Inhaltsverzeichnis
Karte | Zahlen, Daten, Fakten | Video | Prolog | Fazit | Fotos
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Karte
ZDF – Zahlen, Daten, Fakten
- 30. Mai bis 9. Juni 2023
- 11 Fahrtage (kein Regen)
- 3210 km
- Gesamtkosten ~1150 Euro pro Fahrer/Töff
Video
Die kurze Version ist hier: https://www.youtube.com/watch?v=ygKHTKi1tIs
Prolog
Als wir 2022 in Norwegen, den bis zu unserem festgelegten nördlichsten Punkt – den Trollstiegen –
abgefahren sind, machten wir uns schon an die Planung für 2023. Schließlich waren die Nächte lange hell.
„Was hälste davon mal ohne Trailer loszufahren?“ war seine Meinung.
„Ok.“ sagte ich, „welches Ziel nehmen wir uns vor?“
„Nehmen wir mal an, wir müssten innerhalb von 8 Stunden zu Hause sein.“ – sein Vorschlag mit welchen Hintergründen auch immer.
„Dann bleiben wir in BE-Ne-LUX, oder Polen oder n bisschen Frankreich – Beispiel Vogesen.“ – mein Vorschlag.
„Hört sich gut an. Wo ist das?“ – „Rechts vom Schwarzwald übern Rhein in den Elsass und in die Vogesen. Schnellste Rückfahrzeit ca. 6 Std.“ sagte ich.
„Machen wir das mal.“
Groß geplant haben wir nichts. Eine Karte besorgt mit dem Maßstab 1:200.000 und bei Google Maps ein bisschen geschaut. So viel an Sightseeing-Highlights scheints da nicht zu geben.
Als die Urlaubszeit näher kam, kam vom mir ein Vorschlag: „Also, wenn wir schon mal eine Landstraßen Anreise machen, dann können wir ja auf dem Hinweg durchs Sauerland, Taunus und Westerwald fahren. Im Taunus ist der große Feldberg und von dort ist auch die Loreley. Alles sehenswert.“
„Das ist mal ein sehr guter Tourenvorschlag. Wo soll dann die erste Übernachtung sein?“ fragte er zurück. „Irgendwo am Rhein und am nächsten Tag können wir auch ein bisschen an der Mosel rummoseln mit einem schönen Eisbecher in Cochem und einen Abstecher zu unserem Verwandten in Dodenburg. Danach sehen wir weiter.“ So ein weiterer Vorschlag meinerseits. „Genehmigt.“ sagte er in dem Ton wie es der Schauspieler Paul Dahlke als „Eduard Schlüter“ in „Drei Männer im Schnee“ so von sich gab. Mein Enkel hat diesen Spruch auch schon auf Lager.
Tag 1 30.05.23
400km | 10:00 Uhr – 19:40 Uhr | Schloß Holte – Boppard
Gesagt, getan. Am 30.05.2023 starteten wir unsere Tour. Abfahrt 10:00 Uhr.
Nach 3 km war schon der erste halt, noch bei uns im Dorf.
„Läuft nur auf einem Zylinder.“ sagte Cappo an einer Ampel zu mir. Kerzenstecker seitenweise abziehen und hören welcher seine Arbeit nicht aufnehmen will. „Der linke, ich wackele mal am Kerzenkabel.“ Nach etwas „Funken strecken“ nahm der der 2.te Zylinder auch wieder seine Arbeit auf. Vermutlich war der Stecker locker.
Um die öde Senne schnell zu verlassen zogen wir gemächlich über die A33 gen Sauerland, wo es recht frisch und nebelig war. 11° und keine Sonne.
Ich will jetzt nicht den ganzen Weg durch das Sauerland und dem Taunus beschreiben. Jedenfalls nahmen wir Straßen unter die Räder auf denen wenig bis gar kein Verkehr war. Wir waren auch nicht wer weiß wie schnell unterwegs, weil wir ja Urlaub machen und keine Tankquittungen sammeln wollen.
Ab dem Rothaargebirge war schönes Wetter angesagt. Das Urlaubsfeeling immer größer.
Es war schon ganz später Nachmittag als wir auf der Fahrt durch den Westerwald zum Taunus auf dem großen Feldberg ankamen. Ein bisschen Hallo und Fotos und bewundern, auf den Feldbergturm rauf und ich musste dort hoch doch ganz schön schnaufen. Raucher halt.
Durch dicke nicht grade saubere Fensterscheiben schossen wir ein paar Panoramabilder.
Einen Drohnenflug hat Cappo, die hatte er mitgenommen, hat er vorsichthalber abgebrochen. Zu windig.
„Jetzt sind wir mal hier und rollen mal zur Loreley runter, ok?“ sagte ich so zur Erinnerung an unseren Plan. „Ja klar, lass mal eben Maps fragen was, wo wie gesperrt ist.“ stimmte er zu und da hier in der Gegend einiges gesperrt ist, ob nur für Motorradfahrer oder durch Baustellen, war uns auf dieser Anreise schon bekannt.
Was sich dort oben, am Freilichttheater, in den letzten Jahrzehnten getan hat überraschte mich sogar. Ich war in den Anfang 90ger Jahren schon mal da. Natürlich war es ein „Muss“ auch die „schöne Nixe des Rheins“ direkt am Rheinbogen zu besuchen.
Wir erreichten die vorletzte Fähre nach Boppard, wo Cappo die erste Unterkunft gebucht hatte. Der Fährgott war scheinbar wieder mit uns – wie in Norwegen schon – auf die Fähre drauf und los.
