Inhalt
ZDF – Zahlen, Daten, Fakten
Zeitraum: 18.05. – 31.05.24
Region: Italien – Emilia Romagna, Toskana, Umbrien
Unterkünfte: Felino, Empoli, Piandirocca, Asciano, Urbino, Fanano
Strecke: ~3100km (GPZ: 3054km / XJ 3197km / Anreise mit Trailer 1200km)
Durchschnittspeed: 48,6 km/h – 1:13 min/km (ohne Pausen)
Fahrzeit: 61 Stunden 40 Minuten ohne Pausen, 101 Stunden 25 Minuten mit Pausen
Verbrauch: Benzin: GPZ 4,62l, XJ 4,34l (Öl XJ 0,5l)
Höhenmeter: 50472m hoch und 50446m runter
Kosten: ~1700 Euro p.P. (Sprit: ~800€ , Unterkünfte: ~1400€ , Essen/Sonstiges: ~500€)
Karte
Video-Playlist
Bericht
Prolog
Auf unserer Vogesen Tour 2023 haben Cappo und ich schon beschlossen, dass wir 2024 in die Toskana reisen – per Trailer. Erstmal ne Unterkunft suchen, wo wir das Gespann kostenlos 2 Wochen stehen lassen und ein paar Tage ankommen können. Zeitlich haben wir den Mai angepeilt. Als nächstes Navigationsmaterial besorgen und schonmal grob peilen. Parallel dazu ne Google-Maps-Karte mit eventuellen Zielen und Routen erstellt und das Netz durchstöbert (z.B. Wikitravel).
Cappo war in seiner Studienzeit schon 2x in der Toskana, ich zweimal mit Bus und Frau. Es fehlte also nur noch die Erkundung dieser Region mit den Töffs. Die großen Touri-Magnete konnten wir also „umfahren“. San Gimignano und Lari standen auf der ToDo-Liste und wie sich zeigen sollte, konnten wir mit den Moppeds schön bis rein fahren und uns viel Gelaufe ersparen. Wir haben auch noch die Zielregion auf „Gardasee bis Rom“ ausgelegt – je nach Wetter, Lust und Laune.
Im Vorfeld haben wir uns also die Karten besorgt, ne Unterkunft für die ersten drei Nächste per Airbnb in der Nähe von Modena gebucht, die Ziele mal grob ausgelotet und die Motorräder vorbereitet.
Anreise
Abfahrt war morgens um 07:30 Uhr. Google warnte und schon vor vielen Baustellen und Staus. Die Route sollte eigentlich über Lichtenstein führen. Auf der Hälfte der Strecke wendete sich das Blatt und es wurde die Weiterfahrt über Österreich vorgeschlagen, trotzdem mit Staugefahr – Feiertagsverkehr… In der Schweiz war ein schwerer Unfall mit Straßensperrung, also vermutlich keine bessere Option.
5km vor Klausen (Chiusa) entschieden wir uns für eine Pause mit Abendessen bei Hanni und Klaus einzukehren. Das Hotel kennen wir ja schon seit 40 Jahren und war oft Ausgangspunkt für unsere Südtirol-Touren. Leicht müde und kaputt sind wir um 22:30 Uhr in der Unterkunft Felino angekommen. Eine spektakuläre Abfahrt zum Hof über Steilpiste mit riesengroßem Schotter und Ablauffurchen. Da wurden wir nochmal wach auf den letzten Metern. Trotz der späten Zeit wurden wir aufs Herzlichste empfangen. Die Unterkunft war wirklich klasse. Danke Serena.
Sonntag 19.05.2024
Emilia Romagna
Pfingstsonntag. Um 07:30 Uhr weckte mich die Sonne und ein Kuckucksruf. Von der Terrasse hatten wir eine tolle Aussicht auf die Landschaft und jede Menge Schwalben am Himmel. Das war doch schon mal ein super Anfang. Wir luden unsere Moppeds ab und machten einen kurzen Sicherheitscheck. Unser erster Trip ging in die westliche Richtung der Emilia Romagna. Die ersten 27km durch kurvige Straßen und kleine Orte ließen uns das Grinsen im Helm immer breiter werden. Dazu lachte noch die Sonne. Die SP48 war schon sowas wie eine kleine Heizerstrecke. Dennoch entdeckten wir hier Einiges, was uns zum Anhalten und fotografieren einlud. Auf der SP110 zählte sich der Kurvenheld dumm und dämlich und wir freuten uns ein Loch in den Bauch. Eine kurze Rast an der Rennstrecke „Autodromo Ricardo Paletti“ direkt am Fluss Torrente Ceno – leider geschlossen. Mittlerweile hatten wir schon 63km auf dem Tacho. Weitere Highlights des Tages waren die geile Aussicht bei Belaria, der erste Pass „Passo Del Pellizone“, das Castello Bardi (erbaut von den Langobarden) sowie die SP77 mit dem Passo Linguarda und der SP51.
