durchschnittsverbrauch und weniger Gesamtliter, da die Kilometeranzeigen der Moppeds nicht gleich laufen….)
Durchschnitt Literpreis: 1,46
Billigster Sprit: 1,28 in Androrra
Teuerster Sprit: 1,66 in Frankreich
Hotelkosten zwischen 50 und 75 Euro
Grenzüberschreitungen: IIIII IIIII III (13)
Länder inkl. Anreise: Deutschland, Luxemburg, Frankreich, Spanien, Andorra
Best Rides
Col de Pailheres – nur 2001m hoch – wir kürten ihn zum Col Nr.1 bezüglich Schönheit, Col de St. Martin ist auf Platz 2 gerutscht und der Col de Core auf Platz 3.
Dazu kommt die Route des Cols und die N260 (abschnittsweise)
Der Urlaub beginnt – Tag 1
Abfahrt: 10:00 – Ankunft: 17:30 – Kilometer: 175
Boah ist das stürmisch. Der Blick aus dem Fenster zeigte das Nachbargeschäft, welches Familienzelte zum Kauf anbot. Diese wurden durch den Sturm platt auf den Boden gedrückt und auch in der Gegend verteilt. Aber die Sonne schien und es war warm – 25° – geil!
Nicht so geil der übermäßig starke Wind, der sogar ein Motorrad, welches vor dem Nachbargeschäft stand einfach so umwarf.
Wir konnten auch nicht helfen das Ding aufzuheben, weil ein Zaun das Gelände umgab – und das war ganz schön groß. Also Frühstück mit Kaffeeflatrate (die übrigens die ganze Zeit im Hotel galt) genießen und die Pferde satteln.
Tagesziel heute: Cap des Creus und einen Besuch der „weißen Stadt“ Cadaqués. Den östlichsten Punkt vom spanischen Festland anfahren, einmal ins Mittelmeer hüpfen, an der Küste entlang bis die Berge anfangen und dann in den nächsten 2 Wochen Richtung Atlantik kreuz und quer über die Pyrenäen.
Und erstens kommt es anders…
…und zweitens als man denkt.
Am Mittelmeer in Empuria Brava, waren wir relativ schnell, reinhüpfen war nicht – zu kalt, zu windig. Zum Ausgleich sind wir über einen Markt geschlendert der an der Promenade aufgebaut war. Danach weiter an der Küste entlang. Montjoi, Cap de Norfeu – herrliche Aussichten – aber der Mistral war dermaßen stark, dass es uns fast von den Moppeds wehte. Autos wechselten auf einmal ungewollt die Straßenseite und wir hatten eine Schräglage die ich eigentlich nur vom Kehren fahren her kenne. Cadaqués hätten wir zu Fuß durchqueren müssen (motorisiertes muss da leider draußen bleiben) und darauf hatten wir keine Lust. Also weiter bis zum Endpunkt Cap de Creus.
Das Café hatte leider geschlossen, obwohl dort oben viele Besucher bzw. Touris waren. Rauchen (ja das Laster hab ich noch) lohnte sich auch nicht so wirklich, einmal „ziehen“ und die Kippe war weg – vom Winde verweht.
Weiter vorbei an Cava Tavallera… und der Sturm lässt nicht nach. In LLanca hab ich noch einen schönen Ausblick auf die Verschiebebahnhöfe erhaschen können, denn anhalten war nicht. Alles was sich auf der Straße bewegte machte einen gewaltigen Satz nach links auf die Gegenfahrbahn und als ich mit dem Motorrad aus dem Windschatten des Berges kam, wusste ich auch warum. So einen Stoß von einem Seitenwind habe ich nie erlebt – es war als hätte mich ´ne Abrissbirne von der Seite gerammt, nur dass es nicht weh tat.
So fuhren wir, oder besser, eierten wir über unsere ersten Pässe unseres Urlaubs: Col de Frare und Col de Banyuls.
In Banyuls sur Mer hatten wir so was von die Schnauze voll vom Sturm, dass wir es vorzogen die Küstenregion gen Westen zu verlassen. So fuhren wir die Berge hoch durch Olivenplantagen ins „Landesinnere“. Auf dem Gipfel des Massis de l´Albera genossen wir die erste richtige Rast mit toller Aussicht und mäßigem Wind. Die Polizei gesellte sich auch dazu. Nein, nein es gab keine Schwierigkeiten… noch nicht.
Beim Beschauen und staunen hörten wir einen Laut der uns gar nicht gefiel. Die Polizei signalisiert uns durch Hupen, das ein Motorrad umgefallen ist. Mist L die Kawa hat es vom Hauptständer geweht und umgeschmissen. Der Helm rollte uns entgegen. Fluch, Schimpf, Grummel und Zornesröte über die eigene Doofheit (aber wer hat schonmal erlebt, dass ein Mopped vom Hauptständer durch Wind umgeschmissen wurde?).
Kupplungshebel krumm und Visier total lädiert. Die Schrammen am Koffer sind nicht derRede wert. Die Schadensstatistik ist aufgenommen und die Polizisten hatten Ihre Siesta beendet, zogen nur kurz die Schultern hoch und fuhren von dannen.
Ersatzhebel haben wir bei unseren Touren ja immer dabei, aber ein Visier?
„Ich probierst erst mal mit dem Krummen, vielleicht klappt´s ja“, war Cappo´s Meinung. Nach ca. 8 km Kurven bergab haben wir den Hebel dann doch irgendwo in der Pampa gewechselt. „Und nun?? Dein Visier??“, fragte ich. „Ist auch Sch…, das geht so nicht!“, kam prompt die Antwort.
Neue Planung: „Figueres ist die nächstgrößte Stadt. Es ist Samstagnachmittag – mal sehen was wir kriegen können“ – zweistimmig beschlossen.
Zurück in der Stadt fanden wir auch schnell einen großen Honda Händler, der wohl einiges zu bieten hatte, und sogar noch am Nachmittag geöffnet haben sollte. Allerdings erst ab 16:00 Uhr. Kurzum: Ab ins Hotel, eine Nacht nachbuchen und dann zurück nach: Motos Tecnimoto Oficial Honda-Rieju. Da gab es nicht nur das Visier für den Helm, nein, für den halben Preis als in Deutschland auch noch das Nachfolgemodell in Neu des guten alten Shark-Stückes. Kurz überlegt: 75 Euro fürs Visier, oder 170 Euro statt 350 Euro für den reduzierten Helm… gekauft! „Für den Preis?? Da brauch ich gar nicht lange überlegen.“
Wo er Recht hat, hat er Recht – dachte ich. Dazu noch ein bisschen Schnickschnack, den man in Deutschland wohl auch nicht bekommt und mit Entzücken zurück zum Stützpunkt.
Am Empfang haben wir Eva von allem berichtet und den Tipp gegeben „Motos Tecnimoto“ für Motorradfahrer weiter zu empfehlen. Es gab zum Abendbrot eine leckere 7-Käsesorten-Pizza dabei wurde die Tour für morgen noch ausgetüftelt und dann gings ins Bett. Das waren heute mal grade 175 erlebnisreiche Kilometer. Gute Nacht
Tag II
Abfahrt: 9:30 – Ankunft: 19:00 – Kilometer: 292
Die Tour sollte Richtung Molina-Massiv in die Berge führen. Zum Frühstück gab es denn mal so ein paar schöne leichte Kurven zum Eingewöhnen und Warm-werden. Über die Gi5041 weiter über die GI-503 auf der spanischen Seite der Pyrenäen. Jetzt kommt die erste Grenzüberschreitung – France und die Straße heißt jetzt D3. Im Inneren dachte ich „Hoffentlich ist das nicht genau so ein Sch.. wie vor 4 Jahren auf der Route de Grand Alpes und ich glaube ich werde eine Strichliste führen müssen, wie oft wir die Grenze überfahren“, so dachte ich für mich.
