2001 – Südtirol – unsere 2.Tour
21.05.2001 – 27.05.2001
Inhalt:
Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 |
Tag 5 Tag 6 Tag 7 Tag 8 |
Karte Fotos Daten |
Prolog:
Wie wir uns letztes Jahr vorgenommen haben, machen wir dieses Jahr auch wieder eine schöne Motorradtour.
Nur wir zwei beide, fast! Ein bekannter von uns mit Spitznahmen „Akkel“ wollte ein paar Tage mit.
Zeitbedingt kam er allerdings nach und blieb auch nicht so lange.
Meine Frau war eingeweiht, machte diesmal auch kein Tamtam und wünschte uns eine gute Reise.
Es gab keine Einwände ihrerseits.
Die Gurkerei auf der Autobahn ging uns letztes Mal aber sowas von auf den Keks, das ich beschlossen habe: „Wir testen mal den Autozug.“
Karte:
Tag 1
21.05.2001
187 km
Der Zug wurde gebucht und kostete von Düsseldorf nach München und zurück von München nach Dortmund 780,00 DM.
Easy und locker weg rollten wir auf der Autobahn nach Düsseldorf. Cappo fand den Verladebahnhof auf Anhieb und wir waren um 18:00 Uhr fix und fertig verladen. „Die Profis von der Bahn haben gut verzurrt.“ sagte ich und schaute prüfend auf die Gurte. Einzig unsere Packtaschen mussten wir separat mit einem Spanngurt zusätzlich am Mopped sichern. Flattergefahr!
Auf dem Bahnsteig herrschte sowas wie Urlaubsstimmung unter den anderen Motorradfahrern. Palettenweise wurden die Bierdosen durch die Abteilfenster gereicht und ich fragte mich: „Wenn die das alles vernichten, wie wollen die morgen fahren?“ „Die freuen sich, das sie mal von zu Hause weg dürfen.“ sagte Cappo. „Mmhh… kann ich verstehen.“ sagte ich dazu.
Der Zug fuhr los und wir hörten keine Randale.
Die Nacht durch rollten wir also im Schlafwagen poofend nach München im 6er Schlafabteil mit 2 Personen – wir beide.
Um 08:00 Uhr wurden wir zum Frühstück geweckt und eine Stunde später rollten wir unsere Moppeds vom Wagon. „Bitte den Kopf einziehen!“ hieß es vom Personal beim Abladen „sonst gibt es dicke Beulen am Kopf.“ Klar, der Helm lag vor uns auf dem Tank und der 2.te Ladeträger über uns vom Waggon war ziemlich niedrig.
Tag 2
22.05.2001
388km
Wir trödelten durch Österreich, denn wir hatten Zeit ohne Ende. Cappo hatte die Karten, denn von der letzten Reise und anderen Touren wusste ich, dass er sie sehr gut lesen und navigieren konnte.
Das Zimmer bei Hanni war gebucht.
In einem Supermarkt kauften wir Reiseproviant und unter der Europabrücke machten wir unsere erste Pause.
Wir waren viel zu dick angezogen und entledigten uns unserer Warmhaltesachen.
Seine 125er glänzte und Cappo grinste vor Freude, dass es losgeht.
In Italien fuhren wir über das Penser Joch (2211m) und es wurde verdammt kühl. Den Jaufenpass haben wir uns schon letztes Mal angesehen und ließen ihn aus. Die bei Motorradfahrern sehr beliebte kurvenreiche Strecke über den nördlichsten inner-italienischen Alpenpass ist landschaftlich sehr schön und nicht allzu verkehrsreich.
Der nächste Halt war am Durnholzer See. Nicht schlecht und schön.
Durch das Sarntal gelangen wir über Wangen nach Ritten- Oberbozen. Die Aussicht auf das Eissacktal ist ein Traum. Navigator, du hast was drauf. Richtung Klobenstein und weiter über Barbian machten wir mehrere Stopps und genossen die Aussicht. „Hier könnte ich glatt wohnen wollen.“ sagte ich. Er meinte nur: „Aber nur im Sommer. Von Mai bis Oktober.“
Weiter über Villanders nach Klausen.
