Nach und nach wird sich jetzt hier der Bericht komplettieren…
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Top-Rides
- Geiranger
- Trollstiegen
- Auerlandfjord,
- Fv461
- Fv43
- Fv44 zwischen Egersund und Flekkefjord
- Fv38
- Fv362
- Dalsnibba
- dieser Minipass statt Tunnel (Roldalsfjellet)
- Lysebotn
- Butunnelen
Highlights
- Fair Play Verkehr / Hilfsbereitschaft / Gelassenheit
- Einfachheit der Fähren / Autocard
- Durchgehend hell
- Landstraßen Kreisverkehre, Ampeln nur in Städten
- Baustellenverkehr gut geregelt
Tops & Flops
- Viel teuer (nach unseren Maßstäben)
- Viel Wind
- Schöne Strecken Abseits = Rollsplitt Strecken
- der Kaffee
- naja und der Regen
- fair Play im Verkehr
- keinerlei Sprachprobleme (alles spricht Englisch oder sogar Deutsch)
- keine Info über die Autocard
- abends lange hell
- die Hilfsbereitschaft der Menschen
- nur Kreisverkehre (Ampeln nur in Städten)
- Baustellenverkehr wir sehr gut geregelt
- die Temperaturunterschiede an einem Tag
- und die Norwegische Gelassenheit
ZDF – Zahlen, Daten, Fakten
- 10 Fahrtage (davon 2 Regentage) – zzgl. 2 An- & Abreise
- 3098km
- 51:27 Stunden reine Fahrzeit
- Ø 61,5km/h
- 117 Liter Sprit pro Mopped
- Gesamtkosten ~1950 Euro pro Fahrer/Töff
- 7 Fähren
- 33,5 Höhenkilometer
- 4645 Kurven (laut Kurvenheld)
- Fähre Kosten: 525 Euro – Hirtshals Kristiansand – Fjordline
- Kein Ölverbrauch
Der Bericht
Prolog
Planung und Ausführung
12.06.2022, Schloß Holte nach Kristiansand, 920 km: Anreise
13.06.2022, Kristiansand, 333 km – Tag 1: Es fängt mit einer Katastrophe an
14.06.2022, Kristiansand nach Ålgård, 333 km – Tag 2: Erste Ziele – Erste Inland Eindrücke
15.06.2022, Ålgård nach Rysstad, 205 km – Tag 3: Der Slogan der Reise steht fest
16.06.2022, Rysstad nach Tyssedal, 399 km – Tag 4: Erst viel geradeaus und dann…
17.06.2022, Tyssedal nach Eidfjord, 184 km – Tag 5: Erster Regentag …. Kurze Tour
18.06.2022, Eidfjord nach Lom, 352 km – Tag 6: Ein eiskalter Tag
19.06.2022, Lom, 380 km – Tag 7: Trollstiegen und Geiranger
20.06.2022, Lom nach Vossavangen, 290 km – Tag 8: Abschied von den Schneebergen
21.06.2022, Vossavangen nach Sandnes, 344 km – Tag 9: Der längste Tag des Jahres
22.06.2022, Sandnes nach Kristiansand, 301 km – Tag 10: Letzte „Schotterstrecke“ und Lachstreppe
23.06.2022, Kristiansand (Langenes) / Schloß Holte, 811 km – Abreise
Prolog:
Einen riesengroßes Danke an meinen Sohn Cappo.
Er hat diese Reise zu 99,5% geplant und organisiert.
Ohne seine Strategie hätten wir nicht eine so schöne Reise gehabt.
Das kleine Tierchen namens Corona hat uns 2 Jahre einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ein Norwegentrip wurde immer wieder verschoben.
Dieses Jahr war der Reisegott mit uns ….
Planung und Ausführung:
Auf Korsika 2019 haben wir schon den Entschluss gefasst, dass wir einmal Norwegen bereisen möchten.
Natürlich mit unseren „absolut“ zuverlässigen Motorrädern. Leider kam uns dieser Corona Virus in die Quere.
Anno 2022, endlich ist es wieder soweit. Wir können erneut planen und loslegen. Wobei ich hier nochmals betonen möchte das Cappo die Planung und die ersten Buchungen wie Fähre, Anfahrtsunterkunft und die zweite Unterkunft nach Absprache schon erledigt hatte, bevor ich überhaupt eine Vorstellung davon hatte, was wirklich auf uns zu kommt. Es wurden die Regenklamotten gecheckt. Gummiüberziehhandschuhe und Lenkerstulpen bestellt und, und, und… Es soll ja kalt sein – laut Reiseberichten – und viel regnen.
Ende April und Anfang Mai standen die Buchungen fest und waren bezahlt. Der Moppedrolli ist bereit. 10.06.22: Wir haben alles gecheckt und mehr Plüdden eingepackt als sonst. Verladen und mit einer kleinen Probefahrt getestet, ob alles passt – es passt!
„Na, dann kann es ja losgehen.“ sagte ich und er konterte wieder: „Du kannst gehen – ich fahre.“ Wer ihn kennt weiß, dass wir uns öfter mal mit Sprüchen foppen. Einen kleinen Haken hatte die Sache dennoch. Gepackt war alles am Freitag fix und fertig. Die Reise ging am Sonntagmorgen los. Ich mit meinem Reisefieber muss also noch den ganzen Samstag überbrücken. Das ist ein Gefühl wie Übelkeit, ohne sich übergeben zu müssen. Aber das habe ich dann auch noch überwunden.
12.06.2022, Sonntag – Anreise
Start / Ziel: Schloß Holte / Kristiansand (Langenes)
Kilometer: 920 km
Fahrzeit: 07:30 Uhr bis 21:50 Uhr mit Fähre
Sonntag, 12.06.2022 – Es geht also los. Morgens um 06:00 Uhr klingelt der Wecker und um 07:00 Uhr steht Cappo auf der Matte. „Guten Morgen, gut geschlafen“… und noch n bisschen Blabla. Ab geht’s. Tschüss, wir melden uns jeden Tag. Wie immer.
Ganz normal auf A33, A2, A356, A7 Richtung Norden nach Dänemark und durch Dänemark von Süden nach Norden. Tja, kurz hinter Hamburg wurden wir durch einen überholenden Autofahrer darauf aufmerksam gemacht, dass unser Stützrad sich runterdreht. Ups, die Panne war schnell behoben. In Flensburg das Auto nochmal volltanken, da das Benzin in Dänemark und Norwegen teurer ist. An der Grenze zu Dänemark auch noch nen Stau wegen eines Unfalles, den wir aber locker umfahren konnten. Google Maps sei Dank.
Na gut, über die Landstraße ist es zwar nicht Hitverdächtig, aber es geht voran. Wenn auch langsam. Ein Motorradfahrer vor uns wusste wohl nicht, wo er hinwill und trullerte langsam hinter einem Trecker hinterher. Noch 3 Std. und 19 Minuten bis zur Fähre und wir hörten unser Hörbuch weiter: „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken können.“
Der Verkehr rollte im Gegensatz zu Deutschland gesittet weiter. Cappo machte sich über das „Durchschnittszeichen“ Ø in verschiedenen Namen einen Gag. „Durchschnittszeichen lholm“: Ølholm als Beispiel. Es spricht sich wohl „Ölholm“ aus, glaube ich. Um 16:45 Uhr erreichen wir die Fähre in Hirtshals nach Kristiansand. Kurze Wartezeit, rasches „Verladen“ und dann nen bisschen das Schiff entdecken.
Die See war schon etwas „rau“. Das Sonnendeck entwickelte sich bald zum Kotzdeck. Zum Glück nicht für uns – wir konnten dem Leid der anderen nur zusehen. War schon etwas witzig, aber immer mit dem Hintergedanken „Hoffentlich bin ich nicht gleich dran…“
Die Überfahrt dauerte wegen starken Gegenwindes eine Stunde länger und so erreichten wir Norwegen gegen 21:00 Uhr.
Da wir vorab per Airbnb gebucht hatten, mussten wir uns zum Abendessen selbst versorgen. Ab in einen Supermarkt und einkaufen. Wir erschraken uns über die Preise. Lydia und Markus – er ist Deutscher seine Frau aus Litauen – sind Inhaber der Unterkunft und begrüßten uns superfreundlich. Die Wohnung ist ein Traum. Bei ihnen konnten wir das Gespann die ganzen 2 Wochen auf ihrem Grundstück kostenlos parken. Leider hatten wir diese Unterkunft nicht nach unserer Rückkehr zur Verfügung. Nach der Einweisung unterhielten wir uns noch eine ganze Weile und holten uns noch Tipps von ihm, was in Norwegen anders ist als in Deutschland oder besonders sehenswert sei. So erfuhren wir manch Interessantes über das Land, auch dass in der Schule Deutsch, Englisch oder Französisch unterrichtet wird. Danach luden wir unsere Moppeds ab. Es war noch fast taghell. Gegen Mitternacht, nach einer leckeren Pizza zum Aufbacken, verschwanden wir ins Bett. 931 km Anreise…
13.06.2022, Montag – Tag 1 : Es fängt mit einer Katastrophe an
Start / Ziel: Kristiansand
Kilometer: 261 km
Fahrzeit: 5:58h – 11:00 Uhr bis 18:10 Uhr – 260 zu 272 km
Ich wurde schon um 05:15 wach. Es war taghell. Nach einem „Dämpfchen“ haute ich mich aber wieder aufs Ohr.
Um 07:00 Uhr war ich aber endgültig wach. Es war totenstill, bis das der Müllwagen kam. Egal. Wir frühstückten ganz in Ruhe und Cappo fing an die Route für heute zu planen. Tipps von Markus inbegriffen. 11:00 Uhr – endlich. Moppeds an und… dann der Schock. Ich hatte meine Sommerhandschuhe nicht im Gepäck und die Batterie, die ich vor Beginn der Verladung noch gründlich gecheckt habe, hat den Geist aufgegeben. Anschieben und läuft. Die Kawa will zuerst nur einen Zylinder ausprobieren und schaltet dann etwas später den 2.ten dazu. Ein kleiner Protest wegen der Trailer-Anreise? Das sind aber alles keine Probleme für uns. „Eben mal nach einem Motorradhändler googeln und finden.“ sagt Cappo und hatte Erfolg. Wir fanden den MC Center Kristiansand.
Er war auch schnell erreicht und auf der gegenüberliegenden Straßenseite fanden wir auch einen freien Parkplatz. Der Mann hinterm Tresen war sehr freundlich und hilfsbereit. Ja, er habe eine Batterie. Allerdings müsse er die erst langsam auffüllen und laden. Das dauert. Nicht vor 15:00 Uhr heute. Nach dieser Aussage wusste ich: Der Mann hat Ahnung. Ich fand sogar Top-Sommerhandschuhe, die ich sofort mitnahm. Wir kamen mit Svien ins Gespräch, der einen Regenkombi oder ähnliches suchte. Ein weiterer Kunde gesellte sich zu dem Gespräch. Uns fiel auf, als wir zum MC Center über die Straße gingen, dass dort 2 Motorräder eine Art Parkschein am Gasgriff befestigt hatten – mit nem Gummiband.
Cappo erkundigte sich bei den 3en, ob man hier in Norwegen für Motorräder Parktickets ziehen und so befestigen muss. Die Antwort: „Nein, hier kannst du überall parken.“ „Aber draußen auf dem Gehweg stehen 2 Motorräder, die ein Zettel um den Gasgriff haben.“ Jetzt wurde Svien unruhig und ging raus, kam mit bitterer Mine wieder rein und präsentierte ein Knöllchen. „90 Euro für 10 Minuten Parken auf (ganz am Rand) dem Gehweg.“ Ups…
Mit dem Inhaber des MC Centers verblieben wir so, dass wenn wir es bis 17:00 Uhr schaffen, ich die Batterie noch heute hole, sonst morgen früh.
Vor dem Center unterhielten wir und noch eine Weile mit Svien. Er zeigte uns auf der Karte, wo was richtig Schönes zu sehen ist und was sich lohnt als Motorradfahrer zu fahren. Danke Svien, das waren gute Tipps (vorallem Lysebotn).
Übrigens: Die Sommerhandschuhe sind die Besten, die ich bisher auf den Knochen hatte. Sorry Firma Held.
Wir verließen Kristiansand und nahmen uns als erstes die grüne Straße Nummer 9 vor. Vorbei an vielen Seen und jeder Menge „Donut-Spuren“ auf der Fahrbahn. „Das müssen Quads gewesen sein. Die Spuren sind zu parallel.“ Die Spuren zogen sich Kilometerweit über den Asphalt.