Es kam wie befürchtet. Die Straßen waren wellig ohne Ende. Mir viel aus dem Film „Cars“ die Szene ein, in der Lightning die Straße neu teeren musste und das beim ersten Mal nicht ordentlich machte. „Holzbalken als Leitplanken… die kommen hier auf Ideen“ sagte ich bei einer Zigarettenpause. „Jau, und die Hiesigen werden auch wach.“, kam die Antwort. Wir kreuzten mit den ersten französischen Motorradfahrern den Weg. War es ein sonniger Sontag morgen um 11:00 Uhr. Die Tour ging unspektakulär weiter über die D115, D43, D44 und wieder auf die D115 – ich nannte solche Strecken ab jetzt „Gemüsetour“. Kleine, schmale Straßen mit netten Aussichten und eventuellen Viechern auf der Straße, nette Leute am Straßenrand und viele, viele bunte Mofas.
Col de Seille (1185m), Col de Guille und Col de Ares (1513m) folgten. In Richtung spanische Grenze wurde die Strecke zwar nicht besser, aber aussichtsreicher. Wir gewannen immer an Höhe. Grenzübergang Spanien – die Straße heißt jetzt C38 und es kommt immer mehr Spaß auf. Die Straßen top, Aussicht top, Reifen absolut top. So muss Urlaub sein!
Ich möchte an dieser Stelle kurz anmerken, dass ich den Michelin Pilot Reifen zu ersten Mal auf der XJ habe und vollkommen zufrieden bin (siehe auch hier).
In dem Städtchen Camprodon entschieden wir uns die GI 5264 ins Skigebiet Vallter2000 zu fahren. „Es ist zwar eine Sackgasse, dafür kommen wir das erste Mal locker über die 2000m.“
Kamen wir auch, und sogar auf 2280m. Es war furchtbar kalt da oben und Schnee lag auch noch, schön war es nicht. Also bloß schnell wieder weg.
Wieder runter auf die C38, dann erst Mal eine Kaffeepause auf in einem Reiterhoflokal. „Die Sonne scheint, es ist wieder warm – wir sitzen draußen.“, schön dass wir wieder einer Meinung waren. Ein Satz wie ein Befehl, der keinen Widerspruch zulässt. Warum auch??
N260 Richtung Saint Joan de les Abadesses. Die Strecke war seit Vallter2000 nicht anspruchsvoll, deshalb bogen wir ab Richtung Ogassa auf die GIV5211. Zum ersten Mal in diesem Urlaub war ich von der Aussicht und Streckenführung überwältigt. Die Größe des Molina-Massives habe ich unterschätzt. Einzig, die 25 cm tiefe und 40cm breite Regenrinne am Straßenrand machte mich etwas nervös.
Wir genossen das geile Asphaltband bis Ribes de Freser und fuhren wieder auf die N260, was auch die N152 und die GIV 4012 in Richtung Puigcerda war und genossen immer mehr. Die Strecke war etwas für Auge, Herz und jedes andere Körperteil.
Nachdem wir endlich eine Unterkunft mitten in der Stadt gefunden haben, eingecheckt sind, ja da ging das Theater los. Wir sollten unsere Moppeds in einem Parkhaus parken. Der hauseigene Parkplatz wird repariert. „Ok, schauen wir mal“. Dann kam das große Erwachen: Eine Minute parken im Parkhaus kostet 0,045613 Cent (!) oder 22,50 Euro pro Motorrad bis morgen früh um 10:00 Uhr. „Wie bitte – nein das geht gar nicht. Das kostet ja mehr als die Übernachtunf“, schimpfte Heiko und wir fuhren wieder zurück zum Hotel. Mit dem Freund der Hotelbesitzerin als Sozius – alle 3 ohne Helm – konnten wir nach kurzer Diskussion unsere Motorräder mit in der Tiefgarage parken, wo er seinen Aston Martin und den Cherokee abgestellt hatte.
Wir bummelten noch etwas durch das „vergasselte“ Dorf, fuhren mit einem gläsernen Fahrstuhl, der eine Top-Aussicht auf die Berge hatte, und fanden sogar noch einen Schlecker, die es bei uns nicht mehr gibt. Heute haben wir schon 292 km nach meinem Tacho abgespult. Auf der Kawa sind es 280 km – komisch…
In Catalonia sagt man „Bona nit“ statt „Buenas Noches“.
Tag III
Abfahrt: 9:30 – Ankunft: 19:30 – Kilometer: 315
Oje… habe ich beschissen geschlafen. Dementsprechend kam auch noch ein Frühstück dazu, was seinen Namen nie im Leben gerecht wurde. Der Kaffee hat wenigstens etwas gerettet und die Rollladen vor den Augen wurden durch das schwarze Gesöff hochgezogen.
Also los… Ziel heute: Eine Runde um oder in Andorra und dann mal sehen wie weit wir kommen und wo wir landen.
20 km weiter kommt der Grenzübergang nach Frankreich. Die Sonne schien und Regen ist nicht in Sicht. Der erste Pass heute heißt „Col de Pyromens“. Wir waren auf der N20 unterwegs, haben auf die N320 gewechselt und so den Tunnel gemieden. Der Weg wäre um einiges kürzer, aber nicht schöner gewesen. Wir haben uns sogar den „Kringel“ N22 erlaubt, der nach „Hospitalet Pres L´Andorra führt. „Wenn das man kein Krankenhaus oder so was ist, so wie das da heißt.“, unkte ich. Französisch kann ja keiner von uns – aber das wird schon. Sehenswert war die Strecke auf jeden Fall. Also weiter der Straße bis Andorra. Und da erst mal tanken. Grenzübergang Andorra – hier gibt es sogar noch Zollkontrollen – sporadisch, per Zufallsprinzip oder wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist.
Andorra – der Liter Super 1,27€, fünf Päckchen Tabak 13,50€, aber nur 30 Gramm drin – trotzdem günstig und wo bekommt man noch 5kg Nutella für 34,50€ ? Kleine Packungen für den Unterwegs-Verzehr, sowas wie Kekse oder Müsliriegel, gab es in den Supermärkten die wir besuchten nicht. Alles nur so Riesenschachteln, die den Tankrucksack zum Platzen gebracht hätten. Wir suchten, bzw. besser gesagt, wir fanden einen MCD – und wie üblich sind die Preise und der Geschmack überall gleich.
„Ja, auf die goldene Möwe ist Verlass“ sagte ich, verzehrte den Käse-Burger und schaute mir das Skigebiet an.
Was für ein Verkehr hier. Wir waren ja bisher so ziemlich alleine auf den Straßen unterwegs, aber hier kommt es einem so vor, als wenn sich hier alle treffen: Belgier, Niederländer, Engländer, Franzosen, Spanier, Deutsche und Andorranern (wenn das richtig formuliert ist).
Wir fuhren die CG-1 weiter und es bot sich noch so eine Gemüsetour an. Ctra de la Rabassa – Ctra de la Peguera.
Auf dieser Strecke bekamen wir nochmals die Ausmaße der Midi-Pyrenäen zu Gesicht, die Münder manchmal nicht mehr zu und so viele Zigarettenpausen wie auf diesen paar Kilometern habe ich schon lange nicht mehr gemacht – gewaltig – und Kurven, Kurven, Kehren bis zum Abwinken.
Zurück zur CG-1 Richtung Grenzübergang Spanien, die Straße heißt ab jetzt N145 und war eine gut ausgebaute „Bundesstraße“ auf der wir schnell vorwärts kamen. Wir wechselten auf die N260, die an dieser Stelle auch nicht weiter erwähnenswert ist.
„Um wieder in den Genuss der Berge zu kommen, ja das hört sich komisch an – ist aber so, müssen wir bis Berga! Und dann auf die BV(LV)4241.“ sagte Heiko um mich bei Laune zu halten. Ich schaute auf die Karte und grinste „Dann müssen wir durch den Tunnel und der kostet“. „Ja und?? Hauptsache wieder schön.“, grinste er zurück. Gesagt, getan. Der Tunnel kostete pro Fahrer 9,80€ und war es eisig kalt da drin – der Tunnel de Cardi ist 5026m lang. Dafür waren wir ratzfatz in Berga.
Jetzt wird’s lustig: Wir bogen auf die BV 4241 ab und sahen über uns einen Adler kreisen. Die Straße war vom Grip her vom Feinsten, von der Aussicht her superklasse und von den Kurven her absolut grandios! Würde mir jetzt in diesem Moment ein Steigerung für GRANDIOS einfallen, ich würde es niederschreiben.