Hanni empfing uns herzlich, zeigte und das Zimmer und wir waren begeistert.
Übrigens: Hanni kennen wir aus unseren Familienurlauben schon seit gefühlt 20 Jahren, es sind aber erst 13.
Wir erzählten von der gemütlichen Anreise und was wir vorhaben und das Akkel noch kommt.
Sie holte gleich eine Karte unter dem Tresen vor und zeigte uns auf dieser wo es überall schön hier ist.
„Na da haben wir ja ordentlich was zu tun und ich werde die Touren mal notieren.“ sagte ich und Cappo grinste: „Nimm nen Ersatzkuli mit, wirst viel schreiben müssen.“
Wir gönnten uns ein ausgiebiges Abendessen in der Pizzeria und planten die Route für den nächsten Tag.
Tag 3
23.05.2001
390km
Nach einem ausgiebigen Frühstück gabs ein paar weitere Tipps von Hanni: „das Würzjoch ist seit gestern offen und durch das Gardertal kommt’s zum Pordoi hoch. Schauts euch an, ists wunderschön.“ So führte unsere Tour über Gufidaun, Lajen, St.Peter über teilweise rutschige Holzbrücken zum Würzjoch (2009m). Es war kalt hier oben und es lag rundherum auch noch Schnee. Die Straßen waren frei aber noch nicht vollständig repariert. Am Scheitel des Würzjochs steht das Albergo »Ütin de Börz«, von dessen Terrasse man direkt auf die schroffe und beeindruckende Nordwand des Sass de Pútia/Peitlerkofel (2874 m) blickt. In der Ferienzeit und an Wochenenden können hier die Plätze allerdings schon einmal knapp werden, denn das Würzjoch liegt zwar abseits der Touristenstrecken, ist allerdings ein beliebtes Ziel für Motorradfahrer.
Wir eierten runter nach Costalunga, eigentlich wollten wir in das Vallarga-Tintal, aber bei einer Rauchpause und wegen klammen Fingern schaute Cappo in Rina nochmal auf die Karte. „Schau mal was für ein Geschlängel nach Longega.“ meinte er. „Dann brauchen wir gar nicht bis nach Montal.“ überzeugte er mich. „Ich wünsche mir ne Griffheizung.“ meinte ich so ohne nachzudenken. „Versuch an mir dran zu bleiben, dann wird dir warm.“ grinste er und stülpte sich die Kopfmelone auf. „Frechdachs … elendiger!!“ schrie ich ihm zu. Der weiß wohl nicht, wie einem Vater zumute ist, wenn er sieht wie der Sohn kurz davor ist sein junges Leben zu „verheizen“.
Es war eine sehr schmale Straße am Kamm entlang und dann auf einmal Sonne um die Ohren… es war herrlich. „Eine gute Entscheidung hier lang zu fahren.“ meinte ich zu ihm.
Er suchte eine Route über Marebbe zum Lago de‘ Colli Alti.
Diese wurde allerdings zum Schluss eine reine Schotterstrecke. Die ging zwar noch weiter in den Berg, aber bei einem Halt maulte ich: „Bah, brauch ich gar nicht!“ Wir schauten uns um, nix los und die Aussicht war ein Hit. Trotz alle dem gurkten wir zurück auf die SS244 ins Gardertal. Die Sonne machte uns froh und warm. Juchuu…
Naja, so eine Talfahrt hat ja auch was und über Stern weiter nach Kurfar zum Passo Campolongo (1875m) und es war schon wieder ganz schön kühl hier oben, wenn nicht sogar kalt. Rundherum lag Schnee. „Willkommen in Buchenstein.“ sagte ich beiläufig. Der Weg hierauf war mit einigen netten Kehren beschert. Vom Pass aus führt eine alte, inzwischen gesperrte Militärpiste zum Gipfelfort auf der Cima Campolongo lasen wir auf einer Infotafel, bei der ich so ganz nebenbei bemerkt eine Rauchen tat.
