May the Sun be in your face
and the wind in your bag
Nachdem wir in den letzten Jahren die Alpen in fast jeder Region besucht und befahren haben, war diesmal ein neues Ziel im Visier. Großbritannien – genauer Schottland.
Video
Oder bei Dailymotion: Asphaltpiraten | Schottland 2012
Vorwort
78.772 km² Natur, schmale Straßen, nette Menschen und Schafen. Soweit das allgemeine Vorwissen. Dazu kommen natürlich noch hohe Niederschlagswerte, die mir auch am meisten Sorgen gemacht haben. Letztes Jahr haben wir ja schon viele nasse Urlaubskilometer abgespult. Wider Erwarten haben wir doch 8 von 10 Schottlandreisetagen trocken und kühl erlebt.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich im Voraus über das Land zu informieren. Das Land selber bietet zum Beispiel auf www.undiscoveredscotland.co.uk sehr viel Content zum Stöbern. Seiten, wo Motorradfahrer Routen hinterlegen können gibt es mittlerweile auch reichlich (www.mopedmap.net, scotlandinfo.de … ) Man findet auch viele private Motorradberichte über Mr.Google (z.B. panzer-owl.de, fernwehmacher.de, svendura.de, schottlandportal.de, explorermagazin.de). Dazu kommen natürlich noch die guten Tipps von Motorradfreunden.
Wir haben uns mit Google-Maps besondere Orte in einer Karte markiert, ausgedruckt und mitgenommen. Dazu kamen die beiden Karten Nicolson Maps und Marco Polo. Auf jeden Fall ausreichend – beide Karten sind gut, die Marco Polo Karte ist etwas dicker, die Nicolson sind in 3 Einzelkarten geteilt.
Die weitere Vorplanung haben wir mehr oder weniger aufgegeben, da wir kaum einschätzen konnten, wie weit wir am Tag kommen. Im Nachhinein würde ich sagen, mit viel gucken und gemütlich fahren schafft man doch rund 250 Tageskilometer der Singletrack-Roads. Was natürlich mehr oder weniger trockene Begebenheiten und frühzeitiges (~10 Uhr) Losfahren voraussetzt.
Schottland ist sehr facettenreich. Süden, Westen, Osten, Norden – jede Region hat sein eigenes Landschaftsbild. Die Bevölkerungsdichte ist sehr gering – teilweise nicht vorhanden. Ganz im Gegensatz zu der Schafdichte. Es sind wirklich überall Schafe – überall. Die drei Großstädte (Edinburgh, Glasgow und Inverness) ähneln vom Umfang ehr deutschen Kleinstädten. Auch die dicken Städtepunkte in der Karte (z.B. Fort Willian, Ullapool, Oban, Wick) sind ehr große Dörfer. Was nicht heißt, dass man dort keine schicken Hotels, Supermarkt-Ketten oder Ähnliches vergebens sucht.
Wir sind also malwieder „frei-Schnauze“ gefahren und es ist wirklich problemlos, in jeder Hausansiedlung ein B&B zu finden. Allerdings muss man für die Doppelzimmer schon 50-60 Pfund einplanen. 3-Sterne-Hotels liegen bei rund 80 Pfund. Einzelzimmer sind in B&Bs rar – W-LAN sogut wie immer vorhanden.
Es gibt auch eigentlich genug Tankstellen im Land. Einziger Engpass im Norden am Sonntag – da kaum 24h-Tanken oder Kartenzahlungsautomaten vorhanden sind. Wer 200km mit einer Tankfüllung schafft, wird damit kein Problem haben. Wer Werkstätten oder gar Teilehändlern sucht, muss schon im trüberen Fischen…
Tops und Flops aus unserer Erfahrung, sowie die Facts findet ihr weiter unten. Man sollte mehr als nur notwendiges Werkzeug mitnehmen. Schlauchschellen, Epoxidharz, Kabelbinder… alles was man zum schnellen Flicken braucht auf jeden Fall. Genauso wie sehr gute Regenkleidung und Motorradklamotten.
Es sei noch gesagt, dass Schottland schwer zu fahren ist. Das ist keineswegs vom Linksverkehr abhängig. Es fordert hohe Konzentration, auf den schmalen, manchmal uneinsichtigen, sich endlos streckenden Straßen zwischen aufschreckenden Schafen, moosig-kieseligen Fahrbahnbelag und der feuchten Witterung das Mopped sicher zu bewegen. Nichts für Einsteiger. Dank wenig Verkehr und atemberaubender Landschaft aber auf jeden Fall eine Reise wert.
Die Fährverbindung nach Great Britain sind super – auch zu den Inseln drumherum. Wir haben unser Ticket 3 Monate vorher über Internet bei DFDS (Amsterdam-Newcastle) für 120 Euro gebucht. Die Rückreise spontan 2 Stunden vor Abreise am Schalter schlug mit 150 Euro zu Buche. Die Fähren zu den Hebriden sind auch recht günstig (20-50 Pfund, je nach Strecke). Wir sind am 5.6.2012 nach Amsterdam aufgebrochen:
Logbuch (Freaggle)
Tag 1 (350km)
Um 10:00 Uhr sollte die geplante Abfahrt in den Urlaub sein – es war 09:50 Uhr als wir losfuhren. Ganz gemütlich querfeldein +über die Bundesstraßen bis zur niederländischen Grenze, mit einigen Stopps – nötiger Weise. Freaggle hatte an diesem Morgen wohl zu viel Kaffee gefrühstückt.
Die beschlossene Sache war: Kurz vor dem Hafen nochmal volltanken, Kaffee kaufen und die Verpflegung für Abendessen und Frühstück an Bord zu besorgen.
Aus unseren Recherchen, sowie den Berichten der Stammtischmitglieder (die hatten eine Vatertags Tour durch Schottland 14 Tage vorher gestartet, Link) wussten wir, dass die Ernährung auf dem Schiff sehr! teuer ist.
An der letzten Tanke auf dem Festland in Haarlem staunten wir nicht schlecht über den Schnee der uns umgab – es waren aber nur die Samenfäden der Pappelbäume die dort zuhauf blühten.
Einkaufen – perfekt – jetzt noch nach MCD : Käse Burger, Pommes, MC Nuggets. Dazu gesellten sich aber noch MC Kroket, die es in Deutschland leider nicht gibt, aber herrlich schmecken.