Irgendwann, nach zig Kilometern, mussten wir eine Pause machen.
Cappo: „Was ist denn das für eine Strecke??“
Ich: „Die Kurven hören ja gar nicht auf“
„Bevor das aufhört lass uns umdrehen, die ganze Tour Strecke nochmal fahren
„Moment noch, mein Motoröl muss erst flüssig werden, das ist bestimmt steif wie Sahne geschlagen“. Er grinste wie ein Honigkuchenpferd. So etwas erlebt man selten. Eine Kurve jagt die Nächste, ein Grip als wenn es kein Morgen mehr gäbe, dazu eine Aussicht und ein abgeschliffener Hauptständer. „Ich bau das Ding ab, es nervt“, mehr fiel mir dazu nicht ein. „Diese Strecke bekommt 20 Piratenpunkte – auch wenn wir nur maximal 5 vergeben“.
Es gab keinen Einwand von ihm und wir drehten doch nicht um. An riesigen Felswänden fuhren wir vorbei und die Kurverei ließ nicht nach. „Grade Stücke sind hier Mangelware“, „Die brauchen wir auch nicht“, entgegnete ich. Wir testeten ein Echo, es antwortete sechs Mal. Schade, dass es schon so spät ist. Die Straße wechselte zur L401 ohne dass wir irgendwo abbiegen konnten und verlor dabei nichts an ihrem Reiz… Naja, Spanien halt.
Am „Panta de la Llosa del Cavall“- einem Bergsee, machten wir unseren ersten Wild-Espresso unter einer Brücke. „Hier gibt es sogar ein KNAUF GIPSWERK.“, sagte ich und wir schlürften unseren Espresso. Den Kaffee schütteten wir aber schnell weg, weil wir diesen mit Mineralwasser „con Gas“ gekocht haben. Pfui Teufel. Anderes Wasser hatten wir nicht bei. Aber aus Fehlern lernt man!
Wir bezogen ein Quartier in Organia. Hotel Dom ist absolut empfehlenswert. Günstig, supersauber, neu, ruhig und Eva ist eine sehr nette, hilfsbereite Besitzerin des Hotels.
Abendessen in der Tapas Bar, in Catalonia, wunderbar! Wenn auch mit Sprachschwierigkeiten.
Wir gestalteten noch ein Rückblickvideo des bisherigen Urlaubs auf der Terrasse nutzten das kostenlose Wifi für Mails, die „Tagesschau in 100 Sekunden“ und das Wetterradar. Morgen wird das Wetter wieder schön. „Heute waren es schon 315 km nach meinem Tacho und 305km nach deinem. Wo findest du die ganzen Abkürzungen?? „, fragte ich und wünschte eine gute Nacht.
Tag IV
Abfahrt: 10:00 – Ankunft: 20:15 – Kilometer: 357
Nach einem super Frühstück folgten wir der C14 Richtung Sort. „Frühstückskurven über den Col de Canto“, sagte Cappo. „Ok, lass gehen. Nur die ganzen Cols merke ich mir nicht mehr. Zu viele und an jedem halten wir sowieso nicht mehr an. Manche sehen gar nicht aus wie Pässe.“
In Sort war ein Bauernmarkt aufgebaut. „Lass uns mal rüber schlendern und im SB Markt unsere Vorräte auffüllen.“, empfahl Heiko. Deal. Ich kaufte an einem kuriosen Stand eine Steinschleuder, im Supermarkt Mineralwasser und etwas zum Schlickern für die Fahrt.
Wir folgten der N260 Richtung Süden, denn die Nordroute war für den Rückweg vom Atlantik zurück geplant, bis La Pobla de Segur. Eigentlich dachten wir, dass der Straßenverlauf so weiterginge wie am Vortag, aber das war kein Tor.
Alt-Pirineu, aha, neu sieht das hier alles nicht aus. Bis Pavers war die Strecke noch einigermaßen schön kurvig, danach war die Gegend nur noch etwas schön und bei Gerri de La Sal wurde auch noch eine Pferdeherde über die Schnellstraße getrieben. Auch nicht schlecht. Im Schritttempo ca. 4 km/h hinter Pferden herfahren – dabei fleissig Fladen ausweichen.
In La Pobla entschieden wir uns wieder Richtung Norden auf der N260 weiterzufahren, damit wir wieder in die Berge kommen. Flachland haben wir in Schloß Holte und Umgebung genug. Oder will jetzt jemand den Teutoburger Hügel bei Bielefeld als „Berg“ bezeichnen?
Wir durchfuhren mehrere kleine Tunnel, die Wände dieser Tunnel waren mit Platten verkleidet, so dass es den Anschein hatte, man hätte dort 1x1m Bleiplatten angenagelt. Es war komisch anzusehen.
Uns viel auf, dass der Schwerlastverkehr immer mehr wurde, PKW und Motorräder kaum auf dieser Straße unterwegs waren und um schneller in den Norden zu kommen, blieben wir auf der Schnellstraße. Die Straße zog sich parallel zu einem Fluss und die Landschaft wurde auch wieder attraktiver.
Tunnel Erinya, nur 650 m lang, aber trotzdem saukalt da drinnen. Und wieder diese Verkleidungen an der Wand, die mich an Steppdecken erinnern.
Bis Xerallo – dann wurde die Strecke wieder richtig schön, schön-kurvig und schön-anzusehen, so wie wir das lieben. Die „schmale“ Straße, teilweise an Felsüberhängen entlang mit gripigen Asphalt, super. Ja, die N260 bietet vieles, von Langeweile bis Hochgenuss… alles dabei.
In El Pont du Suert, „Bundesland“ Aragon, wechselten wir auf die N230. Angepeiltes Ziel: Col de Tourmalet über Portilio. So ein bisschen Pass-Spaß wollten wir noch mitnehmen, bevor wir die nächste Übernachtung anpeilen. Es war ja grade mal 14:30 Uhr.
Ab Vielha war die Welt wieder voll in Ordnung. Die Aussichten klasse und der Verkehr wenig. Komisch… das auf einer „Bundesstrasse. In Bossost wechselten wir auf die N141 Richtung Col de Portillio und der Kurvenspaß ging wieder richtig los. Suchtgefahr! So ein griffiger Asphalt – ja das mögen wir „Piraten“ und noch mehr den kaum vorhandenen Verkehr. Val de Aran – sehr sehenswert und dann kam das, wo wir schon fast ´ne Wette abschließen konnten: „Grenzübergang France und die Straßen werden bescheidener! Wetten?“, sagte ich „Brauchen wir nicht wetten – es wird so sein!“, kam die Antwort. Die Straße heißt jetzt D618A – Route Midi Pyrenees – die Straße ist gut, ist ja auch die „Straße der Pyrenees“. Kurvig – toll. Also weiter, es wartet der Col de Peyresourde auf uns. Die ersten Hinweisschilder für Rennradfahrer: „Tour de France 1910“ oder sowas konnte ich beim Vorbeifahren lesen. So lange gibt es die schon? Auf den Schildern sind sogar die Steigungen und Rest-Kilometer bis zum Col beschrieben. Auch nicht schlecht.
Einen leichten Lachanfall bekam ich dann aber, als ich einen Rennradfahrer in rosa Radrennfahrerhose gesehen habe. Sachen gibt’s.
Einfach die D618 weiter durch kleine Idyllische Dörfchen wie: Saint Aventin, Saint Tritous usw. und dabei das herrliche Panorama genießen.
„Manchmal kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus“, sagte Heiko. Der Rauch der Zigarette quoll langsam aus meinem Mund und mir entglitt nur ein: „Jepp, Recht haste!“
Es war wirklich gewaltig schön hier. Kaum mit anderen Regionen Europas zu vergleichen. Sehr facettenreich – anders als beispielsweise die Alpen.
Also weiter durch Val Louron zum Col de Azet und wieder ein genüssliches Kurvengeschlängel ohne Ende –und der Straßenbelag ist auch top. „Die Wette hätten wir beide verloren“, sagte ich als wir eine Schlucht bestaunten. Über uns flogen, nein, gleiteten einige riesige Greifvögel – so groß, das müssten Adler sein. Die D929 weiter nennt sich „Route de Pêne Tailhade“ und wird später zur D918 „Route du Col d´Aspin“. Sehr schön zum Fahren und mit prächtiger Aussicht. „Jau, die Pyrenäen haben es in sich.“, meint Heiko.