„Und jetzt über Arabba zum Pordoijoch (2239m).“ war sein Plan „Mach man.“ antwortete ich nur, denn es war kalt. Es wurde sogar noch kälter da oben und der Schnee immer mehr rechts und links. Wegen seiner kurvenreichen und gut ausgebauten Passrampen ist das Pordoijoch eine bei Motorradfahrern beliebte Teilstrecke der sogenannten „Sellarunde“.
„Das nächste Mal fahren wir im Juni erst hier hin dann ist der Schnee weg.“ beschwerte ich mich. Er lachte nur: „Stell dich nicht so Mädchenhaft an.“ Jetzt kriege ich sogar schon meine eigenen Sprüche um die Ohren gehauen.
Seinen Plan zog er durch: Col de Toi (2246m), Sella Joch (2213m). Das Sellajoch, Teil der beliebten „Sellarunde“, liegt trotz gegenteiliger Behauptung der Beschilderung nicht unmittelbar an der Straße. Vielmehr wird es von der Straße nur tangiert und zwar etwa 750 m westlich des Scheitels des Col de Toi, der den höchsten Punkt der Straße zwischen Canazei (S) und dem Val Gardena (N) bildet und der fälschlicherweise allgemein als Sellajoch bekannt ist. (Quelle: www.alpenrouten.de)
Über Sella del Culac Pass (2018m) und Grödner Joch (2137m). Strecke und Scheitel bieten Alpenpanoramen vom Feinsten, u.a. auf den Langkofel, den Sellastock und die Cirspitzen. Die kurvige Streckenführung sorgt für reichlich Fahrspaß, wenn letzterer auch mitunter vom starken Ausflugs- und Busverkehr etwas gedämpft wird. Was eine herrliche Kurbelei. Auf und ab, scharf rechts, scharf links, Fahrbahn-Belag von voll toll bis auweia und immer eine super Aussicht auf Berge, die auch Berge sind, nicht so wie der Bielefelder Berg im Teutoburger Wald.
Bei einem der zig Stopps auf dieser Route sagte ich spöttisch:“ Ab jetzt heißt der Bielefelder Berg bei mir nur noch Bielefelder Hügel.“ Er lachte:“ Recht haste.“ und kalt war uns auch nicht mehr, na ja, mir nicht.
Ich machte mir wirklich Gedanken wo Cappo seinen Fahr… äähhh Rennstil her hat. Für mich nahm er letzte Rille und mir wurde heiß beim zu sehen. Das schlimmste: Ich musste hinterher.
Wir nahmen die Kehren nach Kurfar noch mit und zurück übers Grödner Joch nach Wolkenstein. Boah, was war es hier wieder schön warm. Weiter über St.Peter und über die SS242d nach Klausen.
„Schön wieder heile hier zu sein.“ sagte ich bei der Ankunft und gleichzeitigem absatteln.
Auf einmal fing Cappo an zu lachen: “Schau mal wer da kommt.“
Akkel ist auch angekommen. Heftiger Austausch über seine Route, dem Verkehr und das er nur 2 Tage bleiben könne… und, und, und.
Wir erzählten Hanni von unserer Tour wozu sie mit unterschwelligem Ton nur sagte: „Gelaufen seid ihr aber nicht viel.“ „Nein, wir sind zum Fahren und staunen hier.“
Der Abend war kurzweilig bei ganz leckerem Abendessen.
Tag 4
24.05.2001
396km
Bei unserem gemeinsamen Frühstück berichtete Akkel: „Also ich möchte mal über das Stilfser Joch fahren und wenn es klappt mal zu Kalterer See. Ich will da mal mit meiner Familie mal Urlaub machen und vorab schon mal sehen ob es da wirklich so schön ist.“
Hanni hat das mitgekriegt und kam kurze Zeit später an unseren Tisch mit freundlichem Ton: „Da hab’s aber kein Glück, das Stilfser Joch ist noch nicht offen.“
Akkel drängte. Als wir ihm von unserer Entdeckung über Barbian zu fahren vorschlugen winkt er nur ab. „Feldwege liegen mir nicht.“ sein Kommentar.