Mit einer zeitlichen Präzision sind wir am Hafen angekommen und konnten (fast) sofort an Bord der Fähre. „Als erstes die Mopedfahrer – festzurren müsst ihr selber.“. Auch das noch!! Nie gemacht !! Als Freaggle nun dachte das Motorrad ist richtig verzurrt kam einer der Fährbegleiter und rüttelte sein Mopped wieder lose — „So geht das nicht – noch mal !!“ sagte er freundlich. „Schei…“ und der Schweiß stand uns auf der Stirn.
Unsere Kabine mit Seeblick war auf Deck 6, und die Zimmernummer 666 – die kann man nicht vergessen. Haha! 4 Bettkabine für uns zwei alleine – geil.
Um 18:00 Uhr verließen wir das Festland, genossen noch die Abendsonne auf dem Oberdeck. Kein Wölkchen am Himmel und die See war aalglatt. Was der Nachtruhe sehr zugute kommt.
Später, in der Kabine tätigten wir das erste Ritual des Urlaubs – das wir noch des Öfteren realisieren wollten. Einen Mokka mit der Reisemokkamaschine (kurz ReMoMa) brauen. Lecker war der und dazu die MC Krokett.
Nach einer erneuten Runde Schiffsbesichtigung ging es irgendwann in die Koje. Ich spürte die Diesel nach dem Takt von Pink Floyd – „Welcome to the Machine“ brummen.
Das war für den Anfang ein sehr schöner, trockener und sonniger Tag. „Die Fähre legt um 09:00 Uhr morgen früh in New Castle an – ich steh um 07:00 Uhr auf – Gute Nacht und schlaf gut.“ sagte ich. „Nacht – bis morgen und schnarch nicht so laut“ kam es zurück.
Tag 2 (425km)
Aufgewacht! Die Nacht war sehr ruhig. Es hat zwar noch kein Wecker geklingelt, trotzdem bin ich hellwach. Erst den kalten Kaffee von gestern Abend reingekippt (das mache ich jeden Morgen), Morgenwäsche und dann RAUCHEN.
Allerdings muss ich dafür 3 Etagen nach oben, um auf das Außendeck zu gelangen. Die Luft draußen war kühl und feucht, aber es regnete nicht. Die Sonne war aber leider auch (noch?) nicht da. Zu mir gesellte sich ein Niederländer, auch in Motorradklamotten. Wir unterhielten ein bisschen.
Die Fähre legte pünktlich an. Schiff verlassen und nochmal Passkontrolle. Um 10:30 MEZ (Jetzt 09:30 UK Zeit) verließen wir das Hafengelände, holten Infos bei der DFDS Guest-Information für die Rückfahrt und passten höllisch auf den Linksverkehr auf. Es klappte aber besser als ich dachte.
Raus aus New Castle Richtung Edinburgh – mit verfransen natürlich. In Northumberland passierten wir die „Grenze“ nach Schottland. Eine Sehenswürdigkeit: Ein Parkplatz mit toller Aussicht, einem riesigen Felsen auf dem die Grenzlinie England-Schottland demonstrativ unübersehbar aufgemalt ist, ein Dudelsackspieler, der den ganzen Tag dort spielt und so auf ein paar Pfund der Touristen hofft. Egal bei welchen Wetter. Ich denke es lohnt sich für Ihn.
Vorher hatten wir aber schon unsere Regensachen übergestreift, weil das Wetter nicht sehr vielversprechend in England war. Die vielen Schilder, das hier fotografiert wird (Speedcam) und das die Olympic-Torch hierher kommt, stachen sofort ins Auge.
In Edinburgh ists ein Muss für uns über die Forth Brigde zu fahren. Und danach fing es an zu regnen… aber richtig. Wir hatten ein Ziel: Abends bei Alan sein. So tourten wir durchs Land und es wurde feuchter. Unsere Route führte uns auch, mehr oder weniger zufällig, an einem der gesteckten Ziele vorbei: Die höchste Hecke der Welt ist die Meikleour-Rotbuchenhecke im schottischen Perthshire, die im Jahr 1746 von Jean Mercer und ihrem Ehemann Robert Murray Nairne gepflanzt worden war. Gut das ich die nicht schneiden muss :-).
Der Spritpreis liegt hier bei 1,34 £ und Diesel ist immer 10 Cent teurer. Wir passierten das Skigebiet bei Braemar und durchzogen den Caingorms Nationalpark. Das Reservat ist ein Augenschmaus – echt schön. Eine Stunde später als geplant kamen wir bei Alan an, aber das wir hatten aus Braemar schon telefonisch angemeldet.
Patschnass und durch- wenn nicht sogar aufgeweicht wurden wir dennoch herzlich begrüßt und aufgenommen – Alan hatte den Kamin befeuertg und Anne (seine Frau) schon die Trockenständer parat. Kurz frisch machen und dann begann der gemütliche, schottische Familienabend mit echtem schottischen Abendessen, im Einzelnen:
Steak mince with carrots, onions und turnip, Boiled potatoes “tottis”, Mealies (white pudding), Trifle und cream (sponge fingers spread with jam-jelly-diced fruit, custard and cream). Alles absolut leckerlecker.
Der Abend wurde etwas spät, weil es sooo viel zu erzählen gab. Vielen Dank nochmal für alles!
Tag 3 (254km)
Wie immer wurde ich viel zu früh wach und traf Anne noch bevor Sie zur Arbeit musste. Sie schenkte mir erst mal einen „strong black Coffee“ ein und hat noch die Motorradsachen kontrolliert, obs auch schon trocken war. Alles okay und wir verabschiedeten uns. Danach Craig (der Sohn) – er musste auch zur Arbeit. Alan bot mir original schottisches Frühstück an. Über den Geschmack von schottischen Frühstück gehen die Meinungen ja weitgehend auseinander – aber das war mein letztes. Cappo war schon begeisterter von Bacon und fried Eggs am Morgen. Im Einzelnen: Rührei, Bratwurst, gebratene „Leberwurst“ oder so, gebratener Speck und Black Pudding – so etwas wie gebratene Blutwurst, dazu etwas Toast und grüner Tee. Es gab aber auch noch Kaffee.
Eine letzte rauchen und wir verabschiedeten uns. Schottland ruft – und es war trocken an diesem Morgen.