Ich konnte da nicht widersprechen.
Über Payolle nach Saint Marie de Campan weiter zum Tourmalet. Unterwegs mal eben ein paar Steine in die Schlucht schmeißen, eine rauchen und weiter – es wird spät.
Wie war das:
Und erstens kommt es anders…
…und zweitens als man denkt.
Ein Skigebiet… sieh an, sieh an. Ein Gesperrt-Schild (guck weg, guck weg)! Weiterfahren verboten. Mist. Wir treffen ein paar deutsche Touris, die uns freundlicherweise über das Mistwetter der letzten Tage unterrichten und der Pass noch nicht geräumt ist.
„Ein paar Meter noch und Ihr steht vor einer Schneewand!“ sagten sie.
„Moment“, fragte ich „Was für ein Mistwetter? Wir fahren hier seit Tagen rum, kommen vom Mittelmeer und haben noch nicht einen Tropfen Regen abbekommen!“.
„Nääh…“ sagte der Touri, „…die letzten Tage ist es hier nur am Regnen und wenn es mal weniger ist, dann niesels. Nur heute ist es zum ersten Mal trocken….“.
Noch ein paar freundliche Worte gewechselt und dann: „Los … an dem Schild vorbei, ich will zu dieser Schneewand“. „Ok, keine Einwände“, Kam es zurück.
Nach ca. 2 km war Schluss mit Lustig. Wir standen vor einer 5m hohen Schneemauer, in einer Sackgasse. Drüber gucken war nicht. Ich sagte „Brüll jetzt bloß nicht rum und lass die Finger von der Hupe, sonst haben wir den ganzen Kladderadatsch auf dem Balg und wir kommen hier so schnell nicht mehr weg.“ Also noch ein paar Fotos geschossen und den ganzen Berg wieder retour bis Saint Marie de Campan. Waren ja nur 13km – um 19 Uhr… und das Hotel muss auch erst noch gefunden werden… J.
Eine Übernachtung fanden wir dann in Bagneres de Bigorre. Hotel De Angleterre.,Günstig und mitten in der Stadt. Nach dem Duschen und Umziehen war schon relativ spät. Trocken sind wir wieder den ganzen Tag geblieben. Eine Pizza auf der Außenterrasse eines Lokals war schnell gefunden.
Wir saßen alleine draußen und drinnen war der Teufel los. „Denen ist wohl zu kalt draußen?“, fragte Heiko. „Jepp, denen da aber nicht“, sagte ich und zeigte auf 2 volltrunkene Franzosen die sich gegenseitig anbrüllten als hätten die Watte in den Ohren. Die waren nicht feindselig, aber als einer der beiden so richtig aufs Maul gefallen ist, ging das Spektakel los: Ganz schnell standen erst so ca. 20 Schaulustige aus dem Lokal vor den Fenstern und gafften. Einige eilten heraus und halfen dem Gestürzten, riefen einen Krankenwagen und die Sache war recht schnell gegessen – wie auch unsere Pizzen. Weitere Details erspare ich mir hier.
Es war schon stockdunkel als wir zu Bett gingen. „Hier ist ja was los in diesem Kaff. Midi-Pyrenees, gute Nacht.“
Tag V
Abfahrt: 9:15 – Ankunft: 19:30 – Kilometer: 345
Der nächste Tag fing lustig an. Ich wachte wieder vor dem Wecker auf. Morgens um 07:00 Uhr. Mein Blick aus dem Fenster: Die Sonne scheint und die Stadt ist auch schon wach. Direkt vor unserer Tür, eine Bäckerei. Im 10 Sekunden Takt gingen Leute rein und kamen mit den langen Baguettes wieder raus. Was mich echt wunderte: Jeder kam mit den langen Weißbrotstangen da raus. Ob Oma, Schüler, Arbeiter und Mütter mit Kindern, alle, selbst der Mitarbeiter unseres Hotels, der am Empfang saß. Ich konnte mir das Vergnügen eine halbe Stunde antun, dann wurde Cappo auch wach.
Frühstücken und weg, mal sehen wo wir heute so landen. „Zum Frühstück eine Schale Kehren mit Sonne und geiler Aussicht.“, sagte Heiko an einer Tankstelle. Die hatten auch eine Waschbox und es tat nötig unsere Motorräder einmal abzuwaschen. Die Passfahrt vom schneebedeckten Tourmalet hatte die Moppeds ganz schön eingesaut. Kurz danach strahlten sie wieder und das mit wenig Aufwand und gut riechenden Spülschaum.
Wir hielten uns westwärts die D937, kleine Straßen, kleine Orte – nichts Besonderes – die Moppeds rochen immer noch angenehm nach dem Spülschaum. An Lourdes dran vorbei, D821, bis Argeles-Gasost, da hatten wir von dieser Klüngelei die Faxen dicke. Abmarsch in die Berge, D918 Route de Azun. Leider, leider, leider (Mist) war der Col de Aubisque gesperrt. Der wäre ein „muss“ gewesen. Sch….. ade..
In Bourges erst mal Kaffee schlürfen und beraten. Abgesehen davon, dass der französische Gastwirt etwas Deutsch sprach und auch nett war – sein Kaffee war ein Greul.
Weiter die Route de Soulor, hat wohl auch was mit Tour de France zu tun. „1910“ stand da auf vielen Schildern. Auf dem Pass angekommen erst mal die weitere Tour studieren. Route de Historic, Haute-Pyrenees, auf zum Col de Aubisque. Die D126 entlang, rundherum schneebedeckte Berge – einfach nur toll. Ein Vergleich mit den italienischen Alpen ist schier unmöglich. Beides hat voll seinen Reiz. Weiter die D126 – die ist schön. Kleine Straße, nette Örtchen, Sonne satt und immer am Fluss L´Óuzom entlang.
Irgendwann heißt die Gegend „Aquitaine“, und ab Arthess D´Asson wurde es langweilig und flach. Also wieder zurück in die Berge auf der D35. „Diese Gegend erinnert mich irgendwie an die Rhön in Deutschland.“, sagte ich bei einer Zigarettenpause. In Louvie-Jouzon wechselten wir auf die D934, und weil das auch keinen vom Hocker riss, weiter auf der D294 zum Col de Marie Blanque, Gebiet Aquitaine, Route de Benou. Aha. Es wurde wieder eine
Gemüsetour, wie ich so schön zu sagen pflege, wenn wir so durch das Dickicht gurken. Auf dem Col eine riesige Schar von Kindern, nur ein Zeltlager habe ich nicht entdeckt. Ein Stückchen weiter, Zigarettenpause, denn wir waren oben auf der Marie und es war auch schön warm und dann kamen Soldaten. Auweh, die armen Schweine. Vollbepackt den Berg hoch und dabei am schnaufen wie Dampfrösser. „Die tun mir leid“, sagte ich und meinte es ehrlich. Cappo lachte zurück: „Das ist bestimmt das französische Geocaching Profi-Team“.
Es geht weiter auf der Käsestraße, ääh, Route de Fromage, abbiegen in Escot auf die N134, kurz darauf kam der Abzweig auf die D918. Es wurde schon wieder kurviger und kaum Verkehr begegnete uns. „Getankt wir erst in Spanien“, wegen mir, ich habe eben erst auf Reserve geschaltet. In Arette wechselten wir wieder Richtung Spanien auf die D132. „Auf zum Col de Pierre de St. Martin – Yippie!“, sagte der Kawatreiber und fuhr los. Es wurde ein Schrauber Pass, ja mit so richtigen kleinen gemeinen hinterhältigen Kurven. Eng und noch enger. Radfahrer auf der ganzen Straßenbreite – Tolle Wolle! Die Straße hat so ein bisschen was wie das Stilfser Joch. Belohnt wurden wir mit einer wunderschönen Aussicht.
„Und wieder ein Grenzübergang“, grinste Heiko aus seinem Helm raus. „Der wievielte ist das jetzt eigentlich?“, fragte ich zurück. Die weiterführende Straße hieß jetzt NA137. Ole. In Roncal fiel mir das Buch von Hape Kerkeling ein, hatte er da nicht ein Erlebnis mit einem Hund?? Irgendwas war doch da.