„Bekloppte“ sagte ich. „Die müssen viel Zeit gehabt haben.“ meinte Cappo dazu.
„Überall nur Felsen.“ meinte Cappo bei einer Rast. Ich: „Ja, und auf denen wachsen sogar Bäume.“ Er: „Die Straße ist n bisschen langweilig.“, bot aber einen Top-Asphalt und Kurven satt. Ich: „Umplanung erforderlich?“ Die Grüne 9 bot allerdings für Urlauber, egal wie die unterwegs sind, viele Freizeitangebote. Von Golf, Kletterpark Skogen, Rafting, Wanderwege, Kartbahn und, und, und…
Uns ist noch aufgefallen, dass wenn man über die Mittellinien fährt, es gewaltig brummt. Man könnte sich einen Spaß daraus machen und Melodien drauf fahren. Es ist ein herrliches Gefühl mit einem tollen Partner eine Tour zu machen. Mir ist wieder einmal ein Musikstück in den Kopf gestiegen: Wenn der Vater mit dem Sohne…
Hinter dem See Byglandsfjorden entschieden wir, auf die FV304 zu wechseln. Also auf der anderen Seeseite wieder zurück. „Mal sehen, wie diese Straße ist.“, waren wir uns einig. „Jau, ich bin gespannt, ob dort auch so viele Lupinen wachsen.“ Denn so viele Lupinen sah ich früher nur in Gärten, die dann später untergegraben wurden wegen dem Stickstoff Dünger. Cappo summt „Oh du Fröhliche“ – geht’s noch?
Die FV304 entpuppte sich als „Single Road Track“ wie in Schottland Anno 2012. Saaagenhaft kurvig, absolut kein Verkehr und ganz nah am See lang. Hier und da eine „Splittersiedlung“. Tätigkeiten angefangen und Pause oder so überall Gartengeräte in Sichtweite aber keine Menschen.
Kurz vor Krossen liefen wir auf einen Traktor auf, der einen Anbau hinten dran hatte der so breit war wie die Straße. Überholen unmöglich und der Trecker hatte auch keine Möglichkeit irgendwie an die Seite zu fahren. So lernten wir erneut die norwegische Gelassenheit.
Bei Krossen wechselten wir auf die 42 und weiter über die 405. Diese Straße führte uns durch eine idyllische Waldgegend und erinnerte an ein Naturschutzgebiet. Auf unserer Landkarte war diese Straße in Orange markiert. Ja, wir fahren noch nach Karten und Cappo ist ein absolut toller Kartenleser. Öhöm, das hat er von mir gelernt.
Wir sahen die ersten Warnschilder auf der ein Elch abgebildet ist. Ergo gingen unsere Blicke mal mehr nach rechts oder links, ob wir welche entdecken. An einem kleinen Flusslauf machten wir eine ausgiebigere Rast, weil Cappo im Fluss springende Fische entdeckte. „Das sind junge Lachse.“ Er: „Hast du irgendwo Elche gesehen?“ Ich: „Nein. Wenn in Deutschland vor Hirschen (Wildwechselwarnschilder) gewarnt werden, hast du dann schon mal ein Hirsch gesehen? Er: „Nö. Aber Rehe.“ Er fand auf einer Wiese Pusteblumen, die sich nicht wegpusten ließen. Google klärte uns auf das es sich um Wollgras handelt, aus dem man wunderbar Dochte für Kerzen herstellen kann. „Aha“.
Ist ja klar, dass wir auch mal Tanken mussten und als wir dann die Zahlen auf der Tanksäule sahen, wurde uns erstmal etwas schwindelig – 300 Geld für 13 Liter. „In ein paar Jahren wird es bei uns auch so aussehen, nur halt in Euro.“ Meinte ich etwas abfällig. „Bis dahin haben wir aber noch ein paar Länder durchfahren.“ ist Cappos Antwort.
Wir schafften es pünktlich um 16:58 Uhr bei dem Motorradhändler meine Batterie abzuholen. Bei unserer Unterkunft, die wir ja für 2 Nächte gebucht hatten, war der Umbau innerhalb von Minuten erledigt. Zum Abendessen gönnten wir uns wieder eine leckere Pizza zum Aufbacken und genossen noch den wunderschönen Abend.
Cappo baldowerte schon mal die Route für morgen aus und ich beschäftigte mich noch mit Zahlen, Daten, Fakten. Kurz ZDF.
Wir sortierten noch unsere Klamotten aus und ließen einige Sachen im Auto zurück, in der Hoffnung, dass wir sie nicht benötigen. Ach noch was, die Mücken heißen hier in Norwegen Knots. Wir wurden von denen leicht verschont. Die stationären Radarfallen in Städten werden angezeigt und die großen, weißen Kästen sind auch nicht zu übersehen.
14.06.2022, Dienstag – Tag 2: Erste Ziele – Erste Inlands Eindrücke
Start / Ziel: Kristiansand / Ålgård
Kilometer: 333 km
Fahrzeit: 5:58h – 11:00 Uhr bis 18:10 Uhr – 260 zu 272 km
07:30 Uhr. Der Himmel ist, im Gegensatz zu gestern Morgen, leicht bedeckt und es ist kühl aber trocken. Um 09:45 Uhr geht es los, an der südlichen Küste entlang Richtung Farestad. Ein kleiner Zipfel auf der Karte. Sie hat einen mächtigen Eindruck hinterlassen.
Alle Menschen, die wir trafen, am meisten die Kinder, waren nett und aufgeschlossen. Sie freuten sich uns zu sehen. Es ging weiter nach Lindesness, der südlichste Punkt Norwegens. Der Wind war heftig. Wir besuchten nicht das Under, Europas erstes Unterwasser-Restaurant. Auf Norwegisch heißt under übrigens sowohl „unter“ als auch „Wunder“.
Das vom Architekturbüro Snøhetta entworfene Bauwerk sieht aus wie eine Kunstinstallation, kann als künstliches Riff aber durchaus den Elementen trotzen. Dafür endeckten wir eine „Höhle“, in der es so dunkel war, dass selbst die Handytaschenlampe kein Licht ins Dunkle brachte. Etwas unheimlich das Ganze, wenn man trotz Licht nix sieht. 2 junge Mädchen, die es nach uns auch wagten die Höhle zu besichtigen liefen schreiend wieder raus. 2518 km von hier bis zum Nordkap las ich auf einem Wegweiser. Aber so weit in den Norden wollen wir nicht. Maximal Kristiansant bis Kristiansund war der Plan. Rund 550km Luftline. Von da Luftline bis zum Nordkapp waren es ca. 1650km.
Eine Wanderung auf den blankgescheuerten Bergen von Skrelia in Lyngdal, ein Tipp von Markus, ließen wir aus. Wir wollen weiter die Landschaft erfahren. In Lyndal mussten wir wieder tanken und ich konnte zu ersten Mal mit Bargeld bezahlen. Die Norweger hassen wohl Bargeld und zahlen alles mit Karte. Ich wunderte mich über das Kleingeld mit Loch. Wir gönnten uns auch einen Kaffee und mochten den gar nicht austrinken. Schmeckt gar nicht. Muckefuck mäßig.
Wir blieben auf der 464, 465 und FV44 die uns durch eine alpine Gegend führte. Was uns immer wieder auffiel, sind die Rammblöcke am Anfang und Ende der Leitplanken. „Das müssen wir später mal genau unter die Lupe nehmen.“ sagte ich zu Cappo. „Ja, das würde mich auch interessieren.“ Die FV44 war größtenteils mit Rollsplit bedeckt, wobei man doch gut vorwärts kam. In einer breiten Kehre machten wir eine „Aussichtspause“. Der Ausblick war atemberaubend. Wir fanden noch einen „Grense“ Nagel im Fels und ein Moosteppich so dick wie ein Bärenfell.
Ist das etwa schon ein Fjord? War unsere Frage. Am Drangesfjord machten wir eine richtige Espressopause und hatten durch einen Mähroboter eine lustige Unterhaltung, weil uns das Ding verfolgte. Der Kleine bekommt wohl nicht so oft Besuch… Wir bekamen über FB eine Nachricht von Svien und er wünscht uns eine tolle, gute Reise. Er wird uns verfolgen, auf FB. Der Flekkefjord machte uns bei einer Rauchpause besonders viel Spaß. Wir konnten ein tolles Echo ausprobieren. Wie wir Lümmels so sind, schrien wir uns die Kehle aus dem Hals mit den üblichen Echosprüchen: „Wie heißt der Bürgermeister von Wesel?“
Weiter auf der FV44 über Egersund bis Anasita und Jossingfjord. Es ist eine sagenhafte Gegend. Kurven ohne Ende. Die Kurvenapp zählt sich dumm und dämlich. Eine Katze kreuzte meinen Weg und verlor fast ihr Leben dabei. Ich will jetzt nicht angeben, aber sie lebt noch Dank meines guten Reaktionsvermögens. Eine riesige Felswand zwang uns wieder zum Anhalten. „Mannomann,
was für Klopper. Das muss man einfach mal fotografieren.“ Natürlich nicht ohne Witze darüber zu machen.
Keine 2 km weiter stießen wir auf Jøssingfjord utsiktsplass. Eine Gedenkstätte an das Altmark Drama im 2.ten Weltkrieg.
Cappo summt schon wieder „Oh du Fröhliche“, googelte was und sagte: „Alter … hier oben gibt es eine Rennstrecke. Keine 8 km von hier.“ Ich: „Lass mal hin fahr´n.“ Dieses war kein Wunsch oder Bitte, es war ein „Muss“. Wir kamen passend zu einer geilen Vorstellung der Supermoto auf der Piste. Das ganze gehörte dem Motocenter Norway. Cappo kam mit einem jungen Mann ins Gespräch und das recht lange. Sie unterhielten sich über Details der Strecke und wer hier fährt. Wir durften nicht. Wir waren keine Clubmitglieder. War vielleicht auch ganz gut, die Motoren und Reifen so zu schänden – wir hatten schließlich noch einige Kilometer vor uns in den nächsten Tagen.
Wir kurbelten uns weiter der FV44 entlang, wobei die Straße ab Egersund nur noch 44 hieß. Was der große Unterschied ist, kann ich nicht sagen. Ist mir auch egal, sie bietet einiges fürs Auge und Kurven satt. Die Landschaft fliegt am Visier vorbei und wir hielten immer mit einem halben Auge Ausschau auf Elche. Diese 44 ist bis Stavanger eine Wucht und für Motoradfahrer sehr zu empfehlen. Die Kurven Held App rotiert. Ja, Spaßeshalber testen wir sie – zusammen mit dem Sportstracker. Die beiden Apps werden morgens gestartet und abends erst beendet. Damit können wir unsere Routen später nachvollziehen und haben noch mehr ZDFs. Die Strecke führt durch ein Felsenmeer und Schluchten. Grandios… An einer Stelle mit Sicht auf das weite Meer versuchten wir eine Erdkrümmung auszumachen. Bei der Entfernung müsste es eigentlich möglich sein. War aber nicht. Selbst eine Coladose war keine große Hilfe.
Der Küstenbereich an der 44 bei Varhaug wirkte optisch very british und wir wechselten auf die 504, 505, 506 die uns zur nächsten Unterkunft führen sollte. Diese Strecke erinnerte mich aber mehr an das deutsche Lipperland, was ich hier nicht schlecht reden möchte. Die Unterkunft in Algard hatte Cappo auch schon in Deutschland vorab gebucht. Mit einem leichten Umweg erreichten wir diese auch ziemlich spät. Die Vermieter wussten aber schon Bescheid, weil wir sie von unterwegs schon informiert haben.
Wir wurden freundlich und nett um 20:45 Uhr empfangen und uns wurde angeboten, eine Pizza für uns telefonisch zu bestellen.
Jau, dann gab es 2 Familienpizzen für uns. Große, mittlere und kleine Pizzen haben wohl keine Norm. Eine haben wir geschafft. Die andere sorgfältig eingepackt. „Die essen wir morgen zum Frühstück.“ sagte Cappo mit vollem Ranzen. „Jupp, lecker ist sie ja und kalt schmeckt sie auch.“ Antwortete ich, auch mit voller Wampe.
Nach dem fülligen Abendessen noch ein bisschen die Beine am See Edlandsvatnet vertreten und Knots vertreiben. Trotz ausgiebiger Benebelung mit Mückenschutzspray waren die kleinen Biester unglaublich lästig. Markus hatte uns am ersten Tag schon davor gewarnt – die Knots sind überwiegend an Seen zu finden. Schon kamen Erinnerungen an Schottland hoch, wo wir das erste Mal Midges kennenlernten.