Leider sind wir direkt in einem Gebiet mit Single-Track-Roads gelandet, die frisch gesplittet wurden. Es war fahrbar, aber wir mussten höllisch aufpassen. Die Strecken sind nicht allzu übersichtlich, außerdem „skid risk“, nur 20mph erlaubt und was kommt uns da auch noch entgegen: Ein deutscher Touristenbus… Na, das fängt ja gut an – die kreisen nicht nur in den Alpen von Südtirol rum sondern auch hier, wa?
Das Nächste, was uns sofort aufgefallen ist, sind die vielen toten Kleintiere ( 🙁 ) auf der Fahrbahn – so viele haben wir auf deutschen Straßen und auch anderswo noch nicht gesehen.
Die Tour führte uns auf die Tourist Route 939, quer durch die Highlands zu den Ausläufern des Sees Lochindorb. Ich dachte wir sind auf Fuerte Ventura, nur das dort die Felsen eine rötliche Farbe haben und es sehr viel wärmer ist. Eine schöne Gegend.
Die Reise ging weiter über Corrieworrie die 862 entlang über Inverfeting nach Loch Ness. Ich dachte der See ist so berühmt wie der Gardasee und da ist der Bär los – und was ist??? Nichts…
Am Uferrand gab es erstmal eine ausgiebige Mokkapause, natürlich selbstgekocht, und wir warteten darauf das evtl. Nessie, das Ungeheuer von Loch Ness, auftaucht. Wieder nichts… Aber wenn ich mir so die größeren Wellen anschaue ……….. 😀 ?!?!? Ansonsten ist da nicht viel los, am größten Teich von Schottland. Nicht mal richtige Touristenstädtchen haben wir gesehen. Da hat der Gardasee aber mehr zu bieten… aber weg mit dem Vergleich.
Eine Übernachtungsmöglichkeit am Loch Ness war leider auch nicht zu finden, da an diesem Wochenende ein Rockfestival stattfand: „RockNess am Loch Ness“ und es hat doch recht große Ausmaße.
In Inverness war alles ausgebucht, eben wegen dem Festival. Und es wurde riesig Werbung für den Olympischen Fackellauf gemacht. Also weiter über die Kessock-Bridge und eine Pennmöglichkeit in Avoch auf der Black Isle gesucht – und gefunden.
Das „Hotel Station“ im Ort wollte 90£, dass erschien uns DEUTLICH zu viel. Umgerechnet: 112,50 Euro. „Nä, nicht mit uns.“ Wir suchten weiter nach B&B. An einem Haus in Fortrose klingelte Cappo an und kam nach 15 Minuten mit einer Adresse wieder. Ich dachte schon, den hamse eingemauert.
„Zurück nach Avoch, die Dame hat mit mehreren Bekannten telefoniert, deshalb hat es etwas gedauert. Wir haben ein Bett.“ sagte er und wir fuhren die paar Meter zurück.
Ein supergeiles B&B für 60£ – eine ganze Etage für uns, voll neu renoviert mit saubequemen, nagelneuen Betten, einer tollen Aussicht auf den See und einer absolut netten Vermieterin.
Kann man so etwas noch toppen?? Diese Frage stellte ich mir beim Einschlafen.
Zum Abendessen gab es was aus dem Schnellimbiss vom Chinesen oder sowas. Machte ordentlich satt, schmeckte nicht schlecht und war nicht teuer. Aber diese Chips …. :-/
Das Hotel Station war nur 150m entfernt. Der Tag war schön und trocken.
Tag 4 (240km)
Mannomann, die Nacht war ausgesprochen Klasse. Ich habe herrlich geschlafen. Draußen vor der Tür erst mal ein Deutsches Frühstück: Zigarette. Die nette Vermieterin brachte mir sogar noch einen Pott Kaffee raus – herzlichen Dank dafür. Nur vermieste mir das trübe Wetter ein wenig den Spaß.
Es war grau, feucht aber nicht wirklich am regnen – der Wind pfiff kräftig um die Ohren.
Bei Frühstück erzählte uns die Dame des Hauses von der Delphinbucht die nicht weit weg ist -Rosemarkie Bay in Fortrose.
Wir also dahin – liegt eh auf dem weiteren Weg und … keine Delphine zu sehen. „The See is to craft.“ war die Aussage eines Vogelbeobachters. Ey… wir haben auf grader Strecke eine Schräglage die wir nur in manchen Kehren hinkriegen und der gute Mann beobachtet bei diesem Sturm Vögel. Kaum zu glauben.
Die Fähre, die wir benutzen wollten (von Cromarty nach Balnapaling), wurde abgesagt – zu stürmisch. Jau, wir sahen wie das Schiff auf dem Meer rumtanzte und wir wären da freiwillig nicht draufgefahren um draufzugehen.
Danach kam er: Der Nebel des Grauens. Sichtweite bis kurz vor das Visier. Schleichfahrt – Sonarbetrieb ist angesagt. Nix mit schöner Landschaft. Keine Ahnung wo wir sind. Vorsichtig weiter nach dem Motto: Augen zu und durch.
In Bonar Brigde fanden wir ein gemütliches Eckkaffee, in dem wir erst mal einkehrten, aufwärmten (ja es war kalt), und die Tour weiterplanten. Dazu viel uns der Gag ein:“ Wenn wir nächstes mal eine Auslandtour machen, nehmen wir eine Karte von einem anderen Land mit und fragen darauf die Einheimischen nach dem Weg“ – Spaß muss sein :-D.
Weiter ging es auf Singletracks, die wir immer mehr lieben lernten. Die führen kreuz und quer durch die Prärie. Mittig in dieser standen auf einmal mehrere Galloway Rinder mit riesigen Hörnern auf der Straße. Es war uns ganz schön mulmig, zumal die Biester keinen Anschein machten auch nur ein Stückchen beiseite zu gehen. Spiegel einklappen und durch geht nicht. Und die gucken auch noch so blöde. Cappo war mutig und fuhr langsam drauf zu, hupte und brüllte irgendwas, was ich nicht verstand. Die Biester gingen aber beiseite – Klasse gemacht – weiterfahren. Erst noch´n Foto schießen. Kaum 5 Minuten später, schon wieder Viecher. Diesmal aber normale Kühe, auf der Weide und auf der Straße verteilt. Die haben sich aber so was von erschrocken, dass die alle auf die Straße rannten und ein Kälbchen sich auch noch in Stacheldraht verfing. Der Anblick geht mir durch Mark und Bein und mir fiel gleich der Seitenschneider im Multitool ein; das hatte ich sofort griffbereit. Bevor es aber zu einer dramatischen Rettungsaktion kam, hatte sich das Kalb schon selbst befreit und rannte den Anderen hinterher.