Zwischen den Höhenlagen und den Tälern hatten wir einen Temperaturunterschied zwischen 18° und 30°. Es folgte noch die Pässe: „Zovallo“, „di Val Nure“ und „de Tormalo“. Um 20:55 Uhr und 297 wunderschönen Kilometern sind wir wieder in unserer Unterkunft angekommen. „Nicht schlecht für den Anfang“ gingen wir einher.
Pfingstmontag 20.05.2024
Emilia Romagna – Toskana
Es sah nach Regen aus. „Wir fahren trotzdem!“ beschlossen wir.
Die XJ brauchte noch n‘ Schluck Öl, warum auch immer. „Die hat die letzten 4500km kein Tropfen gebraucht.“ Murmelte ich in mich rein. „Muss ich mir jetzt Sorgen machen?“ Los ging es diesmal in nördliche Richtung.
Auf dem „Passo di Ticchiano“ (Sp75) fing es an zu regnen, aber an der Grenze zur Toskana wurde alles wieder trocken. Auf der SP15 machten wir einen Aufklärungsversuch a´la „Sendung mit der Maus“ oder Harald Lesch“: Straßenverwerfungen dokumentieren.
Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn die Straße auf einmal einen breiten Riss aufweist und kurz danach die Straße um mehrere Zentimeter absackt.
Und das zeigte sich überall. Die tektonischen Bewegungen machen den Straßenbauern schwer zu schaffen.
Die SP15 erwies sich wieder als Kurvenparadies. In Vento fanden wir eine schöne Bar in der wir uns den doppelten Espresso gönnten. Ein Tramizzini und ein Croissant mussten auch sein. Für den kleinen Hunger. Alles zusammen 7,50€. Noch Worte?
Allerdings hatten wir das Pech, dass wir ab Vento wieder in den Regen kamen. Ein Foto aber beweist, dass man sich auf einer warmen Leitplanke den Hintern trockensitzen kann. Nach 193km sind wir wieder in unserer Unterkunft und genießen den Abend mit dem verpassten Formel-1-Rennen hier in Imola und versorgten uns mit selbstgekochter Speise. Nebenbei planten wir die Route für morgen.
Dienstag 21.05.2024
Region Emilia Romagna
Der heutige Tag soll uns um die Region Neviano degli Arduini führen. Das liegt etwa 24km südlich von Parma. Wir haben morgens lange geschlafen und etwas geklönt. Der angemeldete Regen blieb aus.
Diese Gegend ist ein Traum wie es im Buche steht. Aussichten top, Wetter top. „Wenn ich hier wohnen würde, könnte ich glatt auf 3 Tage Urlaub im Jahr verzichten.“ sagte ich zu Cappo als uns ein Hund freudestrahlend und schwanzwedelnd auf der Straße begrüßte. Überall sahen wir Wiesen mit blühenden Blumen und die Straßenränder waren mit Zeugs gesäumt, von Mohnblumen über Schwertlinien bis zu Kräutern. In Cervarezza Therme füllten wir unseren Getränkevorrat am Brunnen auf. Egal durch welche Stadt wir fuhren, überall gab es Trinkwasser gratis.
An der SP18 sahen wir in der Ferne einen Berg mit einer urkomischen Form. Wie ein Würfel. Cappo versuchte es mit Google Lens, kein Ergebnis. Anschließend mit einer Berg Erkennung APP: Peak Lens. Aha … Monte Gebolo soll der Berg heißen.
War er aber nicht.