Zimmer mit Balkon und Aussicht auf den Rhein, wo reger Schiffsverkehr herrschte.
Wir „Flachländer“ genossen den schönen lauen Abend mit leckeren Abendessen direkt vor der Tür.
Round-a-Bound hatten wir beide 400km auf dem Tacho.
Tag 2 31.05.23
208km | 10:20 Uhr – 18:50 Uhr | Boppard – Bernkastel-Kues
Abfahrt nach einem schönen reichhaltigen Frühstück. Ist ja logisch, dass wir durch die Berge rüber zur Mosel sind. Da passierte das Dümmste, was einem Motorradfahrer passieren kann. Ein Umfaller in einer Kehre.
Cappo fuhr voraus, nahm die besagte Kehre wie ein Profi (wie sonst?), ich gemächlich mit Abstand hinterher. Mitten in der Kehre bei guter Schräglage und leicht eingeschlagenem Lenker stand ich vor einer riesigen Windschutzscheibe. Vollbremsung, Lenker Vollendens eingelenkt und der Umfaller im Zeitlupentempo war vorprogrammiert. Gott sei es gedankt, dass der LKW stand.
Der PKW und der Motorradfahrer, die hinter mir fuhren, waren sofort behilflich, die XJ wieder auf die Räder zu stellen. „Körperlich ist mir nichts passiert.“ sagte ich zu den Helfern. Die Autofahrerin war sogar eine Ärztin – zum Glück war ihre professionelle Hilfe nicht nötig.
Schaden: abgebrochener Kupplungshebel. Sowas haben wir als Reserve immer dabei.
Ein bisschen Smalltalk mit dem Motorradfahrer, ein herzliches Dankeschön an beide und nach 10 Minuten war die XJ wieder reisebereit. Cappo konnte noch eine schöne Flugaufnahme mit der Drohne machen. Der Motorradfahrer schrie zum Abschied noch durch den Helm: „Seid ihr schonmal nen Berg einfach runter gerollt? Ohne Motor? Hab ich vor Jahren mal gemacht… Ach, ich glaub ich mach das jetzt nochmal.“ Und er rollte lautlos davon.
Nun ich hatte noch schmutzige Hände, trotz grober Reinigung. An der Mosel wurde gebaggert und ich bekam einen Löffel voll Moselwasser zum endgültigen reinigen der Hände „serviert“.
Cappo zeigte mir auf der weiteren Bergtour über die Bergkuppen mit wunderschöner Aussicht über die Berge in der Ferne, die Schilder „Hängeseilbrücke Mörsdorf“. Gut, also mal hinfahren. Allerdings mussten wir feststellen das man dort 2,8km hinlaufen muss. „Nö, keine Lust.“ waren wir uns wieder einig.
Wir schlenderten dafür durch Cochem. Wobei wir zum Parken vom Ordnungsamt auf den Parkplatz unter der Brücke verwiesen wurden. Dabei hatten wir doch eine so schöne Parklücke entdeckt, aber nur für Autos. Trotz 2 Moppeds auf einer Parkfläche ist das nicht erlaubt… man könnte sich diskriminiert fühlen. Oder einfach umsiedeln… Ärger garnicht erst aufkommen lassen… Urlaub genießen. Ein leckeres Eis auf der Faust und eine gemütliche Rast an der Mosel hat uns aber leicht entschädigt.
Weiter durch die Berge kurvten wir immer mit einer tollen Aussicht auf Berge, Mosel und Weinberge. „Keine Ahnung wo wir damals, Anno 2008, auf unserer „Eifeltour (Eiffel good)“ hier lang gefahren sind.“ Cappo googelte und meinte: “Da gibt es ja nicht mal n Bericht zu.“ und packte seine Drohne aus.
In Dodenburg machten wir den Verwandtenbesuch und konnten es uns nicht verkneifen ein Orteingangsschild „Klausen“ nach Hause zu „appen“. Titel: „Wir haben uns verfahren!“ und spielten dabei auf den Ort Klausen in Südtirol an. „Ist ja auch nicht weit weg von hier.“ ergänzte ich. Dann flog mal einfach so der Koffer der XJ weg. Nichts kaputt oder so, aber das allerschlimmste: Nicht reproduzierbar, warum der einfach bei 60 oder 70 km/h abgefallen ist. Würde man wenigstens die Schwachstelle sehen… aber naja. Mal die Augen nach Spanngurten aufhalten. Action-Markt oder so.
Gleich darauf machte Cappo sich erstmal auf „Budensuche“. Das hat er voll drauf. X Tabs im Smartphone geöffnet und nach kurzer Zeit stand fest: „Wir fahren jetzt noch die und die Strecke und dann sind wir gegen 19:00 Uhr in Bern-Kastel-Kues. Buchen?“ Ich: „Buchen.“ Cafe Rosi a.d. Mosel. Sehr zu empfehlen. Der Wirt räumte sogar sein Carport aus damit wir unsere Moppeds darunter parken durften. Nach einem leckeren Abendessen vor Ort und einer grob geplanten Route für morgen machten wir uns bettfertig.
Tag 3 | 01.06.23
282km | 09:15 Uhr – 17:20 Uhr |Bernkastel-Kues – Pirmasens
Wir kurbelten durch den Hunsrück, ist ja auch eine feine Gegend für Motorradfahrer. In Oberstein kamen wir direkt an einem Baumarkt vorbei, in dem ich mir kleine Spanngurte kaufte, weil ich ja tags zuvor einen meine Koffer verloren habe. Keine Ahnung wie das passieren konnte. Alle Schlösser waren abgeschlossen und auf den tausenden von Kilometern, die ich mit Koffern gefahren bin, ist sowas noch nie passiert.