15.06.2022, Mittwoch – Tag 3: Der Slogan der Reise steht fest
Start / Ziel: Ålgård / Rysstad
Kilometer: 205 km
Fahrzeit: 3:41 h – 09:45 Uhr bis 20:45 Uhr
„Moooiiin“… begrüßten wir uns irgendwie verkatert. Damit man uns das auch ansieht haben wir so wir waren ein Video davon gemacht. Ja, geschlafen haben wir, aber wie. Geweckt durch einen Bagger der auf der anderen Seite des Sees Felsblöcke am Ufer hin und her schob. Das Zimmer war doch recht klein für 2 Erwachsene und im Nachhinein stellte sich heraus das es das Kinderzimmer eines der Töchter war. Von den Mücken blieben wir verschont.
Cappo hatte abends auf dem Bett noch die Route und eine potenzielle nächste Unterkunft rausgesucht. Er plante die Route nach dem Wetter. „Da regnet es und in dem Gebiet ist es morgen überall trocken. Also morgen nicht zur Westküste, sondern weiter ins Inland.“ Ich: „Du weißt doch. Wir sind flexibel. Wir reisen nicht komfortabel, aber sensationell.“
Wir frühstückten nicht, sondern verabschiedeten uns höflich und bedankten uns für alles. Wir befuhren die FV450 weiter durch viele kleine Tunnel und vorbei an einigen Wasserfällen und Seen bis zum Frafjord. Eine super Gegend zum Schauen. Bei einer Rast an einer kleinen Brücke sagte ich zu Cappo: „Ich traue meinen Augen nicht was sie sehen.“ Er: „Dann mach doch Fotos und Videos. Dann haste Beweise für dein Gesehenes.“ Ich: „Eines können die Norweger ganz sicher: Brücken bauen und Tunnel buddeln und wenn sie keine Steine mehr haben, bauen sie einfach einen Berg ab.“ Er grinste nur. Es ging weiter bis zum Frafjord.
Ein paar Kilometer weiter befuhren wir schon wieder eine ganz andere Welt. So ca. ab Byrkjedal, durch Breite und weite Schluchten, ging es fast stur geradeaus. Ein großer Rastplatz lud uns zum Halten ein. „Hier können wir uns endlich die Leitplankenenden in Ruhe anschauen.“ Sagte Cappo und ich fing per QR Code gleich an zu googeln wie das Ding funktioniert. Wir genossen das ausgiebige Päuschen am Tisch mit Seestern und gekauften Espresso Macchiato sowie Mokka Macchiato.
Ein Tankstopp ließ uns an der Kreuzung am Svartevatn erneut halten. Wir tankten die Moppeds voll bis zum „es gluckert nicht mehr“, nahmen unsere Pizza von gestern Abend zu uns, tranken dazu den gekauften Espresso Macchiato und verließen die FV450, um zum Geheimtipp von Sevin zu fahren, den Lysebotn. Es war kühl hier oben. Nur 10° und wir sahen den ersten Schnee. Natürlich haben wir wieder die Möglichkeit entdeckt Steine kollern zu lassen und wir konnten es nicht lassen 🙂
„Diese Straße hat die Nummer 450. Sie heißt „Sirdalsveien“ und wenn wir nachher links zum Lysebotn abbiegen, hat die Straße die Nummer FV500 Richtung „Lyseveien“.“ klärte Cappo mich auf, nachdem er die Karte und auch eine Übersichtskarte der Gegend an der Kioskwand studiert hatte. Es ging erst flach übers Land weiter. Schön zu sehen und Top-Asphalt. Später wurde es zu einer Hochebene und wir sahen im Wasser die ersten Eisschollen. Vorbei an Felswänden und immer mehr Schnee schraubten wir uns immer weiter das Gebirge hoch. Irgendwo auf der Strecke fanden wir auch sowas wie ein Passschild, dass allerdings dermaßen mit Aufklebern beklebt war, dass wir unmöglich ausmachen konnten, was da wohl mal draufgestanden hat. Natürlich mussten wir uns auch verewigen.
Zu uns gesellte sich ein Pärchen, dass mit einem Womo unterwegs ist. Wir kamen ins Gespräch über dies und das. „Wir sehen uns bestimmt noch am Adlerhorst. Das ist sowas wie ein Aussichtpunkt mit Lokal welches über die Hälfte über eine Schlucht gebaut ist.“ sagte sie zum Abschied.
Natürlich haben wir an dem Kjerag Restaurant (Øygardstøl) angehalten und gestaunt. Ja, wir haben uns auch einen Espresso (der wieder nicht schmeckte) und eine Waffel (die schmeckte) gegönnt und haben auch die Womo Reisenden wiedergetroffen. Von hier aus sind es ca. 3-4 Stunden hoch zum Kjerag Rock, je nach Kondition mal mehr mal weniger. Aber ganz ehrlich… ohne uns.
Wir plauderten noch ein wenig und machten uns auf den Weg zum Lysebotn. Die Strecke zum Fjord ist der Hammer. Eine Kurve jagt die andere und die Kehren nehmen kein Ende. Was wollen wir das Stilfser Joch bejubeln, wenn wir mittlerweile so viele andere Strecken kennengelernt haben, die mindestens genauso toll zu fahren sind und manchmal sogar mehr zu bieten haben.
Also, wenn uns nochmal jemand erzählt er wäre das Stilfser Joch schon mal gefahren, muss ich mir mein Grinsen verkneifen. Gerne sein nochmal erwähnt: Svien sein Tipp war Gold wert. 14:15 Uhr bei 11° waren wir am Hafen. Der Plan war, mit der Fähre von Lysebotn nach Songesand zu schippern und dann weiter Richtung Norden. Aber daraus wurde nichts. Wir wunderten uns, dass am Fähranleger so wenig los war. Wir parkten unsere Moppeds direkt am Anleger, um ein schönes Foto zu knipsen. Cappo machte sich auf den Weg, Fahrkarten zu besorgen und kam mit einer schiefen Mine wieder. „Fähre ist nicht. Wir müssen den ganzen Weg zurück. Das Fährunternehmen, das hier stündlich fuhr, ist wegen Corona Pleite gegangen.“ „Und die anderen die hier in der Reihe stehen?“ fragte ich. „Die haben schon im Februar die Fähre gebucht die noch fährt und da bekommen wir keine Karten mehr für.“ antwortete er.
Also kurbelten wir den ganzen Weg zurück, was der Tour kein Fiasko war. Wir genossen die „Lusekatveien Straße“ bis Nomeland. Die Stecke hatte mal die Nummer 450, mal die FV987 und die FV 387. Wir kamen wieder über etwas höher gelegenes Terrain und sahen eine Kopie des Kjerag Rock. Klar, dass wir das dokumentieren mussten. Bei diesem Stopp waren wir uns auch einig: Keinen Kaffee mehr in Norwegen. Der schmeckt uns leider nicht.
Die Strecke ist einfach schön. Großartiges Panorama und 20° warme Luft. Sehr empfehlenswert. Wir freuten uns über ein Womo mit Kennzeichen GT und grüßten sie lautstark. Sie hielten auch an und wir unterhielten und ein wenig. Verkehr ist ja keiner auf der Straße. Wie wir es schon in anderen Ländern – wie z.B. Korsika 2019 – gewohnt waren, sind auch hier viele Tiere, wie in diesem Fall Schafe, auf der Straße. Mir viel Cappos Spruch ein, den er auf unserer Schottlandtour 2012 gegenüber den Schafen losgelassen hat.“ Jungs, wo habt ihr die Kaugummis her?“ Ich grinste mir einen und brummte die Melodie vom Zauber Karussell, die mit dem Zauberer Cebulon.
Auf jeden Fall ist diese Strecke eine wunderschöne Hochgebirgsstraße – einspurig. Toll, wo die Norweger überall Straßen bauen die an solch schönen Panoramen langführen. Wenn mal ein Berg im Weg steht, buddeln sie sich durch. Hinter jeder Bergkuppe sieht die Welt wieder ganz anders aus. Mal erinnert sie an „Glenn Coe“, mal an andere Orte, die wir auf unseren Reisen gesehen haben. „Zum Schauen und Fahren ist es eine der Top-10 Routen, die wir bisher gefahren sind.“ so waren wir uns bei einem weiteren Stopp einig.
Unser Slogan stand fest: „Boaah ey… Norway“
Wir hatten kaum Verkehr und der Asphalt war in gutem Zustand. Wir kamen wieder an vielen Seen vorbei. Das Wetter spielte auch mit. Cappo seiner Planung sei gepriesen und gepfiffen. Temperatur: angenehme 20°.
Bei Nomeland machten wir wieder einen Stopp. „Wenn wir jetzt rechts auf die B9 fahren, kommen wir wieder auf die Strecke, die wir am ersten Tag gefahren sind. Wir sind nur etwas weiter nördlich.“ erklärte mir Cappo. „Es ist schon 17:40 Uhr. Lass mal sehen, was es hier an Unterkünften gibt.“ antwortete ich, weil ich auch etwas platt war. „Ich habe gestern Abend schon mal was gespeichert.“ Gab er zur Antwort. Tja, die Technik heutzutage.
Wir buchten uns ein ins Hotel Solvgarden. Zu unserem Pech waren die Hütten auf dem Campingplatz alle belegt. Aber eine Suite war noch frei. „Nehmen wir.“
Wir fühlten uns wie Gott in Frankreich. Mega Zimmer, Platz ohne Ende und sauber in der letzten Ecke. „Erst mal duschen und dann planen wir weiter.“
Wir gönnten uns ein üppiges und vernünftiges Abendessen im Hotel. Über die Preise wunderten wir uns langsam nicht mehr. Wir haben noch die Erklärungen über die sozialen Unterschiede im Kopf, die wir hier und da erfuhren. Beispiel: Norwegen verkauft Öl und ein Drittel des Verkaufes geht in die Rentenkasse. Stark! Jeder große See hat ein Wasserkraftwerk zur Stromherstellung. Strom ist hier sehr günstig. Stark! Mich wundert es nicht, dass selbst in einsamen Gegenden die berühmten Tesla Ladesäulen zu Hauf Spalier stehen. Selbst hier am Hotel. Stark! Deutschland, nimm Norwegen als Beispiel.
Wir machten noch einen herrlichen Verdauungsspaziergang am Fluss, damelten hier und da noch ein bisschen rum und trafen auch noch die Holländer Bernd, Gert und Dennis, die auch mit ihren Motorrädern unterwegs waren. Wir plauderten noch eine ganze Weile über: woher, wohin, wo lang und wie lange etc. Wir erfuhren unter anderem, dass die 450 wegen Baustelle gesperrt ist und ich musste Dennis genaue Auskunft über meine XJ geben. Er hatte auch mal eine. Im Zimmer machte sich Cappo wieder an die Routenplanung für den nächsten Tag. Bei seiner Argumentation wurde mir manchmal schwindelig. Erst das Wetter, wo regnet es morgen? Dann wohin mit da lang und da lang und da lang, die Zeit die wir evtl. brauchen und wo es dort ungefähr eine Übernachtungsmöglichkeit gibt. So kompliziert war unsere Tourenplanung noch nie.
16.06.2022 – Donnerstag – Tag 4: Erst viel geradeaus und dann…
Start / Ziel: Rysstad / Tyssedal
Kilometer: 399 km
Fahrzeit: 6:07 h – 09:30 Uhr bis 17:40 Uhr
Die Sonne schein. Es ist 08:00 Uhr. Wir frühstückten ausgiebig. Die Route für heute stand fest. Grob Richtung Odda. Wir verabschiedeten uns von den Holländern und fuhren auf der 450 Richtung Norden.
Schon nach 19 km das erste schöne Naturerlebnis: Der Rastplatz Setesdalsvegen bot uns ein wunderschönes Wasserschauspiel. Von der Ferne sah es aus als wenn dort 3 Flüsse aufeinandertreffen. Es war aber nur einer. Otra, der sich wie eine „schiefe „8“ teilte. Eine bemerkenswerte Landschaft mit gelöcherten Felsen und glasklarem Wasser. Auf dem Rastplatz unterhielten wir uns (eigentlich mehr Cappo) mit ein paar Belgiern, die auch mit ihren Motorrädern Norwegen erkundeten. Woher, wohin, wo lang und wie lange. Die üblichen Gesprächsgrundlagen für eine Konversation unter Gleichgesinnten.