Wiki: Die Pietra di Bismantova ist eine auffällige Felsformation in den nördlichen Apenninen in Italien. Sie liegt auf dem Gemeindegebiet von Castelnovo ne’ Monti in der Provinz Reggio Emilia in der Emilia-Romagna. Sie besteht aus einem schmalen Plateau, umgeben von abschüssigen Felswänden, die sich in der umliegenden sanften Berglandschaft scharf abzeichnen. Schön anzusehen.
Auf der SP12 folgte Kurve auf Kurve, aber es war zu kalt um es richtig genießen zu können. Das änderte sich ab Silano. Kurz vor Vezzano Ligure sichtbar von der SP16 entdeckten wir noch ein altes von den Römern erbautes Aquädukt. Wir bekamen Respekt vor diesem Bauwerk.
Auf der SP71 Richtung San Pellegrino (wie oft gibt es eigentlich diesen Stadtnamen?) wurde es wieder kalt. Es ging in die windige Höhe, dazu war es aber wenigstens wieder schön kurvig.
Der Passo delle Radici ist z.B. 1529m hoch und es war nur 10° warm. Heute hatten wir schon 149km auf dem Tacho und es ging weiter auf der SP324. In Lemi füllten wir in einem Supermarkt unsere Lebensmittel wieder auf und kamen um 20:30 Uhr nach 264km wieder in unserer Unterkunft an.
Mittwoch 22.05.2024
Toskana
Das Ziel für heute stand am Vorabend schon fest. Eine Wohnung in Empoli.
Ca. 280km Strecke. Wir sortierten unsere Sachen aus die wir im Auto zurücklassen wollten. Von der Vermieterin bekamen wir noch Reiseproviant zugsteckt. Wir hatten Ihr und Ihrem Mann grob erklärt was so unsere Reiseziele waren. Sie waren begeistert.
Die ersten 70km gingen flott vonstatten, da es fast nur „Geradeaus-Strecken“ waren. Die Kurverei ging erst bei Ciano de Enza nach einem kleinen Schauer los.
An der Grenze Emilia Romagna und Toskana sahen wir in der Ferne den höchsten Berg der Emilia Romagna: den Monte Prado.
Am Passo Serre gabs einen kleinen Stopp für einen Drohnenflug. Ein Hund mit GPS-Sender am Hals beäugte uns skeptisch und wurde alsbald von seinem Herrchen zurückgerufen. Es war richtig kalt auf dem Passo del Lupo. Im Winter bestimmt ein schönes Skigebiet. Wir gönnten und eine ausgiebige Espresso Pause in Fanano, um auch die weitere Route auszubaldowern. Wer hätte gedacht, dass wir ein paar Tage später hier in der Stadt nochmal schlafen werden 😀
Die SP324 bis Silla erwies sich als Schönheit zum Fahren und zum Schauen. Klasse. Da macht Motorradfahren richtig Spaß. Um 20:00 Uhr und nach 278km kamen wir an unserer nächsten Unterkunft in Empoli an. An der Stelle sei erwähnt, dass wir dieses mal komplett per Airbnb unterwegs waren. Seit Korsika 2019 hatten wir ja immer mehr damit gemacht (statt Booking oder Maps), aber dieses Jahr hats echt richtig gut funktioniert. 2 Schlafzimmer, private Unterkunft und am besten per Schlüsselbox einchecken waren die Filter bei der Suche und wir hatten jedes Mal einen tollen Platz zum Schlafen. Tiptop!
Emanuele empfing uns nett und freundlich. Er erklärte uns die Unterkunft mit allem Drum und Dran. Keine 500m die Straße entlang ist eine Pizzeria mit Auszeichnung. Klar, dass wir keine Lust mehr zum Kochen hatten. Nach dem Essen konnten wir die Auszeichnung nur bestätigen. Das Einzige was im Restaurant nervte war: Den ganzen Abend Musik von „Abba“… da war die Wäschedeko – vermutlich der Enkelin – an der Decke im Vorzelt (Wäschedeko und Vorzelt sind mal pauschal keine guten Restaurant-Eigenschaften) ein richtiger Hingucker gegen – aber das Essen haute alles raus.