Die Straße führte nach Burgui über den Las Coronas, Gegend Navarre. Tanken, etwas Öl auf den Motor kippen und weiter. Endlich kann ich die Gegenden wieder lesen und schmerzfrei Aussprechen. Der Straßenverlauf ist ein Gedicht und ich dachte wieder an die Motorölsahne. Allerdings stört mich der Asphalt ein wenig, weil er so fürchterlich glitzerte. Als wenn dort ganz viele Miniglassplitter rumliegen. Leider waren auf der Strecke auch viele totgefahrene Tiere. Für Motorradfahrer ein weiteres Zeichen, vorsichtig zu sein. Oha. Zum ersten Mal sahen wir so etwas wie Regenwolken.
In Burgui gings weiter auf der NA214 und die Wolken blieben hinter uns. „Ha verarscht, ihr bekommt uns nicht.“, frotzelte Heiko. Schafherden auf dem Weg, Schottland lässt grüßen. NA178 unspektakulär, NA140 supergeile Strecken, ein auf-und-ab-Wedeln. „Oh Menno. Warum müssen wir immer so weit fahren umso was Schönes zu erleben?“, fragte ich. Etwas später waren die Kurven zu Ende und die Straße wurde wieder nur „grade“, genau wie die N135 Richtung Burguette.
Kurze Zeit später, Roncesvalles, ein Pilgerort. Busse mit Pilgerern ohne Ende. „Das müssen wir uns ansehen, hier war Hape auch und vielleicht kann mir jetzt einer diese Blumen- oder Sonnenschilder erklären.“, sagte ich. Ok die Schilder waren Warnschilder „Achtung – Pilgerer kreuzen die Fahrbahn“, ich habe nur noch keine in freier Wildbahn gesehen. Das Kloster: Riesig. Die „busfahrenden Pilgerer“ waren von den „zu Fuß gehenden Pilgerern“ sehr leicht zu unterscheiden. Die einen hatten ´n Glas Bier in der Hand und sahen noch frisch aus, und die anderen kamen wohl grade von einem Waldlauf oder einer Bergbesteigung. Das Kloster hatten wir besichtigt soweit wir das durften, Pilgerstempelabteilung, Pilger Gaststätte, nur die Pilgerunterkunft durften wir nicht besichtigen. „Da hab ich auch Verständnis für.“, sagte ich.
Ab Orrega (Roncesvalles) machte die Route wieder Spaß. Die Straßen gut, bergab, kurvig durch Wald. In Ortschaften war es sogar mit PKWs sehr eng. In Barrio Pekotxeta nochmal volltanken, denn gleich kommt schon wieder ein Grenzübergang nach Frankreich. Jetzt heißt die Straße D933 und warum fällt mir ausgerechnet jetzt das Lied von Bläck Fööss „Fronkreisch, Fronkreisch“ ein??
Wie heißt das hier? „Route d’Arneguy, Uhart-Cize, Aquitaine“ wusste ich es doch – unaussprechbar. Letztes Etappenziel für heute war St. Jean Pied de Port – die Pilgerstadt. Die Pilgerer brauchen von Roncesvalles bis hierher einen ganzen Tag und wir grade mal eine Stunde.
Hotel Continental – hört sich gut an. Sah auch aus als hätte es in den 60igern seine Hochsaison gehabt. Müffelbude mit Balkon. 8,50€uro pro Person für Frühstück. „Das Frühstück lass man und zum Weitersuchen hab ich kein Bock mehr. Ist halt ´ne Pilgerstadt. Da werden wir nichts anderes finden.“, sagte ich. Müffelbude?? Weil der Heizkörper tropfte und der Teppich klatschnass war. Das fanden wir aber erst spät abends nach dem Abendessen raus. In der Stadt waren viiiele Pilgerer unterwegs und dazu noch viele Nationen. Interessant so etwas mal live zu erleben. Was Essen wir in Fronreisch? Klar: Pizza. Es war kurz vor Mitternacht als wir in Bett fielen. 342km, ein schöner Tag war das – gute Nacht.
Tag VI
Abfahrt: 9:30 – Ankunft: 15:30 – Kilometer: 120
Donnertag, 06.06.2013. Morgens waren wir schnell raus aus den Federn und auch raus aus dem Hotel. Auf den Mangel hingewiesen machte der Empfangschef einen auf schlechte Laune und lies etwa 30% vom Preis nach. Das war zwar nicht unser Ziel, aber gut.
„Bis zum Atlantik, genauer Biarritz sind es grob noch 50km, lass uns noch ein bisschen durch die Berge ziehen.“, sagte Heiko. Auf der Route de Ispegui, Gegend: Saint-Étienne-de-Baïgorry, Aquitaine (ich wünsche Euch allen Spaß beim aussprechen üben), auf der D949 fiel mir wieder: „Eine Schale Frühstückskurven…“ ein. Genau bei dem Grenzübergang nach Spanien, auf dem Col de Izpegi standen 2 Kaffeestuben (Ausflugslokale) – eine Französische und eine Spanische. Wir machten unsere erste Rast, ich eine Zigarettenpause, und wir übten uns in Steinschleuder schießen. Wer meistens traf muss hier wohl nicht erwähnt werden. Anschließend noch einen Kaffee auf der französische Seite und eine fulminante Aussicht genießen.
Ab jetzt heißt die Straße NA2600 – eine Straße so breit wie ein LKW und gespickt mit Kehren. Der Asphalt ist griffig und nicht wellig. In Barrio Ordoki, Arribiltoa, Navarre, Spanien, wechselten wir auf die N121-b. Bis zum französischen Grenzübergang der Ortschaft Ainhoa, Aquitaine, Frankreich, in der noch ein ausgemusterter Grenzübergang steht. Vom weiten sieht er aus wie eine Drive-In Tankstelle. Die D4 schlängelte sich durch ein Waldgebiet und mir fiel der Ausdruck „Gemüsetour“ und dazu wieder die Musik der Bläck Föss ein. Weiter D504 und D518: Route de Saint-Jean-de-Luz, Ascain, Aquitaine und von manchen Anhöhen der Route d’Ascain konnte wir schön in der Ferne den Atlantik erkennen.
In Biarritz strandeten wir erst mal. „Wieder ein Planziel erreicht!“, sagte ich und wir wanderten am Strand rum, denn bis zum Wasser war es zu weit und zu warm mit Motorradklamotten. Ein paar Fotos und Videos später und rüsteten wir uns. „Jetzt erst mal auf Budensuche und dann sehen wir weiter.“, sagte ich.
Diese Stadt ist ein Moloch, eng, laut und massig Verkehr. Eine Anfrage in der Tourist-Information ergab: Alle Unterkünfte sind zu teuer oder ohne Parkmöglichkeit für unsere Motorräder. „Ich hab doch zu Hause schon was rausgesucht, ist außerhalb der Stadt und nicht weit weg vom Strand. Lass uns mal da hin fahren.“, sagte Heiko. Gesagt, getan. Nur der Weg dorthin war zum ko….!!! Kreisverkehr, 50m später Ampel und das wiederholte sich die nächsten 10km (gefühlte 20km) Mir kochte bald das Blut. Am Hafen vorbei und durch ein riesiges Industriegebiet, mir schwante schon Böses, aber dann haben wir es geschafft. Absolut ruhig, 10 Minuten zu Fuß vom Atlantik entfernt, ein großes Grundstück mit vielen einzeln stehenden Hütten, Swimmingpool und Selbstversorgung: Village Vacance. Öffnungszeit leider erst wieder ab 17:00 Uhr und wir hatten es grade mal 14:00 Uhr, also genug Zeit den Scottoiler nach all den Jahren mal zu reinigen, Strand zu erkunden und vielleicht eine Kleinigkeit zu beißen. Schwimmen gehen war nicht. Wasser zu kalt, Wellen zu hoch und was da alles an Müll drin rumschwamm – nein danke.