Wir dachten uns als Route über den Truppenübungsplatz zu fahren, da das zuweilen in Augustdorf erlaubt ist. Pustekuchen, war nicht. Vor der Schranke sahen wir in die Ferne und Cappo packte wieder die Drohne aus. Aber nochmal Pustekuchen, war nicht. Gesperrtes Gebiet. Das Ding hob nicht ab, war nicht autorisiert. Dennoch fanden wir einen „schönen“ Weg um den Truppenübungsplatz herum. Damit hatten wir die Schotterstrecke, die Cappo ja immer auf unseren Touren fand, absolviert.
Eine gemütliche Pause mit Espresso und Eis (unseren kleinen Reisekaffeekocher haben wir zu Hause gelassen) bei Wolfstein kamen wir über Cappos Sommerhandschuhe zu sprechen, da meine Hände schwitzen wie verrückt bei 28°. „Die sind top. Möchte ich nicht mehr missen.“ bestätigte er und ich spielte mit dem Gedanken mir auch welche zu holen, nur nicht in Quietsch-Orange. „Wir können ja einen Abstecher nach Motorrad Louis in Kaiserslautern machen. Da kannst du ja mal nach einem Ersatz Kupplungshebel und nach diesen Handschuhen fragen.“ schlug Cappo vor.
Vorgeschlagen, genehmigt und ausgeführt. Kupplungshebel nein, Handschuhe ja und in schwarz. Top.
Die nächste Pause war bei Frankeneck in Rheinland-Pfalz. Cappo hat gleich wieder einen tollen Gag dazu auf Lager: „Pfalz was?“ Als Zuhörer hört mal natürlich „Falls was“.
Cappo navigierte, wie immer manuell, durch die wunderschöne Gegend.
In dem Caffè Johanniskreuz, bei einer Espressopause, stand der Plan fest. „Wir übernachten noch in Deutschland. Punkt. Entschleunigen…“
Mit leichten und schönen Kurvenswingen erreichten wir die Aussichtplattform Weißenberg.
Klar, dass die Drohne wieder herhalten musste. Nach weiteren schönen Kilometern durch die Berge suchten wir bei guten Netz wieder eine Unterkunft. Hotel Alt Pirmasens, auch empfehlenswert.
Ein abendlicher Spaziergang durch die Stadt ließ uns allerdings erschüttern. De Innenstadt war unsauber – sozusagen von Unrat übersäht. Das Essen abends bei „gute Mutter“ war dagegen absolute Spitze. Einen schönen Abschluss in der Stadt fanden wir im Neufferpark, der krasse Gegensatz zur Stadt. Gepflegt, sauber und dort war richtig was los. Laut Wiki ist die ehemenalige Schuhstadt Pirmasens im „Strukturwandel“… sieht man.
Tag 4 02.06.23
250km | 10:00 Uhr – 18:30 Uhr | Pirmasens – La Petite Pierre
Frühstücken, aufbrechen ohne Hast.
„Heute kommen wir nach Frankreich.“ sagte Cappo beim Rüsten. Wir schwitzten. Es war jetzt schon warm. „Lass uns vor der Grenze noch einen Geldautomaten aufsuchen.“ sagte ich beim losfahren. „Gute Idee“ hörte ich noch seine Antwort. Ich wollte nämlich nicht, dass wir nur von seiner Kreditkarte lebten falls meine EC-Karte mal nicht akzeptiert wird. In Lembach fuhren wir über die Grenze, der letzte Ort in Deutschland vor der Grenze war Hirschtal. Tja, da hatten Ganoven den Geldautomaten gesprengt, wie uns die Oma am Straßenrand sagte, die wir nach einer Sparkasse fragten.
Wir bestaunten auch das Schiffshebewerk „Schiffshebewerk Saint-Louis-Arzviller“ in Lothringen. Wir habe ja einige Schiffshebewerke in Deutschland gesehen aber das Schiffe schräg am Berg hochgeschoben weden noch nicht.
„Jetzt geht die Col-Zählerei los. Ich zähle sie nicht alle auf. Der erste Pass (Col) hieß „Col du Guetzenberg“, dort gibt es einen Klingelfelsen, nah bei Wasigenstein, ganz schön imposant.
Wir waren gemütlich drauf und in Niederbronn besuchten wir kurz einen Markt nicht ohne ausgiebige Espressopause mit gaffen.
Der nächste Stopp war auf dem Grand Wintersberg mit einem hohen Turm der eine gute Aussicht versprach. Er ist der höchste Punkt der Nordvogesen. Cappo ist hoch, ich nicht. Mir reichte der Turm auf dem großen Feldberg. Er machte oben noch ein 360° Foto während ich im waldigen Schatten saß und meiner Sucht frönte.
Weiter kurvten wir in den Nord-Vogesen durch schöne, überschaubare Kurven. Komischerweise nicht noch mal über eine Bergkuppe oder so, sondern immer Talstraßen. Volles mett Natur pur und schön kühl. Herrlich.
Die Route wählte Cappo so spontan aus. Sie führte durch viel kleine schöne Ortschaften. Kaum Verkehr, keine Ampeln, nur rollen und staunen. So lieb ich das.
Die Umgebung um die Ortschaft Soucht gefiel mir besonders gut, weil alles rundherum besonders gepflegt war. Cappo fand auf der Karte auch noch einen Forstweg, mitten durch einen für den öffentlichen Verkehr frei gegebenen Wald, der sich auch noch „Route Art de Feu“ nannte.