Sie bestätigten, wie unsere Holländer gestern Abend, dass die 450 wegen Baustelle gesperrt ist. Bei Flateland riskierten wir trotzdem die Strecke zu fahren. Oft genug haben wir erlebt, dass man eine Baustelle doch durchfahren kann. Aber nach 12 km war Ende im Gelände. Wirklich eine Vollsperrung. Kurz vor dem See Store Björnevatn. Aber der Weg hat sich gelohnt. Die Gegend ist wunderschön. Allein schon wegen des großen Wasserfalls. Also zurück auf die Rv9. Diese Straße erinnert mich stark an das Eissacktal in Südtirol. Sie hat kaum Kurven und es sind noch 133 km bis Haukeli. Sie ist nicht besonders breit für eine Hauptstraße, dafür ist der Belag ein Hit. Nicht ein Schlagloch, kein Riss, wie neu. Nach gefahrenen 73 km, bei Bykle, füllten wir unsere Vorräte in einem Coop Laden auf. Einige Womo Reisende gesellten sich dazu. Einer von Ihnen kam auf uns zu und wir unterhielten uns. Natürlich war die XJ wieder die Grundlage. Wir tauschten uns aber auch über Norwegen aus. Wir wünschten uns gegenseitig noch einen schönen Urlaub und vielleicht sieht man sich wieder. Mit dem Song im Hinterkopf „Eines kann uns keiner …“ von Geiersturzflug fuhren wir weiter.
Die Rv9 entwickelte sich öde, nur grade und es war kühl. 2 km vor Haukeli wurde es dann auf einmal richtig kurvig. „Huch!!! Eine Kurve!!!“ sprachen wir uns als Gag beim Tanken zu und beschlossen die weitere Route. „Weil wir fast nur grade gefahren und zügig vorangekommen sind, schlage ich vor, wir fahren diesen Kringel.“ Sagte Cappo und zeigte mir den Verlauf auf der Karte. „Ergo: E134, Fv806 links am See vorbei, die Fv38 bis Dalen und dann wieder auf die Fv450, wo wir eigentlich heute Morgen lang fahren wollten. Dann weiter über die Fv854, Fv801, Fv37 (da haben wir uns ein bisschen verfahren) und auf die Fv362, um wieder an diesem Punkt der Esso Tankstelle zu landen.“ sprach er und zeigt auf die Straße, die dem Berg hinter uns hier runter kam. „Wau, das ist n guter Plan. Die Strecke scheint vielversprechend zu werden.“ freute ich mich nach dieser öden geradeaus Tour eben.
Ab Byrte wurde die Strecke sehr kurvig und das Grinsen im Helm breiter. Wir gönnten uns eine Espressopause an einem netten See, wo dieser Flecken zum Volleyballfeld umgebaut wird.
Wieder auf der Fv450 jagten wir eine Kehre nach der anderen bis Eidsberg. Ich wurde innerlich ein bisschen böse, was wir wohl heute Morgen auf der gesperrten Strecke verpasst haben mögen. Bis Ofte bru ging es kurvig und hügelig weiter und mein Gram verschwand. Auf der Fv362 um den See Totak herum. Dieser erinnerte uns an den Gardasee in Italien, nur das hier absolut kein Lokal, kein Tourismus, keine Stadt und so gut wie kein Verkehr ist.
Viele Vögel waren lebensmüde. Sie landeten 10m vor uns auf der Straße um dann sofort wieder zu starten. Bachstelzen erkannte ich. Dennoch kann man sich erschrecken. Bei einer weiteren Rauchpause entdeckte ich, dass mein rechter Gabelsimmering undicht war. Cappos Hinterrad war fast blank. „So viele defekte wie auf diese Tour hatten wir noch nie.“ sagte ich. „Hoffentlich ist das der letzte Defekt.“
Wir stoppten nochmal am Venemodammen, ein Stausee und damelten noch ein bisschen auf der Staumauer rum bevor wir wieder in Haukeli an der Esso Tankstelle rauskamen. „Die Runde hat sich doch voll gelohnt. Mal sehen, wie es weitergeht.“ sagte ich an der Stoppstraße. „Meistens wird es zum Abend hin an schönsten.“ sagte Cappo. Wir werden sehen. Es ist ja erst 17:30 Uhr und wir haben gemütliche 18°.
Wir befuhren also wieder die E134 in die andere Richtung. Uns kamen viele andere Motorradfahrer entgegen. Wir wurden zu 99,8% gegrüßt von denjenigen, die uns entgegen kamen und wir grüßten zurück. Wir fuhren merklich durch einen Tunnel der stetig anstieg. Am Ende waren wir geblendet. Wir standen voll im Schnee. Und… ja klar: Cappo summt „Oh du Fröhliche“. Was hat er nur damit?
Es sind nur noch 12° und es ist schon 18:00 Uhr. Wir haben bis hier hin 338 km abgespult. Ein 2.ter Tunnel kurz danach: Der „Haukelitunnelen“. Dieser war aber wegen Reparaturarbeiten gesperrt. Der Haukelitunnel ist ein einröhriger Straßentunnel zwischen Røldal und Haukeli in der Kommune Ullensvang in der norwegischen Provinz Vestland. Eigentlich besteht der Haukeli aus zwei Tunneln, dem Pepparstein und dem Dyskartunnel, die bei Dyskar oberflächennah zusammengebaut wurden. Der Tunnel im Verlauf der Europastraße 134 ist 5682 m lang. Die durch den Tunnel ersetzte Straße ist im Sommer noch befahrbar. Der Haukeli, sowie die anderen Tunnel dieses Streckenabschnittes wurden 2007 für höhere Fahrzeuge des Schwerverkehrs aufgeweitet. Wie bei vielen norwegischen Straßentunneln gibt es bei bestimmten Witterungsbedingungen Schwierigkeiten mit beschlagenen Fahrzeugscheiben.
Eine Kolonne Wartender stand vor der Absperrung. Wir reihten und vorn bei den Motorradfahrern ein. Uns wurde erklärt: „Also. Der Tunnel ist dicht. Wir werden gleich mit einem Begleitfahrzeug über den Berg geführt, so dass wir hinter dem Tunnel wieder auf diese Straße kommen.“ dieses erklärte uns der Motorradfahrer, den wir schon in Kristiansand im Motorradgeschäft neben Svjen kennengelernt haben. „So trifft man sich wieder.“ sagten wir zu ihm. Er fragte noch: „Hat das mit deiner Batterie geklappt und bist du mit den Handschuhen zufrieden?“ „Jepp, hundertpro.“ Uns kam der Konvoi entgegen, der von der anderen Seite über den Berg geführt wurde. Für uns Motorradfahrer hieß es: Satteln.
Unser Tross zog sich ganz schön auseinander, als wir über den Berg geführt wurden. Absolutes Überholverbot. Tja, und wie es so ist, hat man halt manchmal Schnarchnasen vor sich. Gottseidank bogen die anderen alle zur Tankstelle ab und wir konnten nach dem Geleit noch ein paar schöne Kurven mit Schräglage genießen. Vor uns lag der „Svandalsflonatunnelen“. „Aber warum sollen wir einen Tunnel durchfahren, wenn auch eine schöne Straße über den Berg führt.“ Ergo Berg.
Diese Strecke ist ein Gedicht. Sowas lieben wir. Maximal 2m breit und mit Kurven und Kehren ohne Ende bestückt. Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn uns ein PKW entgegengekommen wäre. Ausweichmöglichkeiten gab es so gut wie nicht. Hier oben war es saukalt – nur 10° und sehr viel Schnee um uns herum. Wir wären auch gern noch die „Austmannalia“ gefahren, doch die war gesperrt.
Auf der E134 weiter reihte sich ein Wasserfall an den nächsten. Ich habe aufgehört zu zählen. Das nächste Spektakel bahnte sich kurz vor Latefossbru“ an. Erst wurden wir durch eine Gischt erfasst, als wenn wir im strömenden Regen hinter einen LKW herfahren. Ein riesiger Wasserfall mit Informationen und vielen Schaulustigen – und mit uns auch natürlich. Eine Gedenktafel in Deutsch machte uns stutzig. Zu Ehren von „Gustav von Hanke“ habe ich entziffern können. Info Walter Bauer: Das müsste Gustav von Hahnke gewesen sein. Kaiser W II hat ihm am Låtefossen ein Denkmal errichten lassen. Im Juli 1897 stürzte von Hahnke mit dem Fahrrad und viel in den Bergfluss. Er konnte erst einige Wochen später nur tot geborgen werden. Zu lesen bei der Norwegenfee.
Als wir am Sandvevatnet See entlang fuhren, dachte ich mir so für mich in den Helm: Noch ein Gardasee. Es ist schon komisch, wie sich die Bergseen doch manches Mal ähneln. In Odda angekommen füllten wir nochmal unseren Proviant auf, tankten und Cappo machte sowas wie einen Schnellimbiss aus. Edda Grillen der früher Odda Grillen hieß und wir gönnten uns jeder einen riesigen Burger mit Fritten.
Pappsatt machten wir uns auf den Weg ins Hotel Tyssedal das kurz hinter Odda in Tyssedalstveiti liegt. Sehr zu empfehlen so viel schon mal vorneweg. Ein toller Ausblick auf die Stadt, ein Ausleger des Hardangerfjord und dem Festiviteten, jetzt ein Tanzlokal, das mit sonderbaren Figuren am Dach des Turmes bestückt ist. Mittlerweile war es schon 21:45 Uhr als wir eincheckten – und das es um diese Zeit noch taghell ist wunderte uns nicht mehr.
Cappo machte sich wieder an die Routenplanung und ich kümmerte mich um ZDF. Später sahen wir uns noch Nachrichten aus Deutschland im Bett an. Wie? Wir hatten einen Firestick dabei. Komfortabel halt.
17.06.2022 – Freitag, Tag 5: Erster Regentag… Kurze Tour
Start / Ziel: Tyssedal / Eidfjord
Kilometer: 184 km
Fahrzeit: 4:01 h – 09:45 Uhr bis 21:45 Uhr
Die Nacht war sehr ruhig. Cappo kontrollierte beim Frühstück nochmal das was er gestern Abend geplant hat. „Heute werden wir wohl nicht vor dem Regen flüchten können. Überall Schauermöglichkeiten rundum. Lass uns nach Norden flüchten, da ist es morgen schön. An der Küste regnet es morgen. Unser heutiges Ziel heißt dann Kvamsdal Pensjonat in Eidfjord und ist wieder ein Airbnb.“ sprach er. „Ich wage es nicht deiner Planung zu widersprechen.“ gab ich zu. Übrigens: Frühstück können die Norweger bestens zubereiten. Wenn es auch noch mit dem Kaffee funktionieren würde.
Wir nahmen auf der Karte die „gelbe“ eingezeichnete Straße 550 um den Hardangerfjord herum. Es war absolut ruhig, kein Verkehr und ab Utne wird die Straße sogar einspurig. Die 550 wandelt sich zu einer einspurigen Gebirgsstraße in einem saumäßigen Zustand mit viel Splitt, teilweise Schotter und Schlaglöchern, so dass meine Dämpfer hinten durchschlugen. Es regnete zwischendurch so wie Cappo es vorhersagte. Jetzt das nächste Pech: Cappo Blinker vorn rechts versagt seinen Dienst. „Na gut. Eine rauchen und mal schauen. So ein Birnchen habe ich nicht.“ Sagte ich bei der Demontage. Es war so ein Spezialbirnchen. „Sieht aber heile aus.“ sagte er. „Wir checken das an der Fähre.“ sprach er und schaute aufs Handy. „Wir haben in Jondal genug Zeit zum Checken.“ So kam es auch. Dank 45 Minuten Zeit und einer Prüflampe, die jeder Biker auf solchen Reisen bei sich haben sollte, fanden wir heraus, es war doch dieses Birnchen mit besonderen Wattzahlen, das kaputt war. Cappo machte sich auf den Weg in die gegenüber liegende Werkstatt, um nach so einem Birnchen zu fragen. Indes unterhielt ich mich mit einer jungen Frau, die eine Schwester von Nora Waldstätten sein könnte. Ihr Weg führt nach Bergen. Die Smalajford Fähre kam pünktlich. Cappo auch. Er hatte zwar keine Glühlampe für den Blinker „dafür habe ich aber eine Adresse, die auf dem Weg liegt.“ sagte er und fing einen Smalltalk mit „Nora“ an und es fing richtig an zu schiffen, wie wir Westfalen manchmal sagen.