Cappo und ich schauten uns an wie kaputte Autos und waren uns einig: „Nur wir. Kein anderer mehr mit dabei!“
Also Langweilig die Eissacktalstraße nach Bozen, die Schnellstraße nach Meran. Wiiieee Laaangweeiiliiig! Wir fuhren über Eppan das Ultental hoch bis ganz zum Ende. Es war schön warm und wir entledigten uns unserer Warmhalte-Sachen.
Das Ultental verläuft in rund 40 km Länge vom Quellgebiet des Falschauer Baches im Gelände der Oberen Weißbrunner Alm bis zur Klamm der Gaulschlucht bei Lana.
Das anfangs fast eintönig wirkende, von Felskulissen und Wald gesäumte Tal wird in seinem oberen Teil breiter und ausladender. Hier liegen auch die großen Stauseen: Zoggler Stausee bei St. Walburg und Weißbrunnsee.
Cappo bekam langsam nen dicken Hals wegen der rumeierei. „Wir fahren jetzt zum Gampenjoch und dann den Mendelpass lang.“ „Ok“ sagte ich und Akkel war überstimmt. Endlich wieder was Schönes dachte ich im Stillen. Wir suchten auf der Karte eine Abkürzung zum Gampenjoch, damit wir das ganze Tal nicht wieder runtergurken mussten. Fanden aber keine. Auf dem Rückweg machten wir einen Halt zum Tanken und ich schaute auf eine Wanderkarte die neben die Tanke hing.
„Mmmmhhh, da geht ein Waldweg nach Proves und Laurein. Vielleicht geht’s da ja weiter zum Gampenpass.“ sagte ich etwas lauter. „Ich hab keinen Crosser sondern einen Tourer.“ protestierte Akkel. Also eierten wir zurück Richtung Meran. Kurz vor Lana gab es wenigsten ein paar schöne Kehren. Die SS238 führte uns zum Gampen Joch (1518m). Oben gab es nicht viel zu sehen, aber zwischendurch auf den Weg dorthin gab es Einschnitte mit herrlichen Aussichten auf Eppan und Meran.
Weiter über die SS238 nach Fondo und der SS42 zum Mendelpass (1363m).
Den Pass runter hatte Cappo es sowas von eilig. Er überholte alles, was sich ihm in den Weg stellte. Die Straße war genial. Wie für ihn gebaut. Akkel und ich kamen auch nicht hinterher. Unten, kurz vor Passstraßenende rollte er langsam am Straßenrand entlang. „Was ist los?“ fragten wir. Seine Vorderradbremse sackte durch. Kein Druck mehr. Heiß gelaufen.
„Nächste Möglichkeit anhalten und abkühlen lassen.“ rief ich ihm zu. Gesagt, getan. Wir beäugten die Beläge und befühlten die Bremsanlage vorn. „Heiß gelaufen! Zu langsam gefahren! Kaum Kühlung gekriegt!“ reine Benzingespräche a´la Holga Aue taten sich auf. Akkel: „Kalt pinkeln.“ – Ich: „Mit 37° Flüssigkeit???“ – Cappo: „Ätzt das nicht?“ – Ich: „Beermanns Vergaser von seiner Duc haben es überlebt als sie auf der Autobahn eingefroren sind.“ Jetzt konnte Akkel sich kaum noch halten vor Lachen, er war schließlich dabei. Die erste Köterbergausfahrt am 2.ten Januarwochenende des Jahres. Fest im Terminkalender verankert.
Wir nahmen es gelassen und lachten. Cappo: „Ich habe die Pole Position verloren.“, jetzt lachten wir noch mehr.
Die Bremse hatte nach einiger Zeit wieder Druck. Wir auch, wir wollten weiter.
Gemütlich zum Kalterer See, soweit wie möglich mal rum, hier und da n lässiger Stopp, Benzingespräche.
Der Rückweg unkompliziert. Eissacktalstraße – SS12.