In einem Carrefour füllten wir unseren Proviant wieder auf und Cappo suchte schon mal eine Unterkunft bei dieser Pause.
„Lange Reden, kurzer Sinn: Hotel Aux Roses in La Petite Pierre. Fettich.“ sagte er.
Ein ewiger Spruch fiel mir in den Sinn: Superstau – Jan Fedder: „Fettich ist fettich, wenn ich soch ist fettich, un nich fettich ist fettich, wenn du sochst ist fettich. Fettich.“
Er konterte: „Jaja, ist bekannt und alt. Fettich.“
Die Unterkunft ist spitze. Balkon und gucken soweit das Auge reicht. Essen voll lecker.
Abends auf dem Balkon sahen wir nicht nur den Sonnenuntergang, Schwalben und andere Vögel, sondern auch so fette Brummer wie Maikäfer und das nicht wenige. Cappo sagte: “Wenn ich die hier vorbeifliegen sehe, müssten die nur noch das Geräusch der „Pot Racer“ machen. Das wäre perfekt.“
„Pot-was?“ – „Pot Racer, Star Wars, Episode I, die machen immer „wouwouwouwou“.“
Ich konnte mich vor Lachen nicht mehr halten und googelte nach dem Geräusch.
Mit Tränen in den Augen sagte ich: „Du und deine Phantasie.“ Eine tolle Erinnerung.
An diesem Abend stand auch unser Motto der Tour fest:
Vogewesen – inne Vogesen sind wa gewesen.
Tag 5 03.06.23
290km | 10:30 Uhr – 19:00 Uhr | La Petite Pierre – Selestat
Geweckt wurde ich durch einen Hahnenschrei um 07:00 Uhr. Ich dachte mir noch: Der ist aber spät.
Danach ging in weiter Ferne ein Presslufthammer los. Das war aber so weit weg das es nicht störte.
Beim ausgiebigen Frühstück summte Cappo das Lied vom Flötenspiel (Feuerzangenbowle). Auch ein Dauerbegleiter bei unseren Reisen – wie auch eine Reihe Weihnachtslieder.
Bis hierher ist uns aufgefallen, dass viele Leute auch Deutsch sprachen, sehr zu unserem Vorteil.
„Heute kreuzten wir über die Nordvogesen. Über viele Cols werden wir fahren.“ sagte Cappo.
„Na denn, FFN. Lass uns gemütlich losrollen.“
Tatsächlich fuhren wir über einige „Pässe“ und über die lächerlichen Höhenmeter wollen wir gar nicht reden. Es sind die Kleinigkeiten, die Freude machen. Zum Beispiel auf dem Col du Valsberg, wo ein Wagen der Gendamerie Cappo verfolgte, weil er kurz vorher einen Pritschenwagen überholt hat. Panik in den Gliedern. Doch die Gendamerie meinte den Pritschenwagen und nicht Cappo. Oder auf unserer Karte waren Straßen eingezeichnet, die es bei Google Maps gar nicht gab. Oder auch mal einfach garnicht da waren… Für uns galt immer: Straßen auf denen kleine Kreuzchen in der Karte eingezeichnet waren können richtig toll sein. Hier waren sie eine Katastrophe. In einem E.Leclerc Supermarkt füllten wir unsere Vorräte auf und Cappo fand eine Vogesenkarte mit noch kleinerem Maßstab und grinste sich ein Loch in den Bauch.
Bei Romanswiller, Parkplatz Fuchsloch ist eine Wiese frisch gemäht worden. 6 Störche durchpickten den Boden. Keine 10m von uns entfernt. Wann sieht man schon mal sowas?
Verkehrsmäßig ist nur auf den ausgebauten „Bundesstraßen“ was los. Auf der D130 und Umgebung bekommt man die linke Hand kaum noch an den Lenker, wenn man freundlicher Weise zurückgrüßt. Am Col du Donon wurds dann schräger und schneller. Eine schöne Abwechslung nach den ganzen Gemüsestraßen heute. Es folgten noch einige Cols und es kam auch wieder die Zeit zur Budensuche.
Diesmal ging es nicht so leicht wie vorher und wir entschieden uns für ein B&B in Stelestadt.
Der Check-In erfolgt über Schlüsselcodes, die Bezahlung über eine APP und schon hat man ein Dach übern Kopf mit Bett.
Zum ersten Mal haben wir allerdings das Pech gehabt, dass unsere Wohnung belegt war. Die Koffer standen noch im Flur, jedoch klärte sich der Irrtum schnell auf. Eine Verwandte des Vermieters kannte die Schlüsselcodes und bediente sich. Wären wir eine halbe Stunde später gekommen müssten wir mit unseren Plüdden bis in den 3.ten Stock laufen. Puuh! Die Moppeds parkten wir im Eingang.
Die Stadt bot einiges. Sie war sauber, es wurden Open-Air-Konzerte aufgeführt und Esslokale gab es auch reichlich. Wir haben uns für ein Lokal außerhalb des Trubels ausgesucht und mit Lahmacun voll gefuttert. Von der Musik bekamen wir in unserer Unterkunft nicht mit. Wir haben ruhig geschlafen.
Tag 6 04.06.23
286km | 09:15 Uhr – 18:00 Uhr | Selestat – St. Marie-aux-Mines
Wir machten uns früh auf den Weg aus der Stadt raus. Dort fand das Fahrradfestival „Slow up“ statt. Er waren viele Straßen gesperrt, so manche Sperre durchfuhren wir dennoch. Wir sind ja Asphaltpiraten und lassen uns ungern irgendwo stoppen. Geschweige denn, wenn noch nichts los ist. Kaum aus der Stadt raus suchten wir den nächsten Bäcker und Supermarkt auf um unser Frühstück einzunehmen. Und dann ging die „Col“erei wieder los.