An einer Tankstelle trafen wir dann auch mal deutsche Motorradtouristen, die auf dem Rückweg aus dem Norden waren. Die erzählten uns, dass Sie die letzten 5 Tage nur trockenes Wetter hatten und da „oben“ soll es sogar warm sein. „Na denn –FFN“ , fiel mir dazu ein.
Die Tour führte uns im Regen bis Wick. Da hatten wir die Schnauze gestrichen voll. Dieser Ort lud förmlich zum Übernachten ein. Ich sah auf der linken Seite einen Shop der so aussah, als würde er Kilt Pins verkaufen. Ich sagte zu Cappo „Halt mal an .. ich geh da vorn mal in den Laden“. Er hat wohl was anderes verstanden. Die Ampel trennte uns – kurzfristig. In dem Geschäft sah es aber nur so aus, als gäbe es Pins, doch der Verkäufer beschrieb mir ein Geschäft um die Ecke – die haben Sowas. Ein Kunde aus dem Geschäft begleitete mich sogar. Mein Mopped ließ ich da stehen wo ich es geparkt hatte, mit allen Drum und Dran. Wer klaut hier denn schon nasse, schmutzige Motorräder??
In dem Kilt-Pin-Geschäft traf ich meinen Sohn wieder, denn der Laden war auch gleichzeitig die Touristen Information. Ha – wir habe endlich unsere Kilt Pin gefunden und gleichzeitig ein gutes Hotel.
Einchecken, duschen – Hunger. Wir besuchten eine „echte, italienische Ristorante“ – von wegen echt. Keiner spricht dort italienisch, zu trinken musst du woanders kaufen, die hatten keine Ausschanklizenz. Die Calzone, die wir bekamen, hatte nicht mal ansatzweise irgendetwas mit dem zu tun was wir erhofften zu bekommen. Bah.. nie wieder Pizza auf dieser Insel.
Beim Schlendern durch die Straßen fanden wir auch 2 Giftshops. In dem zweiten hatte Cappo einen interessanten Gesprächspartner gefunden. Ich verstand nur „Heidelberger Druckmaschinen“ und viel Bahnhof. Naja, jedenfalls wusste der Verkäufer wohl, dass die besten Druckmaschinen aus Heidelberg kommen. In dem ersten Geschäft fanden wir eine Überraschung für Mutter und Frau daheim. Leider war das Ding so groß, dass es nur mit Mühe in den Koffer passte. Also mit der Post schicken. Wir meldeten uns eh jeden Abend zu Hause – sagten also Bescheid, dass ein Päckchen kommt und da ist unsere Dreckwäsche drin. Wir kleiden uns hier neu ein. Ob sie uns das abgenommen hat?? Zutrauen tut Sie uns das.
In dem Hotel, in dem wir untergekommen sind (für 85 £) fand eine Hochzeit statt… so viele Schottenröcke (Kilts). Bei den Nachrichten im Fernsehen ist uns aufgefallen, dass der Wetterbericht, nur deshalb haben wir die Glotze überhaupt eingeschaltet, viel besser dargestellt wurde als in Deutschland.
Tag 5 (252km)
Der Tag ist trocken, wie es der Wetterbericht vorausgesagt hat. Unsere Tour führte uns weiter über die A99 in Richtung Duncansby Head, der nord-östlichste Punkt Schottlands. Auf dem Weg dorthin durchfuhren wir die „Lüneburger Heide“ – flach, Erika und viel verbranntes Land. Später erfuhren wir, dass es mit Absicht abgefackelt wird, danach wächst dann ein Kraut welches nur eine bestimmte Vogelart frisst – und diese werden dann abgeschossen. Warum auch immer…
Die berüchtigten Radarfallen sind, seitdem wir die „schottische Grenze“ überquert haben, nicht mehr aufgetaucht. Überhaupt ist auf dieser Auslandstour alles etwas anders: Alle Häuser, in denen wir bisher übernachtet haben, haben keine Balkons. Das fällt einem Raucher wie mir sofort auf, wenn er zum Qualmen raus muss. Zudem ist nach Tagestourbeginn meist schon nach 10 Minuten der erste Kuckmal-schön Stopp angesagt gewesen.
Am Duncansby Head trafen wir ein schottisches Pärchen, auf Urlaubsreise, die uns viel über Schottland und die Hebriden erzählten. Eigentlich mehr Cappo, weil ich verstand nicht soooo viel aus der Unterhaltung. Auf eins bin ich auf jeden Fall gespannt: das galisische Land und ihre Sprache. Es muss wohl wie unser „Plattdeutsch“ sein oder noch schlimmer, denn für „moderne“ Ausdrücke habe die Leute dort wohl keine Worte. Die englische Submarine, das deutsche U-Boot ist in galisisch ein halber Satz: „Langer silberner Fisch der unter Wasser schwimmt in dem Leute sitzen“ (frei übersetzt). Was sagen die dann wohl zu Internet oder E-Mails???
Das Pärchen klärte uns auch darüber auf, dass Harley Davidson ursprünglich aus Schottland stammt. Dass der Vater von Arthur Davidson, der Harley-Davidson mit seinem Jugendfreund William S. Harley mitbegründete, in dem Steinhaus im Weiler von Netherton Melgund, in der Nähe Brechin lebte, bis Mitte der 1850er Jahre, als seine Familie in die USA auswanderte. Aha – soso…
Irgendwo auf der A897 machten wir bei dem Woodcock Hill Forrest eine Pause, denn ich hatte schon seit längerer Zeit keine Bäume mehr gesehen. Nach dem Snack, Erfrischung und eine Rauchen meinte Sohnemann ich müsse noch „ein Bäuerchen“ machen, bevors weitergeht. So was habe ich ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört. Ich bekam einen Lachanfall und die Tour ging erst 15 Minuten später weiter…. Bäuerchen xD.