Akkel ging früh ins Bett, wir noch nicht. Cappo und ich vollzogen die Route auf der Karte nach, machten uns Notizen über die Highlights des Tages. „Viele waren es ja nicht.“ sagte er enttäuscht als er die Karte genauer anschaute. „Nächstes Mal sind wir beide allein unterwegs. Ich hab jetzt schon die Faxen dick, wenn das so weitergeht. Hätte noch gefehlt das er auf dem Rückweg in Bozen auf die Autobahn gefahren wäre“ bestätigte ich ihn.
Mir ging der Wanderwegplan nicht aus dem Kopf. „ein Waldweg nach Proves und Laurein- mal sehen.“ Sowas bleibt im Kopf.
Tag 5
25.05.2001
405km
„Ausgeschlafen?“ fragte Akkel als wir in den Frühstücksraum kamen. „Logo.“ kam die prompte Antwort.
Cappo machte den Vorschlag in die Runde. „Wie wärs mit ner Sellarunde?“
Hanni kam dazwischen:“ Das Wetter wird gut. Viel Spaß wünsch ich …“
„Akzeptiert.“ sagte Akkel.
Es ging sehr früh los heute Morgen. Wir tankten nebenan bei Martin und die SS12 runter nach Waidbruck. Die SS42 entlang zum Grödner Joch. Akkel fuhr vor und Cappo wäre bestimmt was besseres eingefallen.
Über den Sella del Culac (2018m), er liegt zwischen Plan de Gralba im oberen Val Gardena und dem Scheitel des Grödner Jochs und stellt den ersten Anstieg der Westrampe des Grödner Jochs dar. Da eine Ostrampe im Straßenverlauf nicht existiert, wird der Übergang meist kaum bemerkt.
Grödner Joch (2121m).“Booo. Ist das kalt hier oben.“ bemerkt Akkel und schlottert ein wenig. Ich aber auch. Wir fuhren weiter, genossen Kurven, Kehren und Aussicht bis zum Campolungosattel (1875m). Die Sonne stieg höher, die Temperaturen und die Laune auch.
Die SS243 weiter nach Kurfar und jetzt könnte ich den Text von oben (Tag3) kopieren und einfügen. Die Strecke ist die gleiche.
Passo Campolongo (1875m) und es war schon wieder ganz schön kalt hier oben. Rundherum lag immer noch Schnee. Seinen Plan zog er durch: Col de Toi (2246m), Sella Joch(2213m).
Zurück nach Canazai auf die SS48 zum Karerpass (1745m). Denn südlich vom Sella schien das Wetter viel besser zu sein. So sagten es uns einige Motorradfahrer mit denen wir uns bei einem Aussichts- und Rauchenstopp unterhielten.
Der nächste Stopp war am Nigerpass (1688m). Wir bestaunten sozusagen den Rosengarten. Es war herrlich. Trocken, warm Sonne. Mein Gott was wollen wir mehr.
Wir nahmen noch ein paar gemütliche Umwege die SS241 entlang über St.Zyprian, Oberaicha und die LS24 nach Völs am Schlern. Die Augen gingen uns über, so schöne Gegend und so viel davon.
Akkel wollte partout nicht halten und schauen. Wie blöd. Den Völser Weiher kennen wir noch aus unseren Familienurlauben. Wir waren schon ein paarmal hier und wollten Akkel die dicken Karpfen im Teich nicht vorenthalten.
Wir spazierten einmal um den Teich und sprachen so über unsere Touren, Maschinen und, und, und.
Die gewohnte Strecke über Kastelruth, St. Ulrich und Gufidaun ging es zurück nach Hanni.
Wir klönten noch lange nach dem Abendessen und ließen uns nochmal die Tour durch den Kopf gehen. „War schon eine tolle Sache, bis auf…“ weiter gingen wir nicht drauf ein. Cappo und ich waren uns einig: „Nur wir…“ Es wurde ganz schön spät an diesen Abend.