Das Problem war nur das wohl überall hier Radrennen stattfanden. Col de Fouchi, Salcee, Steige, Charbonniere, Champ du Feu. Der größte Trupp der Radrennfahrer war wohl grade auf de Col de Kreuzweg. Wir mittendrin statt nur dabei.
Da alle Straßen für den öffentlichen Verkehr nicht gesperrt waren, zogen wir vorsichtig an dem Trupp vorbei. Der eine oder die andere wird wahrscheinlich von unserem und auch anderen Windschatten profitiert haben. Es ging meistens bergauf. Die höchste Startnummer die erblicken konnte war 2995. Keine Ahnung wie viele da unterwegs waren.
Nachdem wir diesem Trubel entwischt sind und einige weitere Bergüberfahrten absolviert haben (von Passfahrten kann man eigentlich gar nicht reden) wurde es auf dem Col de Chaplotte ganz schön eng. Zu viele geile Kurven und noch mehr Motorradfahrer(innen).
An einer Rast von diesen Bergkuppen bekamen wir sogar etwas Unterricht von einem Wanderer. Neandertaler, Asiaten, Europäer und andere Ländereien auf den Kontinenten. Wie er vom Neandertaler sprach ging mir das Lied von „EAV – Neandertal“ nicht mehr aus dem Kopf. Ohrwurm halt.
Irgendwo auf einem der vielen Cols nutzte Cappo das gute Netz zur Suche der nächsten Unterkunft und gleichzeitig fiel uns auf, dass auch viele Mädels hier Motorrad fahren.
Auf der weiteren Fahrt viel mir auf das Cappos Bremslicht dauern leuchtete. Auf dem Col de Haut Jacques gingen wir der der Sache auf den Grund: Die Welle vom Fußbremspedal war zu locker und das Pedal klemmte sich unter dem rechten Motordeckel ein. Auch dieser Schaden war schnell behoben. Demontieren, neu fixieren und wieder montieren. Dauerte keine viertel Stunde.
Wir stiegen ab im Hotel Wistub in Saint aux Mines. Die Wirtin sprach Deutsch, das Essen war lecker und die Zimmer waren auch ok. Nach dem wir uns die Plauze vollgehauen haben machten wir noch einen Verdauungsspaziergang. Es war nicht viel los in dem „Dorf“. Cappo machte den Vorschlag, dass wir die nächste Unterkunft für 2 Tage buchen, da wir dann mitten in den Vogesen sind und die Süd-Ost Seite den einen Tag und die Süd-West Seite den nächsten Tag durchfahren wollen. Ein sehr guter Vorschlag, dem man nur zustimmen kann. Zwei Tage ohne Koffer unterwegs. Schön, dass wir uns immer einig sind.
Und bevor wir uns pennen legten hatte er schon ein AirBnB gebucht. Diesmal in Geradmer, nicht weit weg von einem See und eine große Bude nur für uns.
Tag 7 05.06.23
255km | 09:50 Uhr – 19:30 Uhr | St. Marie-aux-Mines – Gerardmer
Der Plan war, wir fahren über die Vogesenkammstraße. Die Route Cretes.
Geplant und getan.
Die Route des Crêtes, die Vogesenkammstraße, zählt zu den imposantesten Bergstraßen Frankreichs. Die aussichtsreiche Route des Crêtes verläuft entlang des Hauptkammes der Südvogesen fast durchweg auf 1200 m Höhe.
Ursprünglich wurde sie im Ersten Weltkrieg von französischen Truppen als Versorgungsstraße angelegt. Heute sind auf ihr in den schneefreien Monaten vor allem die Besucher der Vogesen unterwegs. Sie führt auf 75 km Länge vom Col du Bonhomme im Norden über den Col de la Schlucht, Hohneck, Markstein, Grand Ballon und Cernay bis Thann im Süden.
Die Route führt vorbei an mehreren Schauplätzen des Ersten Weltkrieges und streift den höchsten Berg der Vogesen, den Grand Ballon.
Meist säumen Laub- und Mischwälder die Straße, oder es bieten sich herrliche Ausblicke auf die bewaldeten Hänge der Vogesen, auf die Rheinebene und den gegenüberliegenden Schwarzwald. An klaren Tagen reicht die Fernsicht bis zu den Schweizer Alpen und dem Montblanc.
Wir sind über einige Cols gefahren. 13 insgesamt. Auf einigen standen große Soldatenfriedhöfe, die an Gedenken der gefallenen Soldaten im 1. Weltkrieg erinnern sollen.
„So viele Menschen gestorben für nichts und wieder nichts.“ sinnierte ich.
„Jau, was ein Wahnsinn.“ erkannte auch Cappo.
Die Kammstraße soll eigentlich 75km lang sein, jedoch spulten wir 107km auf ihr ab.
Auf manchen Bergüberfahrten hatten wir eine solch schöne Aussicht, so dass Cappo hier und da mal die Drohne steigen ließ. Ich wollte ihn dabei fotografieren und bei meinem Glück…
Am See Lac Blank hatten wir so viel Fliegen und anderes Getier auf dem Visier, dass eine Reinigung nötig war.
„Soviel Fliechzeug hatte ich schon lange nicht mehr auf der Scheibe.“ meinte Cappo und zeigte auch auf seinen Scheinwerfer. Da waren echt viele Fliegen unterwegs.