Der Gipfel an Frechheit des Tages ist das, was mir die Franzosen als „Hot Dog“ verkauft haben: (Augen zu machen und bildlich vorstellen bitte): ein 25cm langes weißes Baguette Brötchen – aufgeschnitten der Länge nach, beide Hälften mit Senf bestrichen und belegt mit einer Fingerdicken Heißwurst, eingehüllt in rosafarbener Hülle, die auch noch mal in der Länge halbiert wurde. Bon Appetit. Ich würgte das Ding runter und es zog ein Gewitter auf. Die Leute flüchteten in Scharen und wir bekamen die ersten Regentropfen in diesem Urlaub ab.
Wir bezogen die Unterkunft, wobei uns eine sehr nette und „nur französisch“ sprechende Frau und das Smartphone von Heiko sehr geholfen haben. Er sprach ins Smartphone und der Google-Translator hat es ins Französische übersetzt und ausgesprochen – anschließend sprach Sie in sein Smartphone und es wurde uns übersetzt. Das ging 10 Minuten so, bis eine jüngere Angestellte kam und perfekt Englisch sprach – Na also, geht doch! Zum Abendbrot holten wir uns Fertiggerichte (pfui Deibel), die wir in der hauseigenen Küche aufwärmten. Es regnete wie aus Eimern. „Mein Vorschlag für morgen: Schnellstmöglich hier weg, raus aus dem Regen und soweit fahren bis die Sonne scheint.“, sagte ich. Es kam ein „Das klingt nach´n Plan – aber erstmal kurvige Träume“, zurück. Was ein Tag…
Tag VII
Abfahrt: 9:00 – Ankunft: 18:45 – Kilometer: 336
Augen auf: Wach – kein Regen und kein Sonnenschein. „Los Alter, aus den Federn lass uns abhauen.“, „Wie spät isses??“, „Achte durch und dahinten kommen schon wieder dunkle Wolken.“ sagte ich. Mückengeplagt packten wir unsere Motorräder und fuhren von dannen. Noch einmal zum Hafen, eine rauchen und „Tschüss Atlantik“. Erst auf der D85 und weiter auf der A63 – bloß weg, weit weg von der Schlechtwetterzone, bis zur Ausfahrt Briscous.
Die D21 und die D22 bis zur D14, die eine schöne kurvige Landstraße ist, brachten uns in ein „Schönwettergebiet“. Nach und nach verzog sich der Hochnebel und unsere Laune wurde auch wieder besser. In Garris wurde es zur D11 und die Gegend hieß: Guapounteguy, Amendeuix-Oneix (für unsere Zungenbrecher Freunde). Auf dieser unspektakulären Straße blieben wir bis Mauleon-Licharre. Die D918, Gegend: „Champagne Supérieure, Gotein-Libarrenx“, verlief erst einmal genauso weiter bis wir auf die D26 abbogen. Sonne satt war unser Begleiter. Weiter auf der D113 Richtung Col de Oudet. Gegend: Alcacebe, Sainte-Engrâce. Ein Fluss begleitete uns bis zu einem Kraftwerk, welches wir von einer Hängebrücke aus, unter lautem Getöse, anschauen konnten. Wir folgten der Straße durch eine schöne Schlucht, rechts und links nur Felsenwände. Col d Iraty bis zur D132. Wir kreuzten unsere Hinwegroute und fuhren diesmal nicht zum Pierre de Martin, sondern bis zur Kreuzung der D441 nach Osse en Aspe zum Col Hurratätä, falsch Col de Houratate. Diese Strecke ist eine anstrengende „Gemüsetour“ und wurde auf einer einspurigen Straße absolviert. „Lées-Athas – so heißt das hier.“, sagte der Kartenleser. „Das hab ich in 1km oder einer halben Minute wieder vergessen.“, sagte ich. Auf der N134 wechselten wir in Richtung spanischen Grenzübergang. Ab da hieß die Straße N330. Dieser folgten wir ziemlich zügig, denn unser Ziel sollte Ainsa sein und auf unserer Gemüsetour haben wir ganz schön Zeit liegengelassen. Allerdings fuhren wir nicht den Tunnel de Somport sondern den Col Somport welcher auf 1640m Höhe liegt. N330a- Pyrenäen National Park – auch nicht schlecht. Wir nahmen uns die Passstraße
N260a vor, waren begeistert, es tauchten die Pelegrinoschilder (Pilgerer) wieder auf und bei einer Rast übte ich wieder Zwille schießen. Ein Schild lies unser Grinsen breiter werden. Da stand 35 km kurvige Strecke – na also. Der Straßenbelag war allerdings teilweise in sehr schlechtem Zustand. Die Pelegrinoschilder wurden immer häufiger und vor uns lagen auf einmal Geisterstädte.
Später buchten wir im Hostal Dos Rios ein. Rechts Hotel, links Hostal. Den Preisunterschied weiß ich nicht mehr. Eine empfehlenswerte Unterkunft: Günstig, sauber, nett und tolle Küche mitten in der Stadt. „350km heute und morgen kommt der große Regen. Tschö und gute Nacht.“
Tag VIII
Abfahrt: x – Ankunft: x – Kilometer: x
Von diesem Tag gibt es keinen Tourenbericht. Abends zuvor sind wir so verblieben: „Da ich ja morgens sowieso immer als erster wach werde lass ich dich pennen wenn es regnet.“. Es regnete morgens um 7:00 Uhr… und wie. Es plädderte ohne Unterlass. Der Regen sprang von der Straße 30 cm wieder hoch. Um 10:00 Uhr immer noch und laut Wetterradar keine Besserung. Also haben wir einen Tag nachgebucht, was ohne Weiteres möglich war.
Im Laufe des Tages haben wir dann die Altstadt von Ainsa oben auf dem Berg besucht. Recht Imposant und pompös und den Zusammenschluss der drei Flüsse begutachtet. Mittags noch mal ´ne Runde poofen und das F1 Training nicht verpassen. Früh ins Bett morgen, haben wir mehr Glück.
Tag IX
Abfahrt: 9:00 – Ankunft: 16:20 – Kilometer:202
Der Morgen sah nicht viel versprechend sonnig aus. Eher trüb. Ich war skeptisch und wir zogen doch lieber die Regensachen über. „Jetzt kommen die doch noch zum Einsatz.“, spottete Heiko. Ein „Mmhh, mal sehen. Ein gesundes Misstrauen ist immer besser“, brummte ich zurück. Ziel: bis 17:00 Uhr ein gutes Hotel in Sort mit Formel1 Empfang auf dem Zimmer. Aber das hatte Heiko am Vorabend schon ausgespäht, dank Tripadvisor.de.
Wir fuhren auf der N260 in Richtung Campo, die hier eigentlich eine Schnellstraße ist. Nicht schlimm, denn so kamen wir aber auch schnell von dem Schlechtwettergebiet weg. Nach Campo so bei Carretera, Aragon wurde das Wetter wieder klasse, Regensachen aus und die Tour wie gewohnt genießen. Selbst die N260, vorher eine Schnellstraße, wurde wieder motorradfreundlich: Mitten durch eine Schlucht, kurvig, mit herrlichen Aussichten. In Castejón de Sos erst mal eine Kaffeepause. Hier saßen schon ein paar spanische Motorradfahrer bei Ihrem Cappuccino und das schon etwas länger wie es scheint, denn es standen einige Pötte auf dem Tisch. Glockenläuten kennt ja jeder, aber was da vom Kirchturm kam war selbst mir neu. Heavy Metall Musik, danach Dudelsackgedudel. Manche stehen drauf, so wie unsere Spanier, vielleicht auch deshalb so viele Kaffeepötte.
Die N260 bot uns schöne Aussichten, auch weiter oben, und später sogar so richtig geile Kehren – wenn auch nicht allzu viele. Über uns die Gänsegeier. Wir fuhren an einem riesengroßen Stausee, der Panta d´ Escales, vorbei und hielten an der Staumauer. Ein super Echo und Treppenstufen bis zum abwinken. Ich dachte so: „Wenn ich die alle einmal betreten habe wiege ich bestimmt 30kg weniger.“ Unvorstellbar, die Menge und dazu die Steigung, wenn man das nicht gesehen hat. 13 kleine Tunnel mussten wir durchfahren bevor wir in Puente de Montanana, Calle Carretera auf die C1311, wieder in Catalunya zum Col de Montlabor abbogen. Es ging steil bergauf, stetig. Wir durchstießen die Wolken – das ist kein Witz.