Tag 6
26.05.2001
434km
Morgens um halb 7 klingelt mein Handy. Ich dachte ich träume. Fluchend nahm ich den Anruf entgegen. Es war Akkel: „Moin ihr Langschläfer! Ich fahre jetzt nach Hause. Wollte mich nur verabschieden.“
Verblüfft und nicht ganz wach fragte ich nach: „Was is? Haste gestern gar nix von gesagt! Wo biste jetzt?“ Er: “Schau mal aus dem Fenster.“
Tatsächlich. Da stand der Kerl mit gepacktem Motorrad auf dem Hof. Abfahrbereit. „Warte, wir kommen runter.“
Katzenwäsche, Klamotten an und raus. Er hatte einen Anruf bekommen und muss morgen wieder arbeiten. Naja, wer´s glaubt…
Wir einigten uns noch auf ein letztes gemeinsames Frühstück, denn er wollte ohne los und dass wir ihn ein Stück begleiten. „Über den Jaufenpass und das Timmelsjoch will ich zurück.“ so sein Plan.
„Ok“ kam von uns machten uns abfahrbereit.
Mittlerweile war es 08:00 Uhr und wir fuhren nicht die Langweilige SS12 sondern über Verdings und Tils nach Brixen. Nicht ganz so langweilig. In einer der steilen und engen Kehren gab Akkel so viel Gas, dass seine Pan vorne hochstieg. Ein ungewollter Wheelie sozusagen.
„Da ist die TCS Lampe angegangen und ich stieg vorne hoch. Das ist mir nicht geheuer.“ sagte er später bei einem Stopp. „Sah aber interessant aus.“ meinten wir.
„Mir egal, das Ding wird verkauft.“ Das tat er später auch.
Also nur noch „ungefährliche“ Strecken weiter zum Jaufenpass (2104m).
Hier oben verabschiedeten wir uns voneinander. „Schrott und bullenfreie Fahrt und melde dich kurz, wenn du angekommen bist. Wir drehen noch ne Rund über Pordoi und sonst was. Unser Zug geht erst morgen.“ Drücken, Umarmung und Trennung.
Ab jetzt machen wir was wir wollen. Peng und Aus und Tot.
Cappo und ich fuhren wieder runter nach Sterzing und Akkel zum Timmelsjoch weiter.
Etwas öde nach Brixen, aber dort sahen wir eine Motorradwerkstatt „MOTOSERVICE des Gasser Karl“.
Stopp ist Pflicht. Auch hier fragten wir mal nach Bremsbelägen für Cappos Aprilla. Doch die Antwort war die gleiche wie letztes Jahr am Gardasee: „So eine Aprillia habe ich noch nie gesehen.“ Ok. Wir sahen auch noch nie so ein komisch abgefahrenen Motorradreifen, wie bei dem Motorrad, das dort vor der Tür zu Reparatur stand. Außen absolut kein Profil mehr und auf der Lauffläche das volle Profil zu sehen.
Wir kurvten gemütlich die SS49 Richtung Bruneck, machten aber noch einen Stopp am Issinger Weiher bei Kiens. Cappo erkannte es sofort: „Mann, hier habe ich doch mal mit Patrick gebadet. Wir waren doch schon mal mit Familie Meise hier.“ „Ja, ist auch schon ein paar Jahre her.“ sagte ich. Kurz vor Bruneck bogen wir auf die SS244 ab. Über Badia zum Valparolapass (2192m). Der Valparolapass ist die östliche Querverbindung der erweiterten „Sellarunde“. Die südöstliche Anfahrt zweigt unmittelbar am Scheitel des Passo di Falzárego ab und überwindet keinen nennenswerten Höhenunterschied. Am Scheitel steht ein verfallenes Rifugio.
Nächstes Ziel: Passo di Falzárego (2105m). Cappo erfand eine Schneebremskühlung.
„Mal sehen wie lange das hält.“ unkte ich. Es hielt keine 120m, aber die Idee war gut. J
Über die SR48 bügelten wir weiter nach Cortina d´ Ampezzo. Ich hatte schmacht auf einen Espresso. Cappo wollte einen Kakao. Espresso hatte die Dame hinter dem Tresen noch verstanden, aber heißer Kakao? Nicht mal auf Englisch. „Hot Chocolat, prego.“
Was jetzt kommt ist unglaublich: Sie nahm eine halbe Tafel Schokolade, brach diese in mehrere kleine Stücke und machte sie mit der Aufschäumdüse von der Espressomaschine flüssig.