Oder es gallert, pläddert, plästert, schüttet oder pieselt. Also so von Westfälisch auf Hochdeutsch übersetzt: Pläddern=oantlich Regen. Plastern/Plästern=n‘ Tacken Regen mea als Plästern. Meimeln=Nieselregen. So sachte Omma aus Aujustdorf imma. Dann jibt es noch: Fisseln, stippeln, geimeln, dröppeln, nieseln, tröpfeln, fieseln, plörren, schütten, kübeln, gießen, Wolkenbruch. Word seine Rechtschreibung steht aufm Kopp.
Meine eigenen Ausdrücke sind: Wenn´s fieselt isses auffrischende Feuchtigkeit und wenn´s schüttet isses flüssiger Sonnenschein.
Wer so richtige vertrocknete Gegend und ausgetrocknete Flussläufe oder vertrocknete Wälder die nach nichts mehr duften gesehen hat, versteht meine vielleicht diese Aussage.
Jetzt lernten wir was Neues. Das Fährunternehmen fotografiert einfach unsere Kennzeichen. Wir fragten nach: Nein, hier wird nicht bezahlt. Ihr bekommt die Rechnung nach Hause geschickt. „Praktisch.“ Dachten wir. Ist aber nicht so. Später mehr dazu.
Auf der Fähre kamen wir ins Gespräch mit Antonio. Er kam aus Süd Neapel und hatte sich vorgenommen, in 3 Wochen von zu Hause zum Nordkap und zurück zu fahren. Sorry, ich denke er sieht nicht viel von der Welt. Er prügelt sich nur auf Schnellstraßen rum. Trotzdem Schrott und Pannenfreie Reise wünschten wir.
Die Fähre legte am Tørvikbygd ferjekai an. Ein verwunderter Blick nach links. Ein Greifarm mit 3 Saugnäpfen. „Was ist denn das?“ fragte Cappo und die Fähre schaukelt auf und ab. „Das ist eine elektrische Anschlussstation. Die Fähren fahren hier im Kurzstreckenbetrieb alle elektrisch oder siehst du einen rauchenden Schornstein?“ erklärte ich. „Habe ich mal wo gelesen, dass die Norweger jetzt sowas starten.“ und wir runter von der Fähre unter das nächste Dach.
Regenklamotten an und weiter. „Ca. 12km von hier ist der Yamaha Laden, da könnte ich die Birne kriegen.“ Das Wort „Lampe“ musste ich ihm noch hinterher schieben: „Es gibt kein Glühobst.“ Klaro, dass wir den Laden auch gefunden haben. Was nicht so klar war: Ob wir das Lämpchen kriegen. Hatten sie auch und der Schaden war schnell behoben. Cappo nahm sich zur Vorsicht noch eine Dose Kettenspray mit. „Falls das Scottoiler Öl nicht reicht.“ Vor der Abfahrt packte er sich noch Wasserfest ein. „Mann, ist doch nur Wasser.“ grummelte ich,
hatte aber Probleme mit meinen feuchten Fingern in die Handschuhe reinzukommen. Die berühmten „Dieseltankhandschuhe“ halfen aber ungemein. Bis hierher waren es 109 km – 13:30 Uhr und 14°. Nachdem wir nun 42 km ohne Pause im Regen auf der 576 und immer schön am Hardangerfjord entlang gefahren sind, mahnte ich einer Rauchpause. Die Fv7 ist eine wunderschöne Strecke. Leider sahen wir wegen des Regens nicht allzu viel und immer wieder anhalten und uns auspellen wollten wir uns auch nicht. Das sind leider die negativen Seiten, die eine Motorrad Urlaubstour vermiesen können. Innerlich unter dem 2-teiligen Regenschutz war ich vollkommen trocken. Die Melodie „in the summertime and the weather is fine“ von Mungo Jerry stieg mir in den Kopf und ließ mich meine gute Laune behalten.
Nun war es schon 14:45 Uhr. Unser Weg führte weiter über A7 – A13 zur Hardanger Brücke. Wir fuhren langsam, weil man diesen Ausblick nicht jeden Tag hat und Verkehr war sowieso nicht. Von einer Brücke in den Berg fährt man auch nicht alle Tage. Ich war beeindruckt. Noch mehr erstaunt war ich über den riesigen Kreisverkehr im längsten Tunnel, der mit fluoreszierendem Licht beleuchtet war. Er nennt sich Butunnelen. So etwas annäherndes habe ich bisher nur in der Grotte du Mas-d´ Azil in Frankreich gesehen.
Wir durchpflügten die Regenwand über die Rv7 weiter immer Richtung Eidfjord. Komischerweise hatte ich eine ganze Zeit einen Schnittlauch Geruch in der Nase. Aber die Sicht auf den Fjord entschädigte das miese Wetter. In Eidfjord selbst hielten wir an einem Supermarkt an, weil wir uns ja selbst Verköstigen müssen. „Nudeln mit Tomatensoße.“ entschied Cappo. „Warum nicht.“ Wir nahmen eine Pesto Soße. „Noch n paar Kilometer und wir sind da.“ sagte er und zeigte auf sein Smartphone, das mal wieder als Navi hinhalten musste. Endlich angekommen. Unsere Moppeds sahen aus wir sau.
Wir „checkten“ in unserem Heim ein. Eine riesige Wohnung über 2 Etagen. Ein Hausmeister kam noch vorbei und stellte die Heizung ein damit wir unsere Klamotten trocknen konnten. Nett von ihm. Allerdings musste er noch ein zweites Mal kommen, um einen Rauchmelder in einem abgesperrten Bereich abzuschalten. Er bekam dafür auch ein nettes Trinkgeld.
Wir kochten unsere Nudeln und genossen das günstige Abendessen. Cappo machte sich anschließend wieder an die Planung des nächsten Tages und ich mich an ZDF.
Zwischenergebnis: GPZ 1407 km – XJ 1469 km.
Wie fast jeden Abend schauten wir noch Nachrichten und gingen zeitig pennen. „Unser morgiges Ziel ist Hotel Fossheim in Loom. Von da aus ist es nicht weit bis zu Trollstiegen und das Wetter wird auch gut.“ sagte er und wir trennten uns in unsere Betten.
18.06.2022 – Samstag – Tag 6: Ein eiskalter Tag
Start / Ziel: Eidfjord / Lom
Kilometer: 352 km
Fahrzeit: 5:11 h – 09:30 Uhr bis 16:30 Uhr
Wir haben sehr gut geschlafen trotz des reißenden Flusslaufes und der viel befahrenen Hauptstraße direkt vor den Fenstern. Absolut gut isoliert dieses Airbnb und sehr empfehlenswert: Kvamsdal Pensjonat.
„Heute ist schon Samstag.“ sagte Cappo beim Frühstück. Ich.“ Ja, und abends mit Beleuchtung.“ Ein ganz alter Spruch von mir. „nee, hier nicht.“ und meint damit, dass es abends lange, lange hell ist. „Das Hotel in Loom hat sich gemeldet. Das Zimmer ist gebucht – nur findet heute Abend dort eine Hochzeitsfeier im großen Stil statt. Mal sehen, wie das mit dem Abendessen wird.“ merkte er noch an. Wir packten unsere „sieben Sachen“ vergaßen aber die Fernbedienung vom Firestick.
Die ersten 30 km auf der 7 führte und an sehr vielen Wasserfällen vorbei. Den bekannten Vøringsfossen Wasserfall mit 163m Falltiefe ließen wir (unbewusst) rechts liegen. Da hätten wir ja Laufen müssen und Wasserfälle hat das Land ja unzählige. Des Weiteren ein Tunnel nach dem anderen. Mal längere Mal kürzere. Am besten war der letzte, der Storegjeltunnelen.
Der schraubte uns nach oben. Immer links herum, immer höher.
Oben angekommen sahen wir in die unendliche Weiten Norwegens. Wir sind auf der Hochebene gelandet. Es pfiff uns ein eisiger Wind um die Ohren. Es war 10:00 Uhr früh und 3° kalt. Wir passierten die Grenze Vestland / Viken. Wir fuhren so um die 80-90 km/h schnell und hatten Rückenwind – bei diesem Tempo war es noch nie so ruhig im Helm. Ich hörte meinen Vierzylinder säuseln und Cappo voraus ballerte aus beiden Rohren. Grandioser Eindruck. Ich hätte so stundenlang weiterfahren können, denn die Oxford Heizgriffe liefen volle Pulle. Mein Winterfell hatte ich vorher schon in die Jacke eingezogen. Trotzdem kühlten wir langsam aus und hielten auch nirgends länger als 3-5 Minuten. Cappo war mutig und zog die Handschuhe aus um kurz Video und Fotos aufzunehmen. Ich verkniff mir sogar das Rauchen.
Trotz alledem bot diese Straße ein tolles Panorama. An Stückzahlen reichlich Bergseen zum Teil mit Eisschollen, schneebedeckte Bergkuppen und kein einziger Ort auf der ganzen Linie, geschweige denn auch noch Verkehr. Nichts los hier oben. Ab Ustaoset ging es stetig Bergab und es wurde angenehm wärmer.
„Weiter diese Straße bis Geilo. Da müsste es eigentlich wieder warm werden.“ informierte er mich. „Außerdem will ich das Orteingangsschild fotografieren. Ein witziger Name für eine Stadt. Hoffentlich sieht sie auch so aus.“ fuhr er fort.
Am Ortseingangsschild fuhr er vorbei. Es war so klein wie ein Kleinkraftradkennzeichen. Er war zu weit weg als dass er mein Hupen hörte, oder mein Horn ist zu leise. Beim Tanken machte ich ihn drauf Aufmerksam. „Dann nehmen wir halt das Ortausgangsschild.“ meinte er trocken.
So eins kam leider nicht. Ein paar Kilometer weiter sah ich an einer kleinen Abzweigung in den Wald einige uralte LKWs stehen. Das lud förmlich nach anhalten ein. Wir bestaunten die „guten Stücke“ und lauschten dem Vogelgezwitscher. „Jetzt geht’s weiter auf der 7 bis Gol.“ sagte er beim Aufsatteln. „Jawohl.“ gab ich zurück. In Gol füllten wir unsere Vorräte wieder auf und Cappo kam is Gespräch mit Dennis. Ein Engländer der auch Norwegen auf eigene Faust mit Zelt und so erkundete. Die üblichen Fakten wurden ausgetauscht: Wohin, Woher und wie lange. Ich musste mal und verpieselte mich in den Wald. Die Zwerg-Sonnenblume-Minierfliege machte sich hier breit. Auf der Straße fuhren jede Menge großvolumige Oldtimer rum. „Hier muss in der Nähe ein Treffen sein.“ und der Supermarkt bietet unwahrscheinlich schöne Blumen an. Hier wechselten wir auch die Landkarten Norwegen Süd gegen Norwegen Mitte.
Ab Gol auf die 51, die mit tollen Kehren anfängt, dann in langgezogene Kurven übergeht und anschließend sich in eine Schnellstraße wandelt. Dennoch, die Aussicht ist absolute Klasse. Das Winterfell, welches ich an der Tanke in Geilo wieder rauszog, hatte ich beim letzten Stopp wieder in die Jacke eingezogen. Mittlerweile waren es 14°, 14:00 Uhr und wir hatten 188 km abgespult.
Kurz vor Leila bestaunten wir ein paar Fliederbüsche die uns sofort an die Meikleour_Beech_Hedge in Schottland erinnerte. Nicht ganz so hoch, aber immerhin der höchste Flieder den wir je bisher gesehen haben.
Es ging weiter ein Stück die E16 entlang, um dann wieder auf die 51 zu kommen. Bei RØn rechts in die Berge nach Tuv und Storefoss. Leider erwies sich diese Strecke wieder als absolute Buckelpiste. Bot aber wiederum ein schönes Panorama und ein abgestelltes Haus auf einem Anhänger am Straßenrand wie in Amerika. „Das nenne ich mal n Wohnwagen.“ grinste Cappo und mir blieben die Worte im Hals stecken.
Der Ort BreitostØlen war ein einziges Skigebiet und es lag kein Schnee rundherum. Dafür kamen uns jede Menge Skifahrer/innen entgegen, nur das die Skier Räder unter den Brettern hatten. Naja, was solls. Es war 14° warm, 14:00 Uhr und wir hatten 217 km auf der Uhr.
Wir kamen ins Hochgebirge. Ins Land der „Riesen“. Jotunheimen. Das höchste Gebirge Norwegens. Frl. Menke sang in mich hinein: Hohe Berge… Die Straße ist gut ausgebaut und wir kommen dank des wenigen Verkehrs gut voran.