Weiter ging die Fahrt auf der B871 vorbei an Loch Badanloch, Loch Nan Clar, Loch Rimsdale Loch, Loch, Loch… so viele Lochs… Uns fiel auf, dass die Engländer kein „ch“ aussprechen können – stattdessen sagen sie immer Loc. Auf jeden Fall war dort auch ein geiles Echo mit 5-minütiger Unterhaltung. Vorbei an Loch Naver, Loch Loyal Richtung Tongue, natürlich auf Singletrack-Roads.
Tongue ist ein nettes Örtchen, mit Tongue Wald, Tongue Haus, Tongue Youth Hostel und einer langen flachen Brücke über die Tongue Bay.
Die A838 um Loch Eriboll herum nach Durness ist eine absolute Sehenswürdigkeit. Hier und da sind Rindviecher auf der Straße, aber die tun nix – die wollen nicht mal spielen. Außerdem, wer bei dieser superschönen Strecke und genau so tollen Aussicht das Rasen anfängt, sollte doch besser auf Norderney buchen. Die Seezuchtstationen für Fisch, Muscheln und sowas fielen durch ihre verschiedenen Formen auf. Mal rund, mal eckig. Bei Sangobeg blieb uns sprichwörtlich die Spucke weg. Eine Aussicht auf´s Meer, Top-Sandstrand und ein riesiger Felsen … da mussten wir einfach anhalten. Boah ey … und das hier, kurz vor dem Nichts.
In Durness beschlossen wir zu übernachten, denn die „Städte“ wurden zu kleinen Dörfchens. Wir fanden ein B&B am Ende des Dorfes, d.h. wir fuhren einfach durch weil die Häuser, die B&B anboten, von außen nicht so einladend wirkten. 60£, Standartpreis mittlerweile. Alles niegelnagelneu. Bitte die Schuhe ausziehen und somit die Treppe schonen. Abendessen gab es im Dorf Pub – lecker und günstig.
Heute Abend ist mir nochmal so richtig aufgefallen, dass es nachts nicht richtig dunkel wird und es richtig viele Golfplätze gibt.
Tag 6 (296km)
Mutter und Tochter (Julia und Sabine) aus Mecklenburg machten schon seit Jahren Urlaub in Schottland und erzählten und erzählten – teilweise interessant, teilweise nicht so spannend – beim reichhaltigen Frühstück. Sie sagen u.a. das hier in den letzten 3 Jahren die Preise richtig angezogen sind. B&B hätte vor 3 Jahren noch bis 40£ gekostet.
Unsere Reise sollte weitergehen, nach Cape Wrath, da wollten die beiden auch hin. Als wir an der Fähre ankamen, großes Entsetzten.. .. ca. 25 Menschen waren da aber nicht ein Fahrzeug. Es war nur ein Boot, das die Personen übersetzte und die Fahrt mit einem Minibus nach Cape Wrath fortsetzte. Nein Danke – wir wollen noch viel mehr sehen von diesem Land. Sabine und Julia kamen auch schon des Weges und ließen sich rüberschippern – schönen Urlaub noch.
Also weiter die A838 Richtung Rhiconich und dann scharf rechts auf die A801 Richtung Kinlochbervie nach Droman. Alter Falter… ging das da steil eine Anhöhe hoch. Es kommt ja nur ganz selten vor das ich mal einen Gang runterschalten muss, aber hier mussten es schon 2 Gänge sein – meine Herren. In Oldshoremore erwartete uns ein supergeiler Karibikstrand. Wenn auch nicht besonders groß.
Den Abstecher ums Loch Nam-Brac konnten wir uns nicht verkneifen. Nett zu fahren und kein Verkehr – keine Busse, Radfahrer, Moppeds .. nix. Wir haben gelernt, dass die „freien Weiden“ für alles Mögliche an Getier durch „Cattle Gritts“ abgesperrt sind. Das sind große Gitterrosten, welche in die Straße eingelassen sind — und da geht kein Viehzeug mit rüber. Rechts und links sind meistens Bäche oder Gräben. In diesen Gebieten ist besondere Vorsicht geboten denn: Schafe, Schweine, Bullen, Kühe, Frösche, Mäuse, Kanninchen… alles kann da auf der Straße rumlaufen. Also doch noch ein bisschen mehr zu beachten.
In Scourie fanden wir dann endlich auch eine Tankstelle die Sonntags geöffnet hat. Eine automatische 24h-Tanke. Ein „Moppedtreff“, die einzige Tanke im Umkreis von ~100km und sauteuer. Ein Liter Sprit kostet umgerechnet 1,90 Euro. Puhhh… das sitzt. Aber soviele Motorradfahrer, wie wir hier an der Tankstelle trafen, sahen wir die letzten 2 Tage nicht.
Weiter auf der A894 vorbei an den Lochs: a Bagh Ghainmhich, Gleann Dubh a´ Breac Leatheit, a´ Bhadaidh Daraich, a´ Chruaidhlinn – ok es reicht – das kann kein westlich angehauchter aussprechen. Allerdings mussten wir eine „Guck-mal-Pause“ an der Kylesku Bridge machen. Hier wurde an die „schweigenden Bewohner“ gedacht. Die Marines vollzogen im 2 Weltkrieg ihre Übungen gegen U-Boote der Deutschen. Keiner hat was verraten. So schildert es ein Ehrenmal an der Brücke.
Weiter auf der A869 an hunderten von Seen vorbei, dessen Name kein vernünftiger Mensch aussprechen kann: Lochan nah Inghinn, Lochan nah Claidhmhnean, Loch Nedd. Eine unbeantwortete Frage im ganzen Urlaub ist: Warum heißen manche Seen Loch und manche Lochan???
Die B869 fuhren wir bis Loch a´ Mhi Runaich. „Rechts geht’s nochmal zu einem Viewpiont, den „Point of Stoer“ lass mal gucken fahrn“. Der Abstecher hat sich aber auch gelohnt. Bis gaaanz hinten zu Leuchtturm sind wir gefahren und dann hat uns fast der eisige Wind weggeweht.
Das Ziel für heute Abend heißt eigentlich Ullapool: Sprich die Fähre nach Lewis um 16:30 Uhr zu kriegen. Mal sehen ob wir das schaffen. Also weiter die B869 bis zu einen auffälligen Schild das uns einlud Achmelvich zu besuchen. Egal, Zeit haben wir noch, lass uns mal reinstechen in die Sackgasse. „Yeah“ – durchfuhr es mir durch den Kopf. Sandstrand vom feinsten, Campingplatz, Youth Hostel – alles da. Den Strand mussten wir erst mal besuchen, in voller Montur versteht sich.