„Lass ich dran, kratze ich später ab und tu es aufs Brötchen – oder besser: aufs Baguette.
Insekten enthalten hochwertiges Eiweiß, einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe wie beispielsweise Kupfer, Eisen, Magnesium, Mangan, Selen und Zink. Sie sind also gute Nährstofflieferanten, nahrhaft und gesund.“ sagte ich und Cappo grinste: „Guten Appetit.“
Wir durchfuhren weiter die schöne Landschaft, kamen hier und da über weitere Cols, machten hier und da eine genussreiche Pause (ich wurde Babybell-Käse süchtig) und machten auf dem Col de Hundsrück eine ausgiebigere Pause, weil Cappo bergab ohne Gang drin geparkt hat. Noch ein Umfaller mit Bremshebel ab. Der Austausch (haben wir immer als Reserve bei) war schnell erledigt, keine 10 Minuten. Trotzdem nicht schön…
Das Highlight des Tages war wohl der Col le Ballon. Nicht der Grand Ballon. Wir hatten eine so schöne Fernsicht, dass wir meinten: „Ich glaub wir sind in den Pyrenäen.“
Cappo holte wieder die Drohne raus und flog ab. Kurz darauf kam ein Franzose auf uns zu gerannt, blubberte uns voll von dem wir kaum was verstanden, außer dass Drohnenflüge verboten seien. Kurz um, Cappo holte sein Flieger zurück und wir packten ein. Der Franzmann packte seine Drohne aus und bereitete seinen Start vor.
Da er aber auch ein bisschen Aussehen hatte als hätte er was zu sagen, machten wir kein Trara. Ein bisschen Groll hatten wir auf den Rest der Reise schon. Egal, Fotos und Videos waren im Kasten.
Wir machten uns ja den Spaß auch die Kurvenheld-App wieder zu testen, jedoch schmierte diese am laufenden Meter ab. Später erfuhren wir das ein Update gestartet worden ist und dass dies wohl einige Bugs enthielt.
Cappos Kawa fing wieder an zu mucken. „Schauen wir morgen mal nach.“ sagte er.
Die Unterkunft in Geradmer war klasse. Eine große Wohnung mit 2 Schlafzimmern. Alles drin was so braucht. Ein Bäcker um die Ecke und der Supermarkt war auch nicht weit weg.
Zum Abendessen gönnten wir uns eine Pizza, die echt lecker war. Im Hintergrund spielte Musik von Pink Floyd „High Hopes“. Erkannte ich sofort. Gut das wir so „früh“ dort waren, denn das Lokal hatte gradem mal 4 Tische von dem einer frei war. Etwas später kamen Horden von Kunden an.
Tag 8 06.06.23
199km | 12:30 Uhr – 18:20 Uhr | Gerardmer – Gerardmer
Die Fehlersuche bei der Kawa erwies sich nicht einfach. Der linke Zylinder wollte nicht richtig mitlaufen. Wir checkten Kerzenstecker und Kabel. Nix. „Dann kann es nur die Zündkerze sein.“ war mein Resümee. „Wieso? fragte Cappo. „Wenn eine Kerze einmal richtig abgesoffen ist bringt sie keinen sauberen Funken mehr auf die Strecke. So meine Erfahrung.“ erklärte ich.
Wir testeten seine Kerze an meiner XJ und siehe da, kein sauberer Funken.
Bis 12:00 Uhr klapperten wir alle möglichen Geschäfte und Autowerkstätten ab, die sowas führen könnten. Kein Erfolg, bekamen sogar Tipps von anderen Urlaubern wo wir vielleicht Erfolg haben könnten.
Wir waren in Shorts und Helm auf der XJ unterwegs. Als wir die letzte Chance, ein Rasenmäher-Geschäft verließen und losfuhren, stoppte uns die Gendarmerie. „Fahren ohne Handschuhe auf Motorrädern kostet 135€.“ erklärte er im freundlichen Ton. Wir schilderten unser Problem und sagten unser Hotel ist gleich um die Ecke. Sie ließen uns ziehen, ohne Strafe und wünschten uns viel Glück. Puh…
Irgendwie bekamen wir es hin, dass die Kerze einen einigermaßen akzeptablen Funken zu produzieren.
Cappo verlängerte die Unterkunft für einen weiteren Tag, also 3 Übernachtungen. Kein Problem. „Also heute nur ein halber Tag.“ „Wird trotzdem schön. Schließlich fahren wir heute über den Grand Ballon.“ sagte Cappo.
Auf dem Col de Croix Moints bekamen wir 5 Regentropfen ab. Das war es auch mit Regen auf der gesamten Urlaubstour. Nach dem Col du Page den Col de Grand Ballon hoch knipste uns „Photo Coco“ der Kurvenfotograf. Eine Espresso Pause und ein großes Stück Heidelbeerkuchen auf dem Grand Ballon. Der Kuchen soll in den Vogesen ein Hit sein. Naja. Wir quatschten über dies und das. Musik für Ted viel uns ein. Peter Steiner mit „Its cool men“ und Kermit der Frosch mit „Das Schönste was es auf der Welt gibt ist tanzen“.
Ein Drohnenflug und dunkle Wolken zogen auf. Sehr zu unserer Freude. „Dann ist es nicht mehr ganz so warm.“ sagte Cappo als er die Drohne wieder verstaute. Im Schnitt hatten wir immer so 28°. Wir nahmen als Andenken noch 2 „Vogesen“ Aufkleber mit.