Wieder an einem ruhig gelegenen See legten wir eine „Eiskaffeepause“ ein. Es wurde etwas stürmisch, es waren 17°, 17:40 Uhr und hatten 337 km runter. Warum ich das alles notiere? Wir sind bisher noch nie in einem Land rumgefahren, in dem wir alle 4 Jahreszeiten an einem Tag erlebten. Es fehlt nur noch Schneefall… aber wer weiß.
Wir zogen durch bis nach Lom, wo wir als erstes eine Tanke aufsuchten und Cappo nach der Hoteladresse googelte.
„Das Hotel ist da drüben.“ und zeigte mit dem Finger über meine Schulter hinweg. „Könnte man glatt hinschieben.“ meinte ich dazu. „Außerdem bist du vollgeschiesskert.“ und zeigte auf seine Jacke. Wir checkten problemlos ein. „Ein schönes Hotel hast du da rausgesucht.“ sagte ich beim Betreten des Zimmers. „Sogar mit Balkon.“ Wir hatten eine schöne Aussicht auf das Tal, gegenüber liegend die Berge und einen herrlichen „Sonnenuntergang“, wann immer der auch ist. Unsere Moppeds sahen wir vom Balkon aus. Keine 15 m von uns entfernt – so haben wir es am gerne. Von der Hochzeitsfeier bekamen wir nichts mit. Wir wollten Elchburger essen gehen. Der Preis dafür lies uns eine andere Entscheidung treffen. Selbstversorgung mit frischen Brötchen. Wir endeckten noch eine Seilrutsche, die unter einer Brücke durch und über einen reißenden Bach führte. Leider außerhalb der Öffnungszeiten.
Zurück im Hotel machte Cappo sich daran, eins unserer Smartphones zur Fernbedienung für den Firestick auszubaldowern, was ihm auch gelang. Toller Junge. Dann erzählte er mir von dem Plan für morgen: „Also! Morgen ist es hier überall sonnig. Wir fahren den Trollstiegen und diesen Kringel und hier lang und kommen abends wieder in dieses Hotel zurück. Sofern wir noch eine Nacht bleiben können.“ “Dann würde ich sagen das klären wir erst einmal.“ und war mit seinem Plan vollkommen einverstanden. Die Verlängerung verlief problemlos und so gingen wir beruhigt pennen, nachdem wir die Startaufstellung für das morgige F1 Rennen noch mitbekommen haben. 23.30 Uhr und noch taghell.
19.06.2022 – Sonntag – Tag 7: Trollstiegen und Geiranger
Start / Ziel: Lom
Kilometer: 380 km
Fahrzeit: 5:53 h – 09:30 Uhr bis 18:30 Uhr
Nach einem ausgiebigen Frühstück konnten wir ohne Koffer auf Tour gehen. Herrlich. Wir entschieden uns für die Fv468. Richtung VagamØ und Sel. Die Straße führte am Hang lang immer mit Aussicht von oben auf die Seen Otta und Vagavatnet. Mann, diese Namen. Leider war diese zum größten Teil beschottert oder dick mit Rollsplitt überseht. Mehrere Schwärme von harten Schwarzkäfern, die aussehen wie Zophobas atratus, naja so in etwa, wollten ihr Leben aufs Spiel setzten und legten sich mit unseren Helmen und Verkleidungsscheiben an. Das prasselte ganz schön. Auf der E6 bummelte eine Herde Goldwinger vor uns rum. Wir hatten Glück, denn der ganze Tross bog später ab und wir mussten uns nicht dran vorbei mühen.
Irgendwo auf der 64 an einem Rastplatz mit schöner Aussicht ist Cappo aufgefallen, dass sein Mopped ölt, aber komischer Weise unter dem Kettenrad. „Der Schlauch vom Scottoiler ist ab.“ Er montierte ihn wieder fachgerecht mit voller Funktion. „Die wievielte Panne ist das jetzt?“ Wir zählten auf: 1.Handschuhe vergessen, 2. Batterie kaputt, 3. Blinker defekt, 4. Gabelsimmerring, 5. Scottoilerschlauch… „Hoffentlich wars das auf dieser Reise.“ „Bis auf deinen Simmerring alles nur Kleinigkeiten.“ sagte er.
Mittlerweile war es schon 12:00 Uhr und 25° warm. 97 km auf dem Tagestacho. Die E136 konnten wir im flotten Tempo weiterverfolgen. Etwas langweilig zwar, doch hatten wir ein schönes Panorama. Eine Stunde später machten wir eine Pause an einem tosenden Gewässer. So gewaltige Naturereignisse sieht man selten. Bereichert wurde dieses Naturschauspiel durch einen sehenswerten Andenkenshop. Das Slettafossen Souvenir. Natürlich haben wir diesen etwas bereichert.
Die Hängebrücke kurz vorher war leider gesperrt. Das hatte ich beim dahin gleiten durch die wunderschöne Landschaft gesehen. Privatbesitz. Beim Tanken in Verma sah ich noch auf einer Touristeninformation einen Hinweis auf eine alte Brücke, nicht weit entfernt. 59 m hoch und 76 m lang die über eine Schlucht führt. Ist aber eine einspurige Eisenbahnbrücke. Auch nicht schlecht. Ca. 20 km vor Bronsletta, dem Abzweig zum Trollstiegen zeigten sich rechts und links jede Menge Wasserfälle. Ich habe schon lange aufgehört zu zählen. Vor uns tat sich ein gewaltiges Massiv auf. Ich war sprachlos. Wir bogen ab auf die 63 zum Trollstiegen. Erst gemächlich die Straße entlang ,wo uns dann ein paar Kehren erwarteten. Ein imposanter Anblick war auf jeden Fall ein Wasserfall, den man besonders gut von der Stigfossbrua, einer Brücke, betrachten konnte. Wenn es der Verkehr zugelassen würde, hätte ich gerne mal angehalten. Oben um 14:30 Uhr angekommen bei schönstem Sonnenschein mit 20° und 217 km auf dem Tagestacho sagte Cappo zu mir:“ Der Abzweig hier zum Trollstiegen hoch bei Bronsletta ist der nördlichste Punkt auf unserer Reise – sogar ner nördlichste auf dem wie beide jemals waren. Ab jetzt geht es nur noch Richtung Süden.“
Hier oben war eine Menge los. Es gab ja auch einen „The Trolls Path Viewpoint“. „Ich glaube alle Touris haben sich heute hier versammelt. Der Trollstiegen ist gehypt.“ sagte Cappo. „Kein Wunder. Heute ist ja auch Samstag. Ja, es wird ganz schön übertrieben, aber auch was geboten für die Touris.“ sagte ich und wurde gleich darauf wieder auf meine XJ angesprochen. Schon zum 6.ten mal auf dieser Reise. Wir gingen zu dem näheren gelegenen Aussichtspunkt und schauten noch mal in das Tal hinunter.
Die Abfahrt vom Trollstiegen ist recht unspektakulär und wir waren zufrieden damit, dass wir ihn in diese Richtung gefahren sind. Durch weiten Schneefelder rechts und links bei schönstem Sonnenschein folgten wir der 63 Richtung Sylte zur Fähre. Ich ging voll in die Eisen als ich linker Hand ein Haus in einem Bach erspähte. „Das muss ich knipsen.“ sagte ich zu Cappo. Er sprach nicht dagegen. Es war ja ein sehenswertes Objekt.
Die Ankunft auf der Fähre war wieder eine Punktlandung. Kaum abgestiegen ging hinter uns auch schon die Klappe hoch. Cappo kam ins Gespräch mit einem deutschen Radfahrer, der uns erzählte, dass es schon seit dem 13. Mai hier in Skandinavien unterwegs sei. Alles mit dem Rad über Schweden, Nordkap, Lofoten… Wieder wurden nur unsere Kennzeichen abfotografiert. „Die Rechnung kommt noch.“ grinste Cappo mich an. „Mittlerweile haben wir mehr Visitenkarten verteilt als unsere Aufkleber verklebt.“ ergänzte er. An dem Korsmyra Aussichtspunkt, wo wir die ersten Ausblicke auf den Geiranger Fjord hatten, kam Cappo mal auf eine ganz neue Idee: „Wir gehen wandern. Wir nehmen nur die kurzen Wege bis 3,5km.“ Das konnte ich ihm aber ganz schnell ausreden.
Von dem Ørnesvingen Viewpoint, einem Aussichtspunkt schauten wir uns von oben den Geiranger Fjord an. Wir waren erstaunt, wie klein diese Ozeanriesen dort unten sind und wie gewaltig dieser Fjord ist. Am Ortseingang von Geiranger mussten wir über einen Twizy Verleih lachen. „Sowas müsste es bei uns auch geben.“ meinte Cappo. Wir folgten der 63 weiter um einen Tipp mitzunehmen.
Mit ein paar weiteren Fotos am Fossevandring Geiranger verabschiedeten wir uns von diesem berühmten Fjord. Schön kurvig ging es immer weiter bergauf. Schnee kam wieder in Sicht. Jetzt zu dem Tipp: Geiranger Skywalk – Dalsnibba. Wir bogen also auf die Nibbevegen 451 ab. Viele Kurven und Kehren durch meterhohe Schneewände führten zum Aussichtpunkt nicht ohne vorher eine kleine Maut von 3 Euro entrichtet zu haben. Das hat sich auf jeden Fall allemal gelohnt. Ich versuchte mich an meinem ersten 360° Foto. Wir kamen mit ins Gespräch. Er ist mit seiner Goldwing hier heraufgeklettert. Wir hatten ihn schonmal unterwegs irgendwo gesehen mit Anhänger. „Den habe ich unten geparkt.“ erklärte er uns. Wir tauschten noch ein paar Erfahrungen aus, genossen noch das super Panorama und schossen noch einige Fotos.
„Es ist schon komisch“ sagte ich zu den beiden „die schönsten Plätze und Orte finden wir immer erst abends.“ Natürlich war es nicht ganz richtig, aber es kam mir immer so vor. Auch auf Motorradreisen in anderen Ländern. Es war mittlerweile 18:45 Uhr, 10° warm hier oben und wir hatten schon wieder 309 km auf unseren Zählern. Die 5 km hier herauf haben sich allemal gelohnt. Wir verabschiedeten uns von Holger mit „Schrott und bullenfreie Fahrt“ und machten uns auf den Weg zurück zur 63. Es war eine herrliche Strecke bis Langvatnet. Wiederum wurden wir an das weitläufige schottische Gebiet erinnert. Wir bogen ab auf die 15 und sahen uns die letzten Schneefelder an. Wir hörten einen Kuckuck und grinsten uns einen. „Hier in Norwegen braucht man Zeit, viel Zeit.“ einigten wir uns.
Eigentlich wollten wir pünktlich zum Start des F1 Rennens wieder zurück sein. Das ließen wir aber sausen. „Schauen wir uns nachher in der Wiederholung an.“ sagte Cappo. „Kein Problem. Sowas wie hier sehen wir nicht in einer Wiederholung.“ meinte ich. Er: „Doch, auf Video“:-)
Wir gönnten und abends in der Pizzeria eine Calzone und machten noch ein Verdauungsspaziergang um die Stabskirche aus dem 12.ten Jahrhundert. Es war immer noch taghell aber schon weit nach 22:00 Uhr. Der Film „Die Nacht der langen Schatten“ viel mir ein und wir machten lange Schatten-Spielchen. Cappo summte dazu wieder ein Weihnachtslied. Eigenartig.
Zurück im Hotel rüsteten wir uns schon für morgen zur Abfahrt. Schauten nebenbei das Rennen in der Wiederholung und Cappo plante die Strecke. Sein Metier. „Morgen Richtung Süden. Jede Menge Tunnel. Dafür schönes Wetter.“ sagte er und klappte alles zusammen. „Ziel morgen Vossevangen mit zwei „V“.
20.06.2022, Montag – Tag 8: Abschied von den Schneebergen
Start / Ziel: Lom / Vossavangen
Kilometer: 290 km
Fahrzeit: 5:13 h – 09:40 Uhr bis 20:20 Uhr
Gesättigt machten wir uns auf die nächste Etappe. Als erstes tankten wir unsere Motorräder an der gegenüberliegenden Tankstelle voll und bestaunten einen überladenen Anhänger. „Mit sowas bist du in Deutschland sofort dran.“ so unser Kommentar dazu.
Wir hielten uns auf der „55“ Richtung Süden und machten an einem von weitem sichtbaren Denkmal halt: 34 m hoch die Saga Säule. Klar, dass wir uns sowas erstmal ansehen mussten.