Also dann mal weiter nach Ullapool – Richtung Lochinver auf der A837. Komisch – eben war es eine B-soundso Straße und die war Single Road, jetzt ist es eine A-soundso Straße und die ist zweispurig. Ob das die Erklärung für A + B Straßen sind? Mal Mister Google fragen.
Die Straße führte uns wieder an zahlreichen Seen vorbei – aufzählen hat kein Zweck mehr – ein großer hieß Loch Assynt, der erinnert mich doch an so einen Schnaps der „Blind“ macht. Ach ´ne, der hieß ja Absinth und hat 66-80%. Unsere nächste Kreuzung bei Ledmore führte Richtung Ullapool auf der A835.
Kurz vor Ullapool, in Höhe des Golfclubs, sahen wir schon unsere Fähre Richtung Hafen fahren. Ok, wir sind zwar schneller, aber das Ding fährt direkter – auffi zum Hafen. Überpünktlich kamen wir an – genau 10 Minuten noch. Cappo kaufte die Tickets, ich hielt Ausschau nach dem Terminal. Anstellen, Vordrängeln, fertig. Wir können aufs Schiff. Insgesamt waren 3 Moppeds auf der Fähre. Die Crew hat die Motorräder verzurrt, wir brauchten nur zuschauen.
An Deck erkundigten wir uns erst mal wo denn hier das Formel 1 Rennen „Grand Prix from Canada“ übertragen wird. Die Info war: „Überall wo hier Fernseher stehen, aber wir durchfahren viele Störungsgebiete, es kann also sein das wir nichts empfangen“. Naja, schöne Aussichten… und wir sahen nix vom Rennen. Aber wir haben ja noch die Nachrichten in BBC1 heute Abend, die übertragen die Highlights.
Spät abends legte das Schiff in Stornoway auf der Insel Lewis an. Schnell fanden wir auch ein B&B. Die Dame hatte schon mehrere Gäste im Haus und sagte freundlich: “Vor morgen früh 09:00 Uhr kommen Sie nicht weg. Hier wird die Fackel lang getragen, da ist der ganze Verkehr gesperrt. Ab 06:30 Uhr geht’s los“. Da denn…
Wir kochten erst mal Kaffee und schauten nachträglich das ganze Rennen. Von wegen Highlights – das Rennen wurde komplett übertragen. Abendessen brauchten wir nicht, denn wir hatten auf der Fähre gegessen, es war recht günstig, sah gut aus und schmecken tat es auch noch.
Tag 7 (288km)
Um 06:15 Uhr wurde ich wach von laut sprechenden Menschen auf der Straße. Sie hatten sich versammelt um die olympische Fackel zu sehen. Der Morgen war trocken und kühl und die Fackel kam Punkt 06:30 Uhr dahergewackelt. Die Übergabe erfolgte direkt vor unserem Fenster. Sohnemann wecken, der sprang auf, nahm die Kamera und filmte. 5 Minuten später war alles vorbei und Sohnemann wieder im Bett am Schnarchen. „Mann ging das fix“, dachte ich mir und braute mir erst mal einen dicken, großen Espresso. Später, der Frühstücksraum war voller Gäste, war der Fackellauf natürlich Thema Nummer 1.
Bevor wir uns weiter auf unsere Reise machten wuschen wir an einer Tankstelle erst mal unsere Motorräder – die hätten wir sonst selbst nicht mehr erkannt. Volltanken, kurz in den Supermarkt und los. Das erste Ziel heute hieß „Port of Ness“ der nördlichste Punkt der Insel Lewis.
Auf dem Weg dorthin hielten wir wieder an einem „View Point“ – Steine, sowas wie Stonehenge- Megalithstruktur, nur sehr, sehr viel kleiner. Am Nordzipfel: große Klippen – ok, die sahen wir auf dem Festland auch schon. Endtäuschung machte sich breit, weil alles so platt, grade und langweilig war. Also nächstes Ziel einfach slowly Richtung Tabert und zur Halbinsel Harrys. Hätten wir es besser gewusst, wären wir gleich nach Harrys gefahren und uns den Nordteil geschenkt. Denn eins ist sicher – Harrys ist landschaftlich schöner und die Sträßchen sind schnuckelig zu fahren. Leider müssen wir Harris zeitig verlassen – zur Fähre Richtung Uig auf die Isle of Skye. Am Fährhafen musste ich unbedingt den Doppelgänger von Robin William, dem Schauspieler, fotografieren. Er sah ihm nicht nur zum Verwechseln ähnlich, er benahm sich auch so. Der Doppelgänger war ein Mitarbeiter der Fährgesellschaft und er hatte auch nichts gegen ein Foto. Naja, immerhin sind wir 210km auf den Outer Hebrides rumgefahren – und die Fahre nach Uig kostet nur 37£.
Gegen 17:00 Uhr sind wir auf Skye angekommen. Ich hatte während der Überfahrt ein wenig gepooft. War also wach. Das Wetter super und nach kurzer Entscheidung „Komm, wir drehen noch ´ne Runde“ wurde die Budensuche noch etwas verschoben.
Es hat sich gelohnt. Von Uig aus die A855 Richtung Norden an der Küste der Isle of Skye her, die Sonne stand noch hoch, und das um diese Zeit. Tolle Aussichten genossen wir. Bis Portee… dann war es für heute genug.
Wir fanden ein B&B für 60£, nicht so der Hit, aber dafür mit einer tollen Aussicht auf den Hafen. Bummeln durch Portee, ist ein schönes Städtchen… und so übersichtlich, ´n bischen Kohle ziehen, Abendessen: Fish + Chips vom feinsten, bis auf die Chips. Keine Ahnung was die Briten an diesen Kartoffeln so toll finden. Nach einem Verdauungsspaziergang, mit Schaufensterbummel, ab in die Heia.
Gute Nacht.