Am Ende auf die C13 und in Tremp an der Hauptverkehrsstraße erst mal einen Kaffee genossen. „Man merkt, dass es Sonntag ist – hier ist nix los.“ sagte ich so. Wir genießen und siehe da, es gesellen sich noch 2 Motorradfahrer zu uns. Markus und Werner – so wie wir später erfahren haben. Auch Vater und Sohn aus dem Schwabenländle – allerdings mit direkter Anreise. Ein bisschen austauschen und die Zeit vergeht wie im Flug. Zum Abschied hieß es nur: „Vielleicht sehen wir uns nochmal.“ – „ klar wir sind ja nicht blind und außerdem hab ich eine Brille auf.“ Wir fuhren gemütlich weiter an einem riesigen Stausee vorbei immer Richtung Sort auf der N260.
Ins Hotel eingecheckt – alles gut. Fernseher läuft, F1 ist gesichert. Duschen und erst was essen. Während wir auf unser Essen warten, kommen noch weitere Motorradfahrer an. 4 Mann auf 4 BMWs. Sie sitzen uns gegenüber – aber Benzingeplauder gabs nicht. So was hab ich auch noch nicht erlebt. 20 Minuten später, dasselbe Schauspiel noch mal: 4 Mann, 4 BMWs. Keine Konversation, auch unter den beiden 4er Gruppen nicht. Draußen fängt es an zu schütten wie aus Eimern. Egal. Wir genießen das Formel1 Rennen und schlafen selig ein.
Tag X
Abfahrt: 9:50 – Ankunft: 19:30 – Kilometer: 362
Ausgeschlafen und Frühstücken. 09:50 Uhr Abfahrt. Die Sonne scheint in Strömen. Vor uns liegen die östlichen Pyrenäen. Das heißt: Cols, Cols, Cols und hohe Berge.
Wir fahren die C13 Richtung Vielha. Die LV 5004 konnten wir uns sparen – die ist gesperrt, eigentlich schade, denn sie führt steil den Berg hoch und ist schön kurvig, wenn auch eine Sackgasse. Weiter auf den Col de Bonaigua, es liegt Schnee, wir sind 2072m hoch und haben wieder die Wolken durchstoßen. Es ist schon ein komisches Gefühl wenn man in so eine Nebelwand fährt und nach kurzer Zeit wieder raus kommt und rundherum sind nur Wattebäuschen.
Vielha ist ein schönes Ski-Touristengebiet, vergleichbar mit Wolkenstein in Südtirol. Nur das hier auf einmal ganz viele Carabinieri den Verkehr kontrollierten. Wir näherten uns dem nächsten Grenzübergang nach Frankreich und kreuzten wieder den Hinweg. Unspektakulär über den Fluss La Garonne. Wir folgen der D618. Col de Ares, eine Gemüsetour, .. mmhh, dann gibt es den Pass dem Namen nach zweimal. Weiter auf dem Col de l’Agus, Boutx, Midi-Pyrénées , Col de Portet, D618, auf zum Cols de Aspeth, 1060m, und die Straßen sind wieder so wie wir sie kennen – wellig. Die Radfahrer werden mehr. Wir wechseln auf die D17, die Gegend heißt jetzt Buscardech, Bethmale, und sind auf dem Col de Core 1395m, der Hammer in Sachen Aussicht. Rechte Hand dichte Wolken, linke Seite voll die Sonne. 1395m hoch, ein schöner Pass zum Fahren. Wir wechselten ein paar Worte mit spanischen Motorradfahrern, aber leider kam da nicht viel bei rum – non Ingles. Wir wollten eine Kaffeepause in Seix einlegen, aber dort machen die Cafés erst um 16:00Uhr wieder auf. Also weiter D3, Route de Espagne, Valle d´Ustov. Der Col de Latrape 1100 bot uns eine herrliche Aussicht auf die umliegenden, schneebedeckten Berge. Route de Guzet, D8F, komisch sehr oft war auf die Straße „Non Ours“ in großen Buchstaben geschrieben. Was das wohl sein mag? Später erfuhren wir, dass man hier keine Schwarzbären mag und diese hier gejagt werden. Bruno lässt grüßen. Ab jetzt quer durch die Beete auf der D32 nach Dequerte Comiac, einem wunderschönen Aussichtspunkt. Auf der D17 zum Col de Saraille. Unser vorläufiges Ziel ist die Grotte du Mas Azil. Aber erst gönnten wir uns in Massat einen Kaffee. „Das Schöne an unseren Touren ist, das wir Zeit haben. Kein Stress, keine Staus, wir können halten wo und wie lange wir wollen.“, sagte Heiko. „Genau mein Ding!“, bestätigte ich und dachte an die Jever Werbung, allerdings ohne das Bier.
Wir fuhren weiter auf der D18b zum Col de Crouzette, nur 1241m, und es ging noch weiter runter, in Bezug auf Höhenmeter, zum Col de Rille 938. „Jetzt fahren wir immer weiter nach Norden und es geht immer weiter runter. Bald sind wir auf 0m Höhe und im Wasser. Soviel zu Thema Norden liegt OBEN“, meckerte ich. Denn für mich liegt NORDEN unten – jedenfalls in Deutschland. Vor uns bog ein Toyota Pickup auf die Straße. Auf der Ladefläche hinten saß ein großer Bernhardiner. Der Pickup gab mächtig Gas, wir fürchteten um den Hund, aber dieser war das wohl schon gewohnt. Bog der Wagen nach links in die Kurve legte sich der Hund auf der linken Seite stehend auch in die Kurve und schaute neben dem Dach vorbei nach vorn. Bei Rechtskurven machte er es umgekehrt genauso. Wir waren verblüfft und erstaunt, ließen den Pickup ziehen, um ja nicht den Eindruck erwecken zu wollen, das wir ihn „jagen“ oder gar vorbei wollen.
Als wir die D33 weiterfuhren glaubte ich, dass wir gleich irgendwo in einem Garten parken und alles wieder zurückfahren müssen. Noch kleiner geht’s bald wirklich nicht mehr von Straßen her. „Tja, einmal quer durch die Rabatte!“, sagte der Navigator. Ich bin so was schon gewohnt, es ist ja nicht unsere erste gemeinsame Tour und hoffentlich auch nicht die letzte. D117, D18E, D119 erst ca. 12km vor De Mas du Azil ist die größte Grotte Europas ausgeschildert. Langsam nähern wir uns dem riesigen Loch, und was für ein großes Loch. Die Grotte du Mas Azil.Die Bundesstraße führt da durch und nebenher fließt auch noch ein Fluss. Laut und kühl ist es drinnen. Es ist kaum Verkehr auf der Straße und weil dunkel sehen wir auch nicht all zu viel.
Auf der anderen Seite kurze Lagebesprechung und nochmal durch, aber langsamer. „Ich film das mal“, war Heiko fest entschlossen, denn er hat den Bogen während der Fahrt, bei langsamen Tempo zu filmen, raus. „Ok, ich fahre langsam vor.“, und rollte los als das Signal „Ready to go“ kam. Die Drehscheibe ziemlich in der Mitte ist irritierend und die verschiedenen farblichen Beleuchtungen der Höhle auch. „Los nochmal, diesmal von dieser Seite“, kam der Entschluss entschlossen. Diesmal hielt ich Ihm „den Rücken frei“. Nochmal eine kurze Lagebesprechung. „In der Mitte vor der Drehscheibe habe ich Parkplätze ausgemacht – lass uns da mal halten und schauen.“ Gesagt, getan. Es war sehr laut. Unterhaltung kaum möglich. In dem Berg war sogar ein Museum, das uns aber nicht interessierte. „Lass und die Stadt Mas d´Azil mal anschauen, wie es da mit Übernachtung aussieht.“ sagte ich und rollte ab. Wir habe die Angewohnheit erst einmal durch die Stadt fahren und dann schauen ob es uns gefällt. Aber in diesem Nest war nichts, rein gar nichts. „Wir schaffen es locker bis Foix, vielleicht ist es dort interessanter.“ Das haben wir beide grade mal zweistimmig einstimmig beschlossen. „Schön, dass wir wieder einer Meinung sind.“ Also noch einmal durch die Grotte, die Ehrfurcht ist nun weg, D15, D117 nach Foix. Eine schöne und ruhige Übernachtung ohne Frühstück, nicht weit von MCD und (Hyper)Supermarkt.