Die D16E die wir fahren wollten war gesperrt, leider erst nach einigen Kilometern. Auf dem riesigen Parkplatz machte Cappo noch ein paar Experimente mit der Drohne. Alle Features, die der Flieger konnte, hatte er noch nicht getestet. Die D16 war fahrbahnbelagsmäßig die größte Katastrophe.
Wir machten auf der Rücktour einen Abstecher nach Remiremond, zu einen Yamaha Händler, wo Cappo endlich Ersatz-Zündkerzen bekam.
Allerdings hatte sich seine Kawa erholt. Wir rekonstruierten: „Das lag bestimmt an dem 95er E10 Sprit den wir hier in Frankreich die ersten beiden male getankt haben. Danach haben wir ja immer den 98er Sprit getankt.“ kam Cappo die Idee. „Jau, das könnte eine Ursache sein.“ pflichtete ich ihm bei. Denn danach trat kein Fehler mehr auf.
Vom Händler Richtung Geradmer sahen wir massenweise gelben Besenginster. So einen schönen Anblick, da kann man nicht einfach dran vorbeifahren. Also. Fotos, Pause, Rauchen, Drohne. „Ich bin der Meinung das hier mehr Radfahrer aller Art als Motorradfahrer unterwegs sind.“ sagte Cappo so nebenbei und ich konnte das nur bestätigen. Er machte einen Drohnenflug mit mir auf der XJ wie ich die Straße langfahre. „Fahr mal nicht schneller als 40 km/h.“ gab er mir als Tipp noch mit auf den Weg.
Die Aufnahme klappte hervorragend. Das peinliche an der Sache war das mich genau in dem Moment ein Radfahrer überholte.
Zurück bei der Unterkunft lobten wir unsere Moppeds, weil sie so zuverlässig liefen und besuchten mal einen französischen Aldi.
Da unser Pizzalokal vom Vortag geschlossen hatte, machten wir uns auf dem Weg zum See und aßen gemütlich ein Elsass-typischen Flammkuchen.
Das ist Urlaub vom Feinsten.
Tag 9 07.06.23
290km | 10:30 Uhr – 18:45 Uhr | Gerardmer – Gerardmer
Wir schlenderten zum Bäcker. Auf dem Weg dort hin ein Tabakladen. Blättchen und Tabak. Wumms 21€. Ein großes handgemachtes Baguette zum Frühstück 1,15€.
Schnell noch am Souvenirladen vorbei, an dem wir abends zuvor noch durch das Schaufenster geschaut haben, wo Cappo was Interessantes entdeckte. „Jetzt aber Abfahrt.“ und schon ging die Col erei wieder los. Die Kawa machte erst mal keine mucken mehr nachdem wir nun 2-mal vernünftiges Super 98 nachgetankt haben. Vorher hatten wir mal 95 Oktan getankt. „Das könnte die Ursache gewesen sein.“ war Cappos Argument und wir beließen es dabei.
Amüsiert haben wir uns über die Namen: Col du Platzerwasl, Breitfirst, Bannstein und das in Frankreich. Auf dem Weg zum Col du Petit Ballon bekamen wir ein Kuhkonzert durch die Kuhglocken und das bei der schönen Aussicht.
Etliche Cols überquerten wir und abends zogen wir ein Fazit: „Heute haben wir viel Glück gehabt.“ sagte Cappo und wir zählten zusammen. Wir hatten keinen Regen abbekommen.
Cappo hatte keinen Unfall, weil ein Laster die Vorfahrt missachtet hat und er den Anker passend schmiss. Wir haben wieder eine Super-Tour gemacht und letztendlich: Die Moppeds liefen reibungslos.
Wir machten uns wieder auf den Weg zum See wo wir gestern auch waren, nur das wir heute mal wieder Pizza essen wollten.
Ein Pärchen aus dem Badischen machten schöne Musik und wir lauschten. Cappo unterhielt sich sehr lange mit dem beiden. Welche Art von Musik das sein und wie sie lebten und, und, und. Ein Moment für die Ewigkeit – danke Fiedeltastro.
Es war unser letzter Abend hier. Lauwarm. Wir schlenderten zur Unterkunft zurück und kamen an einem Haus vorbei, in dem wahrscheinlich ein Künstler wohnt.
Mannshohe aus Holz geschnitzte Figuren lachten uns an.
Wir bestaunten auch die gepflegten Gärten und wie sich eine Stadt Mühe gab, dass alles so schön aussieht. Ein toller Abschied.
Tag 10 08.06.23
335km | 10:00 Uhr – 18:40 Uhr | Gerardmer – Kaiserlautern
Wach werden, Frühstücken und Reifen für die XJ in Deutschland bestellen.
Die waren „fast“ ganz blank. Eine Hauptuntersuchung stand nächsten Monat eh an.
„Mit den Pellen gibt es mit beiden Augen zugedrückt keinen Stempel.“ sagte ich irgendwo bei einer Pause tags zuvor.
„Heute wird es sportlich.“ sagte Cappo und breitete die Karte aus. Ich weiß nicht wie weit wir heute kommen, aber wir sollten Deutschland schon erreichen.“
Da schaute ich wohl etwas erstaunt aus der Wäsche und meinte:“ Deutschland ist doch höchsten 250km weit weg oder nah.“
„Stimmt. Wir wollten aber noch da lang und hier lang und da lang und dann nach Norden Richtung Deutschland. Vergessen? Wirst alt näh!“
Jaja, foppen gehört zur Tagesordnung.
„Ein wichtiges Ziel hast du noch vergessen. Einen E.Leclerc wegen dem Zitronensaft.“
Zur Erinnerung: Auf Korsika lernten wir die Supermärkte Namens E.Leclerc zu schätzen.