Cappo machte ein Experiment mit einem neuen GoPro Halter am Helm. Es sah aus als hätte er einen Kleiderbügel hinten in die Jacke gesteckt. Wir fanden das Logo der Beschilderung „Nationale Touristenstraße“ klasse und wollten es irgendwie mit in unsere Beiträge ob Video oder dieser Bericht mit einbauen. Wir fuhren weiter durch das Jotunheimen und Breheimengebirge. Der nächste Stopp lies und auf den höchsten Berg Skandinaviens blicken: den Galdhøpiggen. Am besten zu sehen von Vegaskjelet. Die ersten Warnschilder „Achtung Elche“ tauchten auf. Ergo ging unser Blick öfter mal in die Ferne rechts und links. Manche Felsblöcke lagen an einem Berghang so, dass man meinen könnte, die rollen gleich runter. Und was da für Brüller bei waren. Etwas unheimlich das Ganze.
Bei Nufshaug beobachteten wir eine spektakuläre Hubschrauberaktion. Kaum 10 m neben der Straße gelandet fuhren wir fast unter seinen Rotorblättern drunter her. Er wurde betankt um später, so sahen wir, mit einem großen Lastbeute ähnlich einem Löschsack abzuheben. Etwas weiter sahen wir die ersten Skiläufer auf einer Skilanglaufpiste parallel zur Straße entlanglaufen. Diesmal mit richtigen Skiern ohne Rollen. Ja, der Schnee wurde mehr. An dem Nedre Oscarshaug (Viewpoint) bestaunten wir nochmal dieses Supergebirge und das dazugehörige Instrument: Ein Messfernrohr. Ein Messfernrohr aus Glas mit eingravierten Namen gibt Ihnen eine Übersicht über die höchsten Gipfel des Hurrungane Gebirges. Es war alles so klar und sonnig. Wir machten wieder ein 360° Foto.
„Noch 19 km bis zum Fjord Lustra.“ klärte Cappo mich auf. „Dann isses endgültig vorbei mit Schnee.“ Böse drum war ich nicht, auch wenn es 15° warm war, 12:30 Uhr und schon 70 km auf dem Tacho für heute. Wir machten uns noch über einen Aufkleber an einer Mülltonne lustig. FCK AFD. Übrigens: Mülltonnen sind hier überall zu finden. Eine Kippe auf die Erde kostet 300 € Strafe. Versteckt wildpinkeln kostet nichts. Hier fliegt auch nirgends Müll rum ist uns aufgefallen. Die Straße verwandelte sich in ein Wellental. Immer auf und ab. Zwischendurch war Cappo vor mir weg und kurze Zeit später wieder da. Sowas hatten wir schon mal in Schottland erlebt. Nur waren dort die Wellen tiefer und enger zusammen. Es gab immer wieder einen Grund zum Halten. Irgendwas Besonderes haben die Norweger immer wieder zum Schauen gebaut.
Der nächste Halt galt erst dem riesigen Wasserfall, den Asafossen Wasserfall, den wir zuerst sahen. Dann die riesige Hand aus Holz, die mit einem Schalter versehen war. Das Wittgensteiner Monument. Drauf gedrückt erzählte uns ein Lautsprecher aus dem Inneren etwas, wobei wir kein Wort verstanden. Wir waren ganz allein hier unterwegs und Cappo spöttelte: “Hier gibt es bestimmt auch irgendwo Norweger.“ Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.
Wir gönnten uns eine ausgiebige Espressopause am Lustra Fjord. Kurvig ging es auf der 55 weiter. Den Fjord zur linken Hand immer in Sichtweite. Ab Hildestad ließen die schönen Kurven nach und es wurde sehr weitläufig. In Sogndal wechselten wir auf die 5, nachdem wir über eine Brücke den Lustrafjord und Sognefjord überquert hatten. Auf der Karte sieht es so aus, als würde die Brücke eine Grenze zwischen diesen beiden Gewässern bilden. Mit dem Schnee war es nun endgültig vorbei.
Eine Baustelle vor einem Tunnel, kurz vor dem Fährhafen Manheller, lies uns wieder erahnen, was auf uns zukommt. Eine geführte Durchfahrt durch den Tunnel. Na gut, wir haben uns an dem ganzen Stau bis nach vorn durchgemogelt und standen da nun eine gefühlte Ewigkeit in der Sonne. Der Bauarbeiter, der den Verkehr regelte, stand den ganzen Tag in voller Montur in der Sonne. Er tat mir leid. Cappo machte ein Nickerchen.
Nach einer gefühlten viertel Stunde ging es für uns mit Tempo 30 durch den Tunnel. Keine 150 m nach der Tunnelausfahrt fuhren wir als erster auf die Fähre. Natürlich wurden unsere Kennzeichen wieder geknipst. Die Überfahrt mit der Fähre, natürlich wieder elektrisch betrieben, dauerte ca. 20 Minuten.
Wir blieben auf der 5 und vor uns tat sich wieder ein Tunnel auf. Der Fodnestunnelen 1. Nach ihm wechselten wir aber auf die Fv243. Bei Vedahaugane hielten wir auf einem kleinem Rastplatz und genossen die Fernsicht. Wir kamen ins Gespräch mit Vater und Sohn, Thomas und Jonas, die mit einem Wohnmobil Norwegen erkundeten. Besondere Aufmerksamkeit galt Jonas, der mit seiner Drohne unser Interesse geweckt hat. Er machte sogar Aufnahmen von uns und hat uns diese dann per WeTransfer zugesendet. Wir bedankten uns recht herzlich und tauschten Visitenkarten aus. „Wir werden uns bestimmt nochmal wiedersehen.“ verabschiedeten wir uns.
Über das Auerland führt eine schmale Hochgebirgsstraße. Hier oben liegt doch wieder Schnee. Bei solch einem Panorama muss man einfach anhalten. Ein Belgier – mit Womo unterwegs – gesellte sich zu uns und natürlich wechselten wir auch ein paar Worte. Wir alle waren von dieser Aussicht begeistert.
An der Aussichtsplattform Stegastein ein nächster Stopp. Irgendwie hatte ich das Gefühl, hier war ich schon mal. Thomas stand auf einmal hinter mir und ich verstand: „Der Notausgang ist hinter Ihnen. Verlassen sie die Plattform. Ich brauche hier Platz.“ Wir lachten und begrüßten die beiden erneut. „So sieht man sich wieder.“ Ich zeigte ihm das Foto vom Geiranger Fjord gestern und wir schauten auf den Aurlandsfjord unter uns. „Bis auf die Berge im Hintergrund sieht es zum Verwechseln gleich aus.“
Wir ulkten noch ein bisschen rum und Jonas machte wieder Drohnenvideos. Wir verabschiedeten uns erneut auf ein Wiedersehen. Es wurde immer voller hier oben und jetzt kamen auch noch Busse und brachten noch mehr Leute. „Nix wie weg!“ mahnte ich zur Eile.
Bis Flam war die E16 zum größten Teil einspurig und ging abschnittsweise steil bergab. Wenn uns etwas größere Fahrzeuge entgegenkamen, wurde es richtig eng – und es kam uns einiges entgegen. Wir bedauerten Thomas und Jonas. Die beiden brauchen bestimmt 2 Stunden bis hier unten, was wir in 15 Minuten schafften.
In Hafen von Flam lag ein riesiges Passagierschiff. Es sah von oben herab eigentlich ziemlich klein aus. Wir informierten uns noch über die Flambahn / Flambana und besuchten ein riesiges Andenkengeschäft.
Wir verließen Flam auf der E16. Vor uns lagen zwei 11 km lange Tunnel und es ging schnurrgrade bergab. Vor uns ein LKW mit 100 km/h. Wir blieben dahinter und unsere Motorräder rollten ohne laufenden Motor im Windschatten hinterher. Das spart Sprit. Die E16 ist eine breite Landstraße durch die Berge und gut ausgebaut mit langgezogenen Kurven und als der LKW vor uns weg war, ließen wir es fliegen. Viele Schilder in Norwegen können wir einigermaßen lesen und deren Bedeutung verstehen. Nicht verstehen können wir die Sprache. Keine Chance für uns. Wir haben es ein paarmal getestet. Mittlerweile ist es 19:20 Uhr, es sind 18° und wir haben noch gut 16 km bis zum Parkhotel in Vosswangen. „Der Bunker ist ganz schön groß“ wollte ich zu Cappo sagen. Doch der hat sein Helm schnell abgesetzt und ist rein zu Rezeption. Beim Umschauen erklärte sich sein Verhalten. 3 Busse sind mit uns auf den Parkplatz gerollt und die Leute waren dabei auszusteigen und das Hotel zu stürmen. Da hätten wir ewig warten können. Er kam wieder. „Wenn die alle vor uns…“ ich lobte sein Vorgehen.
Das Zimmer war voll ok mit Balkon und Aussicht auf den Vangsvatnetsee. Zum Abendessen verschlug es uns in einem Imbiss gegenüber dem Hotel und wir verspeisten je einen Burger mit Pommes. Zusammen für 45€. Boah ey … Norway
Später auf dem Zimmer machte Cappo sich wieder an die Planung und ich kümmerte mich um die Zahlen.
21.06.2022, Dienstag – Tag 9: Der längste Tag des Jahres
Start / Ziel: Vossavangen / Sandnes
Kilometer: 344 km
Fahrzeit: 6:14 h – 09:45 Uhr – 20:15 Uhr
Der Frühstückssaal der Parkhotels war im Stil eines Eisenbahnwaggons eingerichtet. Überall fanden wir Hinweise und Utensilien, die zum Flying Scotsman gehören sollten. Der Inhaber muss wohl ein Fan von dem Zug sein. Cappo erklärte sein Plan von gestern. „Heute fahren wir an der Küste entlang mit Inselhopping grob Richtung Stavanger. Wir kriegen viel Regen ab. Mal sehen wo wir heute Nachmittag so sind, dann kann ich mal nach einer Übernachtung schauen.“ „Na denn, FFN.“ es klang nach einem Plan. Cappo war „begeistert“ als er einen Möwenschiss auf seiner Sitzbank sah.
Es war stark bewölkt, als wir kurz hinter dem Hotel unsere Moppeds volltankten. Wir folgten wieder der E16 Richtung Süden. Wir durchfuhren jede Menge Tunnel, Kurze und Lange. Der Regen wurde stärker und wir zogen unsere Regensachen an. Der Berufsverkehr wurde immer dichter. „Wie in Deutschland.“ sagte Cappo und die Laune sank in den Keller. Hier in Norwegen haben wir sowas noch nicht erlebt.
Nachdem wir nun 139 km bei 16° ohne Pause im Regen auf der E16 und immer schön am Sorfjorden entlang gefahren sind, mahnte ich am Ende eines Tunnels zu einer Rauchpause. Es war 12:45 Uhr. Wir wechselten bei Trengereid auf die Fv7, auch um endlich aus dem Verkehr rauszukommen. Endlich wieder fast allein und auch schöne langgezogene Kurven – leider im strömenden Regen. Ein PKW mit Anhänger fuhr mit gutem Tempo vor uns her und wir immer hinterher. Wir trennten uns bei Tysse als wir auf die 48 Richtung Holmefjord abbogen.
Der Regen wurde einfach nicht weniger. Bei Gjerdmundshavn auf die nächste Fähre rüber nach Arsnes. Diesmal mussten wir etwas warten. Der „Fährmann“ fragte uns nach einer Autocard. Wir ließen es uns erklären. „Wenn ihr euren beiden Motorrädern auf eine Autocard bucht, die bekommt man hier überall und kostet nichts, braucht ihr diese nur vorzuzeigen und es wird per PayPal oder Pay Cash abgerechnet. So bekommt ihr später keine Post nach Hause mit einer kleinen Bearbeitungsgebühr.“ „Aha, Bearbeitungsgebühr Briefmarke, Auskunft über KBA etc. Da kommt was auf uns zu.“ sagte Cappo. „Ja, wenn die Fährüberfahrt hier jetzt 5 € kostet bezahlt ihr dafür in Deutschland bestimmt 15 €.“ Bumms, das saß.
Wir blieben auf der 48, die dann zur 551 wurde und später wieder die 48. Der Regen wurde etwas weniger und bei Sunde wechselten wir auf die Fv500/Fv544, die als elend langer Tunnel auf das nächste Eiland führte. „Naja, wenigstens trocken.“ dachte ich mir.“ Es wird zeitlich eng. „Wir brauchen 25 Minuten laut Navi, es sind noch 15km und die Fähre geht in 20 Minuten.“ sagte er an einer Kreuzung zu mir und wir gaben Gas. Wir schafften es in 19 Minuten. Die Straße endete bei Ranavik auf die nächste Fähre und ich sah den Rechnungsstapel zu Hause immer größer werden. Es war wieder eine Punktlandung. Rauf aufs Schiff, Klappe zu. Wir verzogen uns aufs Deck ins warme wo wir uns widersprüchlicher Weise einen Kaffee zum Aufwärmen gönnten. Was auf uns zukam wegen des Kaffees wussten wir ja. Cappo nutze die Zeit, um nach einem Hotel in der Nähe von Stavanger zu googeln und zu buchen.