Wir schauten uns an wie kaputte Autos. Kaum trinkbar würgte Cappo das Zeug runter.
„Nächstes mal nehme ich auch n Espresso!“ maulte er.
Wir „verfuhren“ uns auf der SS51 und landeten auf dem Parkplatz mit der Top Aussicht auf die
3 Zinnen. „Hier wollten wir zwar nicht hin, ist aber trotzdem toll.“ „Jo, nicht schlecht Herr Specht.“ antwortete ich. „Also zurück nach Cortina und dann zu Hanni ihrem Tipp. Passo di Giau.“
Gesagt, getan. Eine herrliche Kurbelei die Sp638 entlang. Hanni, dein Tipp ist Gold wert. Der Passo di Giau (2233m). Eine relativ wenig befahrene Straße. Sowohl landschaftlich als auch fahrerisch ist der Pass mit seinen insgesamt 55 Kehren ein echtes Highlight im Alpenraum, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Ein absolut herrliches Dolomiten-Panorama mit Blick auf Sellastock und Marmolada. Wir erklärten diesen Pass ab jetzt zu unserem Lieblingspass. „Wir kommen wieder!!!“ versprachen wir uns mit einem Grinsen im Gesicht, das nur durch die Ohren gebremst wurde..
Unsere Tour führte uns über Caprile zum Lago und Passo di Fedaia (2057m). Dieser Pass bildet eine Alternative zur Großen Dolomitenstraße über das Pordoijoch, die nördlich parallel verläuft.
Sowohl der am östlichen Ende des Stausees gelegene Scheitel, als auch die fast auf gleicher Höhe gelegene Staumauer am Westende des Sees bieten phantastische Ausblicke auf die gletscherbedeckte Flanke der Marmolata. Die gesamte Strecke ist sehr gut ausgebaut.
Weiter kurbelten über Canazai schnell noch mal das Pordoijoch (2239m).“ hoch. Wir bekamen den Hals nicht voll vom Kurven kratzen, wir beide ohne fremde Bremse, doch es wurde aber langsam spät. Der Schnee rundum ist nicht weniger geworden, aber auch nicht mehr. Auf dem Col de Toi (2246m) noch n Päuschen und den Plan gefasst, dass wenn wir nochmal hier herfahren, es zu etwas späteren Jahreszeit zu tun. Über das Sella Joch (2213m) und St. Cristina ging es die übliche Strecke, gemütlich die Beine an die Seiten gespreizt, übern Lenker gehängt oder locker über die hinteren Rasten gehängt nach Klausen.
Es war spät als wir ankamen und Paul (Paul ist einer der Bedienungen aus Hannis Lokal) fragte, wo wir diesmal rumgekraxelt sind. Wir erklärten ihm die Tour und er meinte nur „Ihr seid´s Kurvenräuber und Kilometerfresser!“ schüttelte mit dem Kopf und holte unsere Bestellungen.
Den ganzen Abend bis spät hinein hielten wir fest was wir in Zukunft besser oder anders machen wollen: Nur noch zu zweit, mehr Filme fürn Fotoapparat, mehr dokumentieren, weniger Klamotten mitschleppen etc.
„Wohin das nächste Mal?“ Diese Frage kam auch auf. Es gibt also ein nächstes Mal. Schön.
„Wieder hier hin! Aber etwas später. Ohne Winterklamotten.“ so seine Antwort.
Ich war begeistert.
Tag 7
27.05.2001
364km
Ausgeschlafen, leicht groggy ließen wir es ruhig angehen. „Wir brauchen erst um 18:00 Uhr am Bahnhof in München sein.“ sagte ich. „Dann können wir auf dem Weg dorthin ja noch ein paar Pässe mitnehmen.“ grinste Cappo.
Wir endschieden uns das Würzjoch noch mal mitzunehmen. Das Wetter war herrlich.
Eine Überraschung hatte ich noch in Petto.