Tag 8 (239km)
Der Tag war schön, sonnig und warm. Wir besuchten vorm losfahren noch ein paar Andenkenläden und trafen sogar einen Trupp deutscher Motorradfahrer aus dem Ruhrgebiet. Das erste Ziel für uns hieß Point Neist. Also erst die A97 und dann die A850 entlang. Mein Gedanke, das die Straßen sowieso zweispurig sind, hat sich bewahrheitet. Diese Insel strotz nur so vor grün. Bei Dunvegan machten wir am gleichnamigen See (Loch) eine Pause bevor wir weiter am See entlang auf die B884 abbogen. Ha, endlich wieder Singletrack.
Point Neist – boah ey, da blieb uns die Spucke weg. Glasklare Sicht weit auf´s Meer hinaus. Wale oder Delphine sahen wir aber wieder nicht. Ein richtiger Genusspunkt. Dort blieben wir auch eine kleine Weile bevor wir schön gemütlich die A 863 weiterfuhren. Unterwegs sah Cappo ein Schild „Muscheln – hier“ – „nur 5 Pence“. Okay, kaufen wir 2 Stück, das Geld in den Klingelbeutel, Muscheln aus dem Karton – freie Auswahl. Handflächen groß, hoffentlich kommen die zu Hause heile an.
Weiter durch die Berge weiter die A87 entlang mit Rauch- und Kuckmalpausen . Selbst die kleinen Örtchen, die wir durchfuhren waren idyllisch. Nun aber – jetzt kommt sie gleich: die berühmte Skye Bridge. Mittlerweile Mautfrei. „Jau. Ist schon ganz schön groß, kommt aber an die Forth Brigde in Edinburgh nicht ran.
Nächstes Ziel war der Apple Cross Pass. Die einzige Straße in Schottland, die auch ÜBER einen Berg drüber führt. Der Weg dorthin über A87 und A890 – klar zweispurig – war relativ schnell abgespult. Ich habe schon lange aufgehört, die ganzen Loches, an denen wir vorbeigefahren sind, zu zählen. Einen kleinen Abstecher nach Sconser wollten wir noch mitnehmen, aber das war ein GLASCHIO- glatter Schuss innen Ofen. Die Aussicht war nichts und die Straße noch weniger, aber voller Löcher – Schlaglöcher, fast so groß wie Kürbisse.
Applecross – die Straße ist fantastisch, aber die Aussicht ist überwältigend. Kurz mal stehen bleiben und umschauen. Da kaum Verkehr kein Problem. Auf dem Gipfel ist ein Foto ein Muss und die Zigarette auch. Mehr als 4 Züge waren nicht drin, weil der Wind so kräftig blies und die Zigarette schnell zur Kippe. Ein Autofahrer hatte sich den Minispoiler halb abgefahren, wie auch immer er das geschafft hat, auf jeden Fall schleifte das Teil über den Boden. Mit einem Kabelbinder konnten wir abhelfen, denn so was haben wir auf jeder Tour dabei. In meiner Jugendzeit hieß es immer: „Ohne Draht keine Fahrt.“ Heute sind es Kabelbinder – lang in den Koffer mit Gaffaband geklebt.
Nach tausendmal „Danke“ vom Autofahrer und seiner Familie wollte ich nur noch aus dem Wind raus. Die Abfahrt war lange nicht so schön wie die Auffahrt.
Im Applecross Inn, einem Lokal am See, gabs nen Pott Kaffee. Dort trafen wir ein Deutsches Pärchen, die Urlaub im Wohnwagenmachten und über Midgets schimpften. Das sind kleine Mücken, die so groß sind wie Obstfliegen und weiß sind. „Man hört sie nicht sirren, aber wenn die stechen dann juckt das doppelt so doll und dreimal so lange wie ein Mückenstich“. Meckerten die beiden. Ah ja, und weil Fußball EM ist hatten wir natürlich auch eine deutsche Fahne auf dem Tisch.
Wir beschlossen den Applecross nicht weiter nach Norden, am See vorbei zu folgen, sondern zurück über den Berg. Die Aussicht rücklings war so geil, wir wollten das nochmal in voller Pracht sehen. Also, beschlossen und genehmigt.
Auf der Passhöhe hielten wir diesmal nicht an. Rüber über die Kuppe ab ins Tal. Die Aussicht war so heftig – geil – schwer Fototauglich. 2-3 Autos und 4 Motorräder – mehr Verkehr war nicht. An einem Miniparkplatz hielten wir und testeten Echos. Ein Ruf gleich 2 Minuten Unterhaltung. Einen Felsen von der Größe zweier Medizinbälle lies Cappo in Richtung Bachbett rollen – Leute waren keine da. Der war bald eine Zigarettenlänge unterwegs und das poltern war noch lange im Echo nachgeklungen.
In Lochcarron am See fanden wir wieder ein ruhiges B&B für 60£. Alle B&Bs hatten WLan. Komisch, in Deutschland nicht. Und an dem Abend lernten wir auch die Midgets kennen. Scheißviecher! Gutes Abendessen gab es im Dorflokal. „Lass bloß das Licht aus und das Fenster zu!“ mahnte Sohnemann und verschwand im Bett. Ich tat es ihm nach.
Tag 9 (306km)
In dem B&B war auch ein niederländisches Pärchen untergekommen. Er war auch Raucher, und wo treffen die sich, die Raucher? Draußen vor der Tür – und das vor dem Frühstück. Ein bisschen „Blabla“ austauschen, frühstücken und weiter geht die Reise Richtung Ben Nevis.
Vorbei an Loch Gary, Loch Lochy auf der A82. Irgendwo bogen wir links ab Richtung Ski Gebiet. „Ey, nä ´ne! Was´n hier los??“ Ein staubiger Parkplatz vollgestopft mit Bussen und diese wiederum vollgestopft mit Touristen, die alle mit der Seilbahn auf den Ben Nevis wollten. Daoben lag nämlich noch ein wenig Schnee. „Ey Alter! Nich mit mir, nich mit´s Kommander! Umdrehen und wech hier!“ Das war keine freundliche Bitte mit nettem Ton, sondern schon harsche Befehlsform. Cappo war mit mir einer Meinung. „Kurz vor Fort William führt noch eine Straße zum Ben Nevis, fahr´n wir da mal hoch!“ war die Info von ihm mit der ich natürlich einverstanden war. Jepp, die Straße war schön zu fahren – allerdings eine Sackgasse die nicht nach oben führte. Egal, so haben wir den Berg mal angekreist.