„Erfolg!“ sagte er als ich mit den Karten und Notizbuch neben ihm Platz nahm. „Hotel Sverre in Sandness. 134 € mit Frühstück. Fast mitten in der Stadt. MCDonalds in der Nähe. Kurz hinter Stavanger.“ „Na, das sind doch mal konkrete und erfreuliche Nachrichten.“ lobte ich ihn. Wir hatten beide so langsam die Faxen dicke, bei dem Wetter noch weiter zu fahren.
„Dann sind es morgen noch ca. 130km bis Kristiansand.“ ergänzte er. „Daraus können wir auch mehr machen, je nach Wetter.“ meinte ich. Er: „Morgen wird das Wetter wieder schön.“
Ich: „Die Sonne scheint auf Bergeshöhn…“ ergänzte ich durch unser Wettergedicht. Wir grinsten uns an. Wir verstehen uns auch ohne Worte. Wir sind ein Top-Team. Nur wir!
Nach ca. 35 Minuten legten wir in Anavagen an. Es regnete kaum noch. Die Regenkombis bleiben angezogen. Die E39 entlang über die Stordabrücke nach Foyno und anschließend durch den Bomlafjordtunnel (der ist auch ganz schön lang) und nach Fjorde. Die ganze Zeit ging es durch bewaldetes Gebiet und ich wurde das Gefühl nicht los: Es ist ein Naturschutzgebiet. Keine Dörfer, kein Tourismusangebot, nix. Wir zogen durch bis Susort. Hier und da mal wieder eine größere, mal eine kleinere Brücke. „Die haben hier bestimmt mehr Brücken als in Hamburg (2500) und Venedig (400) zusammen.“ sagte ich bei einem Rauchstopp. Wir fuhren an Stavanger vorbei nach Sandness.
Total dreckig kamen wir am Hotel an und entledigten uns erst mal unserer Regensachen, bevor Cappo die Rezeption aufsuchte. „Alles klar. 1.Stock.“ Ich stellte die Koffer gleich in die Dusche und brauste sie gründlich ab. „Mit dem Sand dran kann man einen Sandkasten auffüllen.“ übertrieb ich. Nach gründlicher Reinigung erkundeten wir noch ein bisschen die Stadt und aßen bei MC Doof. 28,00 € wo wir in Deutschland höchsten 12,00 für bezahlt hätten.
Dafür das heute der längste Tag des Jahres ist und die Skandinavier das angeblich überall feiern, ist hier überhaupt nichts los.“ Sagte ich zu ihm und wir steuerten noch einen Supermarkt an, um noch ein paar Vorräte aufzufüllen. „Stimmt.“ bestätigte er. Da ich glaubte, meinen Zigarettenvorrat aufgebraucht zu haben, fragte ich die Verkäuferin nach Tabak.Ich mach´s kurz: Ja, haben wir. Bitte die gängigste Sorte. Ein Zettel kam aus einem separaten Drucker des Kassenbereichs. Bezahlen. Sie ging zu einer Art Tresor, gab mir Tabak und Blättchen und raus. Draußen die Verwunderung: 30,50€ für 47 Gramm. UFF! Da musste ich erst mal schlucken.
Zurück im Hotel der nächste Schlucker. Ich hatte noch Vorrat. Der hatte sich im Wäschesack versteckt. Blöd, saublöd gelaufen.
Wir machten unsere abendlichen Tätigkeiten und pooften echt erschöpft ein.
22.06.2022, Mittwoch – Tag 10: Schotterstecke und Lachstreppe
Start / Ziel: Sandnes / Kristiansand
Kilometer: 301 km
Fahrzeit: 4:50 h – 08:00 Uhr – 18:25 Uhr
„Heute Nachmittag sind wir am Auto. Die Unterkunft in Kristiansand steht. Ist wieder ein Airbnb.“ erklärte mir Cappo beim Frühstück. „Ok, dann lass uns die letzten Kilometer noch so richtig genießen.“ sagte ich leicht wehmütig. Auf der E16, diesmal ohne Regen, zog es uns Richtung Süden. Ich hatte wieder die Melodie „Wenn der Vater mit dem Sohne…“ im Ohr.
Bei Sagland an einem einsamen Rastplatz der erste Halt nach 51 km um 10:15 Uhr und 13°. Wir sind gut vorangekommen und auf dem Rastplatz ist mir aufgefallen. dass ich meine Schirmmütze im Hotel vergessen habe.Sehr ärgerlich, aber deshalb nochmal zurückfahren? Nein…
Der Himmel klart auf und Norwegen zeigt sich noch mal von der sonnigen Seite. Wir folgten weiter der E39 bis Sira. Es machte ein wenig Spaß die weitläufigen Kurven zu durchpflügen. Es war auch kaum Verkehr. Auf der Fv467 wurde es spannend. Wir hielten auf den Süßwassersee Sirdalsvatnet zu und wollten ihn umrunden. Die Straße auf der Karte sah sehr vielversprechend aus. Jedoch ab Osen, dort hieß die Straße Fv901, wurde es spannend. Kleineinspurig, schöne Aussicht und Baufahrzeuge. Nun gut, der Bagger hob die Schaufel und wir drunter her. „Vielen Dank!“ brüllten wir bis und einfiel das die uns vielleicht gar nicht verstehen.
Nächste Baustelle, ok das passte soeben. Aber dann ein fetter Trecker, Baumfällarbeiten, keine Chance auf durchkommen. Cappo schaffte es soeben. Ich blieb mit meinen Koffern zwischen Leitplanke und Trecker Reifen hängen. Der Fahrer lenkte stark ein und rollte ca. 20 cm zurück und ich war frei, bedankte mich höflich und rollte Cappo hinterher. Schäden am Trecker oder meinen Koffern befürchtete ich nicht. Die halten was aus. Danach war die Straße zwar frei von Bau- und anderen Fahrzeugen, aber leider auf am Ende eine lange Strecke Schotter. Schade.
An einem für uns schönen Punkt genossen wir noch mal ausgiebig die Sirdalpfanne und Cappo zauberte mit Steinen. Das ist aber nur auf Video zu sehen. Wir verklebten unseren letzten Asphaltpiraten Aufkleber.
Endlich war der Schotter zu Ende und Cappo machte einen Kniefall zur Begrüßung. Er experimentierte auch noch mit der GoPro rum. Ganz neuartige Kamerapositionen und Aufnahmen und ich begutachtete den komischen Haufen unter meinem Motorrad. Bei Tonstad kam wir auf die 42, der wir bis Skeide folgten um auf die 43 zu wechseln. In Eiken und Skeiden sahen wir die ersten richtigen Villen auf unserer Tour. Bei einer weiteren Rast unterhielt ich mich mit Schafen bei den wir natürlich unsere Sprüche nicht lassen konnten von wegen Kaugummis und übersetz doch mal.
Bei Kasfossen besuchten wir noch eine „Lachstreppe“ bevor wir auf die Fv461 abbogen. Was für eine schöne Strecke. Alto Adige lässt grüßen. Auf einem Rastplatz schlossen wir eine Wette, ab wann wir wohl am Auto sind. Cappo meinte halb 14:30 bis 15:00 Uhr und ich hielt dagegen mit halb 15:30 bis 16.00 Uhr. Es war jetzt 12:45 Uhr, 18° warm und wir hatten schon 171 km auf der Uhr. Wir lauschten einem Kuckuck. „Nochmal tanken“ fragte ich. „Wenn dann aber nur ein paar Liter.“ antwortete er. Logisch, wer will denn schon ein vollgetanktes Mopped auf den Anhänger schieben. Außerdem ist der heimische Sprit auch billiger.
Eine herrliche einspurige Landstraße durch Wald, vorbei an kleineren Seen und absolut verkehrsfrei. Ja, vor und hinter Konsmo wurde sogar richtig kurvig, auch mit einigen Kehren. „Wären wir diese Strecke doch am ersten Tag gefahren.“ maulte ich bei einem Tankstopp in Laudal, wo wir jeder nochmal 5 Liter in die Tanks laufen ließen. Bei Brenasen wechselten wir die letzten Kilometer auf die E39, um dann bei Tangvall die gleiche Straße zu fahren wie am 2.ten Urlaubstag hier.
Um 16:15 Uhr sind wir am Auto in Sogne angekommen. Also etwas später als wir beide dachten. „Es hat keiner Recht.“ witzelten wir. Die Verladung und das Verzurren locker von der Hand. Haben wir ja schon eine paarmal gemacht. Eine Probefahrt, alles kontrollieren und nachzurren, fertig für die große Rückfahrt. Wir kauften noch im Supermarkt Remo1000 (in Deutschland Aldi) ordentlich ein, was wir so als besondere Spezialitäten des Landes empfanden. Ich z.B. Blaubeermarmelade und Cappo den Karamellkäse „Brown Cheese“. Anschließend fuhren wir zur Unterkunft. In der Nähe fanden wir auch einen guten Parkplatz für unser Gespann.
„Die Fähre geht morgen früh um 08:00 Uhr. Lass uns mal zeitig aufstehen und losfahren.“ sagte Cappo mir auf den Weg zu einer Pizzeria, die er für unser Abendessen ausgesucht hat. Also ganz ehrlich: Die Pizzeria machte von Aussehen nix her. Wie eine Pommesbude ohne Pommes. Nur Pizza und nur Abholer. „Ok Wir holen ab und essen hier ohne Besteck … geht auch mal.“ sagte Cappo und zu unserer Überraschung war es die leckerste Pizza, die wir hier gegessen haben. „Wir empfehlen dich weiter.“ sagte wir zum Abschied. „Das war die beste Pizza Norwegens, die wir gegessen haben.“ Das war nicht gelogen oder übertrieben und wir wollten uns auch nicht einschmeicheln.
Zurück auf unserer Bude zogen wir noch ein Resümee über Norwegen. Was hat uns gefallen oder nicht. Wir zählten auf und ich notierte. Siehe hier
Ergo: Dieses Land hat sehr viel zu bieten und wir haben nur eine kleine Auswahl davon gesehen. Wir waren begeistert. Warum nicht zum Nordkap? Das war von Anfang an nicht unser Ziel. Dafür berichten wir von den schönen Kleinigkeiten, die wir gesehen und erlebt haben.
Nach wie vor macht uns ein kleines Problemchen Kopfzerbrechen, warum meine XJ mehr Kilometer zählt als die Kawa. Die Differenz auf der Tour beträgt diesmal ganze 126 km. Der Sportstracker hatte sogar 270 km weniger als die XJ und 145 km weniger als die Kawa. Alles zusammen im Schnitt 3091 wunderschöne Kilometer, die wir empfehlen können. Wir haben Elche nur auf Schildern gesehen oder als Burger, unzählige Wasserfälle und wir sind begeistert von der Sauberkeit Norwegens.
23.06.2022, Donnerstag: Abreise
Start / Ziel: Kristiansand (Langenes) / Schloß Holte
Kilometer: 811 km
Fahrzeit: 07:00 – 20:45 Uhr mit Fähre
Die Rückreise verlief genauso problemlos wie die Anreise. Etwas Stau kurz vor der Fähre. Fast pünktlich um 10:50 Uhr hat die Fähre in Dänemark angelegt und der Sprit im Auto reichte nicht ganz bis Deutschland. Es wurde für 20 € nachgetankt, um wenigstens bis hinter Hamburg zu kommen. Wir wunderten uns auf der Autobahn durch Dänemark und Norddeutschland, wie flach hier alles ist. Ein Stau vor dem Elbtunnel machte uns auch nicht weiter nervös. Wir umfuhren ihn durch Hamburg. Google Navi sei gepriesen und gepfiffen.
Zu Hause angekommen wurden nur noch die Moppeds abgeladen und der Kofferraum ausgeräumt – und schnell die mitgebrachten Lebensmittel in den Kühlschrank.
Alles weiter dann morgen. Wie und was Cappo da geplant hat, davor ziehe ich meinen Hut. Top. Danke. Mit dir fahre ich um die (fast) ganze Welt.
– Nur wir. –
Fotos