„Abendbrot? Wir testen mal französisches MCD.“ sagte Heiko nach dem Duschen. Die Läden sehen alle gleich aus. Hier spricht kein Mensch Englisch. Die Bestellung und Bezahlung erfolgt am Automaten, der sogar eine DEUTSCHE Benutzerführung hatte. „Wenn wir jetzt noch das kriegen was wir bestellt haben.“, grummelte ich so in mich rein. Bekamen wir auch. „Dieser MCD ist der gemütlichste den ich bisher in Europa kennen gelernt habe“. „Und mit einer herrlichen Aussicht“, erwiderte ich und meinte nicht die Mädchen.
Ein lockerer Abendspaziergang zur Verdauung ins Hotel und ab ins Bett. „“Ins Bett“… das ist ganzschön weit weg, das ist ein Lokal in Karlsruhe“, fiel mir so sinnierend ein. War wieder ein schöner Tag. Gute Nacht.
Tag XI
Abfahrt: 9:50 – Ankunft: 19:30 – Kilometer: 270
Ausgeschlafen. Die Nacht war absolut ruhig und Frühstücken wollten wir am Café im Supermarkt, wo wir auch tanken wollen. Ziel heute: Figueres.
Kein Stress, keine Hektik, kein anderer Weg als über die Berge blieb unsere Devise. Wir haben genug Zeit und die östlichen Pyrenäen sind nach unserer Meinung eh die schönsten. Also gemütlich los, die N20 entlang, Gebiet: Verdun, Midi-Pyrénées. Verdun, Verdun? War da nicht mal was in Geschichte mit 1. Weltkrieg in der Schule??
Es ging weiter in die Berge: Col de Chioula 1431m, weiße Gipfel ringsherum. D613 – ist zwar sehr schön, aber leider die falsche Richtung. Irgendwo haben wir den Abzweig verpasst. Es blieb uns nichts anderes übrig als die paar Kilometer zurück zu fahren. Die Kreuzung fanden wir dann mitten in der Baustelle und war als Kreuzung nicht zu erkennen. D25 – Col de Pailheres – nur 2001m hoch – wir kürten ihn zum Col Nr.1 bezüglich Schönheit, Col de St. Martin ist auf Platz 2 gerutscht und der Col de Core auf Platz 3. Das haben wir mal soeben kurzerhand für uns beschlossen – wieder einstimmig mit zwei Stimmen.
Die Aussichten, bei allen Dreien phänomenal, aber dieser ist noch um Klassen besser…Superaussicht, absolutes klasse Panorama und das bei absoluter freier Sicht in alle Himmelsrichtungen. Wir hatten das Gefühl, wir sind ganz oben. Wir blieben etwas länger hier, haben es genossen. Und dann die Abfahrt, Kehre um Kehre – es nahm kein Ende. “Sind wir eigentlich noch in Frankreich??“, fragte ich. „Ja, die Straße ist die D25 und die Gegend hier heißt Mijanès, Midi-Pyrénées, Frankreich!“, kam die Antwort. „Die Franzosen haben was gut bei mir! Diese Strecke muss man einfach 2mal fahren.“ murmelte ich in meinen Helm. D116, D16, D118 ab durch die Schlucht. Steilwände und Überhänge über uns und die Straße ist schmal. Wir sind allein unterwegs, bis uns ein Ochse entgegen kommt, alleine ohne Herde. Ganz langsam begegnen wir uns aneinander vorbei, denn er hat große Hörner und dazu am Ende spitz. Der Straßenbelag ist eher für Crosser oder Enduros geeignet als für uns. Ein Sturzbach querte die Straße, wo kommt den jetzt all das Wasser her?? Ein LKW kommt uns entgegen und es wird eng. Gottseidank war es nur ein „kleiner LKW“. Bei einer Rast fuhr später auch noch ein Kieslaster mit Auflieger in die Richtung, aus der wir kamen. „Rushhour in den Bergen, gut das wir die Schlucht hinter uns haben – das wäre fatal geworden wenn der uns eben entgegen gekommen wäre.“, sagte Heiko und mir lief ein Schauer über den Rücken als ich mir das vorstellte. Weiter auf der D9, die Berge werden wieder flacher und grüner. D7, es wird gemüsig, und in Le Vivier grüßte uns händewinkend eine älter Dame so herzergreifend, als hätte Sie seit Ewigkeiten keine Motorräder gesehen. „Ist da hinter den Hügeln etwa schon das Meer zu sehen??“, fragte ich, „Jetzt wollen uns die Franzosen nochmal so richtig ärgern, denn die Gegend heißt: Languedoc-Roussillon!“, sagte Heiko und zeigt in die Richtung, die wir fahren wollen, D619. Die Motorradjeans, mit Kevlar bestückt, sind das Beste was wir uns für diese Tour gegönnt haben: Geschützt und leicht zu tragen – Komfort auf hohem Niveau (wau, ich kann französisch). Kurz vor Sournia, mitten in der Pampa, kamen uns auf der schmalen Straße 2 Motorradfahrer entgegen. Erst kurz vorm Vorbeifahren erkannten wir uns: Werner und Markus – die beiden Schwaben.
Das war ein erfreuliches „Hallo“ und Wiedersehen mit den beiden. „Man trifft sich immer 2 mal im Leben!“, unkten wir und unterhielten uns eine knappe Stunde über das erlebte seid unserem letzten Treffen und was wir noch vorhaben. Natürlich wurden auch noch Bilder gemacht und… und… und…Werner schimpft viel über die sch… Technik seiner BMW und lobt die alte Boxer seines Sohnes. „Jaaa“, sagte ich, „manchmal ist „ALT“ besser, schau dir unsere an. Die sind noch aus dem letzten Jahrtausend und laufen und laufen und laufen. Haben schon lange die 100000 hinter sich.“, „Wir bleiben in Kontakt“, versprachen wir uns und fuhren unserer Wege.
Die D2 trieb uns wieder ein Grinsen ins Gesicht und hätten wir keine Ohren wäre es wahrscheinlich um den Kopf rundherum gegangen. Asphalt gut, Kurven gut. „Ich muss dich noch mal ärgern, denn hier heißt das jetzt: Prunet-et-Belpuig, Languedoc-Roussillon!“, sagte Heiko und mir entglitt ein leiser Fluch nach dem Motto : „Halt die …….!“ Die Warnungen vor Pilgerern häuften sich wieder – warum hier?? Es war wieder die Route der Cols und verlief schön durchs Gemüse. Die D618 und der Col de Fourtou ist der letzte in Frankreich, denn jetzt kommt der Grenzübergang nach Spanien. Tipp: Wer in die Pyrenäen aufbricht, sollte sich auf jeden Fall nach der N260 und der Route de Cols richten!
„Donnerlüttchen ist das spät geworden!“, sagte ich und wir entschieden uns nach der Grenze auf der Autopista del Meditiraneo Richtung Figueres zurück zu fahren. Schließlich wollten wir ja noch die Motorräder auf den Anhänger verzurren und noch ein bisschen Geld im Supermarkt ausgeben.
Das hat auch alles wunderbar geklappt. Das Zugfahrzeug stand da, wie wir es verlassen haben. Wir wurden mit großen „Hallo“ begrüßt und mit „erzählt mal“ aufgefordert den Abend zu füllen. Ja, die Spanier sind ein nettes Volk.
Bei einer leckeren Pizza ließen wir uns die Tour nochmal durch den Kopf gehen, lasen nochmal die Highlights unserer Tour, fingen an durchzurechnen was alles summa summarum gekostet hat und beschlossen den Titel dieser Tour. Übrigens: Es waren 13 Grenzübergänge die wir passiert haben.
Wir hatten genug Zeit für die Rückfahrt und die dauerte 16 Stunden. Während des Weges beschlossen wir: Nächstes Jahr geht’s ab nach Kroatien.
Bis dann
Cappo und Freaggle – die Asphaltpiraten aus Schloß Holte
Video
Viva la Tierra – Pyrenäen 2013 from Heiko813 on Vimeo.
Galerie