„Was hälst du davon…“ sprach ich ganz langsam um ihn neugierig zu machen
„wenn wir anstelle über den Brenner zurück nach Österreich fahren…“
Seine Augen würden größer und er fing an nervös mit dem Kopf zu nicken, nach dem Motto: Mach schon, mach endlich schon…
„über die Groß Glockner Hochalpenstraße (2571m).“ beendete ich den Satz endlich.
Jetzt gab es kein Halten mehr. Er zückte die Karte: „Wo ist das?“ Ich zeigte es ihm: „Kostet aber Geld.“ sagte ich – wieviel wusste ich auch nicht.
Rückfahrt neu geplant und ab dafür. Groß Glockner wir kommen. Das nennen wir positive alternative Spontanität.
Ich lockte ihn noch über die Pustertaler Höhenstrasse, die SP40 (Sonnenscheinstraße), bis Lienz. War zwar ein riesiger Umweg, der sich aber vollauf lohnte. Außerdem hatten wir massig Zeit. Die Aussicht auf die Gailtaler Alpen war sowas von grandios. „Akkel wäre garantiert die Autobahn gefahren.“ sagte Cappo.
An der Mautstelle viel mir die Kinnlade runter und kam so schnell nicht wieder hoch. „33 DM pro Motorrad für einmal übern Berg fahren.“ schnaubte ich. „Wenn ich nur ein Schlagloch sehe, reiße ich den Berg ab.“ ich kriegte mich kaum ein.
Doch wir wurden angenehm überrascht. Top Straße, super Gegend, alles 100 Prozentig.
Am Mittertörl (2262m) legte wir unsere erste Pause ein. Sooo viiiel Schneeee. Es war aber nicht kalt. Eine tolle Luft und die Aussicht auf das Massiv – atemberaubend. Das heizen ist Cappo auch vergangen und mir das Rauchen.
Das viert-letzte Foto im Apparat wurde verschossen.
Hoch oben auf der Edelweißspitze hielten wir nur kurz an. Zu viel Verkehr.
Die nächste Rast war Zell am See zum Tanken. Wir bezahlten mit Mischgeld: DM, Lire und Schillinge. Es reichte so eben. „Jetzt haben wir nur noch DM in der Tasche.“ sagte ich. Der Rest der Tour in Österreich über die B311, B178, B172, alles schön Vorschriftsmäßig. Am Walchsee noch einen Espressostopp und in Niederndorf bei Kufstein war die Grenze nach Deutschland, über die Inn. Auf deutschen Autobahnen A93, A8 ging es nach München zum HBF. Wir vermissten jetzt schon die Berge, hassten den Verkehr und die Hektik.
Wir waren pünktlich zur Verladung da und die Profis machten ihre Sache richtig perfekt.
Diesmal waren keine feiernden Motorradfahrer zu sehen. Nach Hause nach einer solch tollen Zeit – da gibt es auch nix zu feiern.
Über Nacht rollten wir nach Dortmund. Sprachen noch lange über unsere Tour.
Tag 8
28.05.2001
120km
Ausgeschlafen rollten wir im Bahnhof ein. Der Rest ist kurz erzählt. Die 120km nach Hause über die Autobahn waren ein Klacks zu dem was wir hinter uns hatten.
Wir waren so früh zurück, so dass wir meine Frau noch auf ihrer Arbeitsstelle besuchen konnten.
Sie hat leider erst um 17:00 Uhr Feierabend und als Sie dann endlich auch zu Hause war hatten wir unsere Plüdden schon sauber weggeräumt.
Es gab viel zu erzählen an diesem Abend. Wir bereiteten Sie auch darauf vor, nächstes Jahr wieder eine Tour zu machen.
Ihr einziger Kommentar: „Macht man.“
Daten:
Pässe
1,8,1,8,8,2=28
XJ
2486 km
126,59 Ltr. Benzin zu 271,09 DM (umgerechnet)
Aprilla
2413 km
121 Ltr. Benzin zu 260,00 DM (umgerechnet) + 6 L. 2 Takt Öl.