Also weiter nach Loch Leven, wo wir an einem Memorial Place – Kriegerdenkmal – vorbei kamen. Zigarettenpause. In der Zeit wo ich die Zigarette rauchte, kamen nacheinander 2 Touristenbusse an, die Leute sprangen raus, knipsten ihre Fotos und stiegen wieder ein. Jetzt war meine Zigarette aufgeraucht und das Schauspiel auch vorbei. Sachen gibt’s.
Wir änderten unsere Reiseroute etwas ab, in dem wir den Loch Leven über Kinlochleven umrundeten. Das war das schönste was uns passieren konnte. Eine absolut tolle Strecke mit Top Asphalt, tollen Aussichten und null Verkehr.
Weiter auf der A82 Richtung Crianlarich hatten wir so viel Verkehr vor uns, wie in den ganzen letzten Tagen zusammen nicht. Hinterher eiern war angesagt, denn die LKW´s sind hier ganz schön flott unterwegs, bis zu einer Straßenbaustelle mit Baustellenampel. Ha! Gewonnen, ab nach vorne. So konnten wir das gewaltige Massiv Glen Coe in voller Pracht genießen und mussten nicht nur auf den schrulligen Verkehr achten. Die breite des Tales hat uns schon etwas sprachlos gemacht. Und die GPZ feierte den 120000sten Kilometer da oben.
In Callander suchten wir uns ein B&B. Ein Hotel mit netter Gaststätte und einem tollen Angebot an Abendessen: Hausgemachte Burger mit Chips und Salat und günstig. „Genehmigt, nehmen wir und können wir auf dem Zimmer speisen – heute Abend wird das EM Spiel Deutschland – Niederlande übertragen, das möchten wir sehen.“ „Kein Problem, ich brings Euch rauf“ – tolle Sache das. Die Burger und sogar die Chips waren sehr lecker und nach dem Spiel musste ein Verdauungsspaziergang auch noch sein. Ein nettes Örtchen – dieses Callander, wenn auch wieder mit Mitgets.
Tag 10 (270km)
Ziel war es heute die Fähre zum Festland zu erreichen – und das sind noch einige Kilometer. Also weiter auf der A84 Richtung Edinburgh. Unterwegs häuften sich wieder die Schilder der Speedcams. Noch einmal halten – eine rauchen und Cappo ging auf Schaffang. Scheiß Wort – Schafe fangen in Einzahl. Die Viecher ließen sich aber nicht fangen.
Aha, wir kommen zurück nach England und hielten wieder auf dem Parkplatz wie auf dem Hinweg, nur diesmal auf der anderen Straßenseite. Noch ein Abschiedsfoto und weiter. „Police Unmarked Motorcycles in Operation“ stand auf manchen Schildern – aha Zivilpolizeimotorräder unterwegs. Wir sahen keine anderen Motorräder. Der Rest nach Newcastle verlief diesmal auf der A7 genauso reibungslos wie die ganze Reise bisher. Das Städtchen Melrose hat uns gefallen – war nett anzusehen. “ Bevor wir auf die Fähre fahren holen wir uns noch was zu essen!“ Wir kamen an MCD vorbei und schnappten unseren Proviant.
Am Fährhafen standen schon 5 Reihen Fahrzeuge, bereit zum einschiffen. Wir holten unsere Tickets, die waren sogar günstiger als vermutet enthielten und sogar ein Frühstücksbonus als Extra. „Wie geil ist das denn?“ Jetzt aber los zum Anstellen. Hinten angekommen sah ich, dass in Reihe 1 gar keiner stand, warum weiß ich auch nicht. Also kackendreist auf Lane 1 bis nach gaaaanz vorne. Kaum den Motor aus hieß es schon „Die Bikes bitte vorfahren und nach der Ausweiskontrolle bitte auf der linken Spur einfädeln.“ „Tja, mit den Dummen ist Gott und den Saudummen hilft er!“ dachte ich mir breit grinsend unterm Helm. Jetzt hatten wir Zeit und davon ganz schön viel. Erst wurden LKWs verladen, dann Wohnmobile und letztlich PKWs. In der Zwischenzeit packten wir unsere Burger aus und fingen an zu mampfen. Ich glaube, dass die, die uns zuschauten auch Kohldampf hatten. Die guckten uns sprichwörtlich „die Wurst vom Brot“. Endlich wurden auch die Mopedfahrer zum drauffahren aufgefordert. So eine Sch… die Autos sind ganz schön breit und jetzt auch noch verzurren. Den Bogen hatten wir wenigsten schon raus, nur das der Kampf um die Spanngurte lustig wurde. Cappo war so nett und holte noch Gurte von der anderen Bordseite. Weit kam er damit nicht, die wurden ihm förmlich aus der Hand gerissen. War ja nicht weiter schlimm, denn unsere Mopeds waren schon fest verzurrt.
Was ein Zufall. Die Rückreise war auf dem gleichen Schiff wie die Hinreise und wir hatten sogar die gleiche Kabine auf dem gleichen Deck: Deck 6, Kabine 666. Also die gleiche Prozedur wie auf dem Hinweg.
„Die See bleibt heute Nacht ruhig“, sagte uns ein Crewmitglied. Na denn. Vor dem Einschlafen ließ ich mir die schönsten Gegenden von Schottland noch mal durch den Kopf gehen: Die Kringeltour auf Harris, das Reservat Cairngorms National Park bei Braemar vor Allen, Isle of Skye, Applecross, Eriboll Umfahrt, die kleine Abstecher im Nordwesten, die Lange Straße quer durchs Land im Norden, um Loch Leven herum am Wasserkraftwerk vorbei, die Sackgasse zum Ben Nevis.
Gute Nacht.
Tag 11 (350km)
Der nächste Morgen war die Hölle. Es regnete wie aus Eimern. Also runter vom Floß und ab zur Tanke – vollmachen. In Haarlem haben wir noch mal eine Supermarkt besucht und den letzten Platz in Koffern und Tankrucksack mit Cola Dosen aufgefüllt. „Sind hier günstiger und pfandfrei.“ Im strömenden Regen ging es fast non Stopp bis nach Hause. „Das war mal wieder eine schöne Reise.“, sagte Cappo, „das nächste Mal fahren wir aber wieder in die Sonne – in die Pyrenäen!“ „Warum nicht – ich komme mit – versprochen!“ sagte ich.
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