Sauber, Auswahl satt. Cappo liebte den Zitronensaft und den gab es nur dort (Andros Citronnade).
Naja, wir packten alles zusammen und verließen die Unterkunft wie es sich gehört.
Es standen noch einige Cols auf der Karte. „Nächstes Mal nehmen wir wieder einen Textmarker mit und markieren die Strecken wo wir schon gefahren sind.“ sagt er und faltet die Karte dementsprechend, dass sie in das Kartenfach vom Tankrucksack passte.
Kurzum, wir nahmen die letzten schönen Berge und Kurven unter die Räder.
Er hatte recht. Es wurde zeitmäßig etwas knapp zur Grenze.
Es lohnte sich auf jeden Fall die letzten schönen Strecken noch mitzunehmen.
„Meine schöne neue Jacke platzt aus den Nähten.“ sagte ich und meinte damit nicht den Bauchumfang, sondern zeigte auf die entsprechende Stelle.
„2 Wochen alt und schon kaputt. Das gibt eine Neue.“ Kurz vor der Grenze nach D hielten wir auf dem letzten Col. „Col de Pigeonier. Unser letzter „Pass“ sagte Cappo und klappte die Karte erneut um.
Ich blätterte durch unser Roadbook und zählte nach.“ 55 Cols. Mal höhere, mal flache. Interessant waren viele und manche unspektakulär.“ ergänzte ich.
„Die Vogesen haben auch ihren Reiz.“
„Wären im Sauerland die Berge höher, könnte ich sogar meinen die beiden Regionen sind gleich.“ meinte ich und Cappo konterte: „Nä!“ Er fand es ehr mediterran angenehm.
Wir schafften es bei nicht-schönen Temperaturen, jenseits der 33°, bis Kaiserslautern. „Die hiesigen sagen auch Klautern.“ klärte ich Cappo auf.
Best Western Hotel mit Blick auf die riesigen Wohnblöcke rundherum. 17 Etagen! Wir suchten ein Lokal in der Nähe auf, welches wir auf jeden Fall empfehlen können: Restaurant Servus. Tolle Gerichte, genügend Auswahl und absolut lecker.
Es hat auf jeden Fall eine Top-Bewertung verdient und mit vollem Bauch gingen wir poofen.
Tag 11 09.06.23
431km | 09:50 Uhr – 18:50 Uhr | Kaiserlautern – Schloß Holte
Wenn es machbar ist, fahren wir keinen Weg doppelt und schon gar nicht Autobahn.
Wir kamen schon ins Schwitzen als wir die Moppeds bepackten.
„Also einfach mal die B48 lang und dann sehen wir weiter.“ so der Plan.
Auf dem Parkplatz Rockenhausen trafen wir mit 2 anderen Motorradfahren zusammen.
Wir unterhielten uns lange, auch wenn über uns die Luftwaffe übte. Wir bekamen auf jeden Fall gute Tipps von den beiden über einen Urlaub auf Sardinien. Sie waren schon öfter dort und wir hatten es schon mal mit auf unsere Reisezieleliste geschrieben.
Den ersten dicken Hals bekam ich in Bad Kreuznach. Stau ohne Ende.
Wir fuhren 10 Tage durch die schönsten Gegenden und sowas habe ich garantiert nicht vermisst. Auch rundherum staute es sich in alle Richtungen.
In Bingen ging es mit der Fähre über den Rhein. Dort fand ein großes Motorradtreffen statt.
Reichlich Straßen gesperrt. Ausgeführt wurde das Treffen von den „Red Devils“. Wir hatten allerdings keine Lust auf Treffen und schlichen im Schritttempo durch die Gasse am Rhein entlang. Viele Straßen waren gesperrt und zum Aussichtspunkt auf Bingen und Rüdesheim in der Nähe vom Heiligenhäuschen kamen wir erst gar nicht. Also verließen wir die Stadt so schnell wie möglich.
Wir fuhren fast gradlinig durch den Westerwald, Taunus und Sauerland.
Auch an der Wisperstube, ein bekannter Biker Treff, fuhren wir ohne Halt dran vorbei.
So viel Trubel wollten wir dann doch nicht. War aber schön da!
Nach so vielen Kilometern ist auch mal eine Ruhepause von Nöten. Die kann auch mal so aussehen.
Klar machten wir hier und da eine Espressopause und diskutierten nochmal über die Vogesen und beschlossen: „Okay, in den Vogesen sind wir gewesen und müssen da nicht nochmal hin. So schön wie es auch war.“ „Und die vielen Ohrwürmer.“ „Die baue ich mit in das Video ein.“
„Genau und wir haben noch genug Ziele auf dem Schirm. Jetzt bin ich mir nicht einig für nächstes Jahr. Sardinien oder Toskana?“
Wir werden drüber beraten und berichten.
Fazit
Cappo hatte mit der Kawa 3143 km abgespult
Meine XJ zeigt ja eh immer mehr an und so hatte ich 3286 km runter.
Treffen wir uns in der Mitte so sind wir 3214 wunderschöne Kilometer gefahren.
Die Kawa hat 132,5 Liter Benzin geschluckt und die XJ 130,55 Liter.
Wir habe einen halben Liter Motoröl nachgefüllt und der ganze Urlaub kostete uns beiden zusammen 2403,00€.
Ach ja, warum keine so genaue Wegbeschreibung der Tour?
Den Bericht wollte ich so kurz wir möglich halten und die Tourdaten findet ihr hier:
https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1PucV9k-OL_UjkJ-fnDZeFHdB-KsAduE&usp=sharing
Bis nächstes Jahr
Freaggle