Donnerstag 23.05.2024
Toskana
Ich wurde von Verkehrslärm geweckt. So etwas war ich ja gar nicht mehr gewohnt. Ich beobachte das Treiben auf der Kreuzung vom Balkon aus und es waren wieder jede Menge Schwalben unterwegs. Bei uns zu Hause sind Schwalben äußerst rar und deshalb genoss ich das Spektakel am Himmel. „Heute wird es eine Sightseeing-Tour.“ sagte Cappo beim Frühstück. „Ich verlängere die Unterkunft für eine Nacht.“ Das erste Ziel war „Montajone“, genauer gesagt die Casa Figline-Gruppenhaus. Dort machte er seinerzeit in seiner Studienzeit Ferien. Die Aussicht von dort war ein Gedicht.
Als nächstes besuchten wir San Gimignano. Bei einem Bummel durch den Burgpark lauschten wir ein wenig einem Erzähler. Er zitierte aus „Dante“. Wir verstanden kein Wort, es hörte sich aber spannend an. Von einem Aussichtsturm ließ Cappo die Drohne steigen. Eine faszinierende Aussicht. Eine kleine Panne ließ uns vorzeitig zurückkehren. Die Kawa machte Zicken…
Es waren zwar nur 92km heute, dafür sind wir aber auch ganz schön viel gelaufen. Wer San Gimignano kennt, der weiß, dass es in der Stadt steil bergauf geht.
Wir reparierten den Defekt in der Unterkunft. Der Benzinhahn war im Arsch und spuckte Sprit in den Unterdruckschlauch. Danach machten einen Bummel durch Empoli und saßen abends wieder in der Pizzeria vom Vortag.
„Morgen fahren wir südlicher, ans Mittelmeer.“ Cappo zeigte mir ein Tiny Haus auf einem Campingplatz und buchte es. „Warum nicht mal sowas ausprobieren“ meinte ich dazu.
Freitag 24.05.2024
Süd Toskana
Die Tour begann mit Shopping in einem riesigen Einkaufszentrum in Empoli. Es war echt gewaltig. Über SP36 besuchten wir das Städtchen Lari. Warum? Dort gibt es „Martelli Nudeln“ direkt aus der kleinen Fabrik. Meine Frau und ich hatten es bei einer Bustour schon mal besucht und waren von der Qualität begeistert.
„Auf die Burg klettere ich aber nicht nochmal.“ versicherte ich Cappo. „Na, dann flieg ich da mal hoch.“ Ich verstand erst beim 2.ten Nachdenken, dass er die Drohne meinte.
Weiter auf der SP48 kurvten wir nach Volterra und drumherum. Von Weiten macht die Stadt schon einen imposanten Eindruck. Einen Stadtrundgang verkniffen wir uns aber. Bei San Martino erhaschten wir die erste Aussicht aufs Mittelmeer. Wir fanden an der SP13 eine Zypressenallee die es Wert war sie zu dokumentieren.
Pech war nur, dass die Drohne in einer dieser Zypressen landete. Ausgerechnet ca. 8m hoch. Nach viel Mühe und werfen mit verschiedenen Dingen bekamen wir sie unbeschadet wieder runter.
Der SS439 verliehen wir 5 Asphaltpiratenpunkte. Könnte eine Übungsstrecke von Giacomo Agostini sein. Von Volterra bis Massa, ca. 100km Kurven auf einsamer, gut ausgebauter Straße. Ein kleines Urlaubshighlight. Hier endeckten wir auch eine riesige Anlage für Geothermie bei Laderello. Wiki meint dazu das „Tal des Teufels“.
Um 19:00 Uhr und nach 293km erreichten wir den Campingplatz.Die uns zugewiesene Hütte stand schräg. Sie war kleiner als wir dachten. Deshalb gibt es hier keine Empfehlung von uns – sowas hat auf Airbnb nichts zu suchen. Zum Meer waren es nur 5 Gehminuten. Ein Bad ließen wir aus. Aber die Hosen war nass und die Füße sandgestrahlt – vom Abendspaziergang. Zum Abendessen gönnten wir uns die Martelli Nudeln.
Samstag 25.05.2024
Toskana
10:00 Uhr. Wir wollten nur schnell weg. Cappo hatte noch vor einmal ins Mittelmeer zu springen, verkniff es sich jedoch. Zügig verließen wir den Ort und kachelten 33km fast nur geradeaus bis Riotorto. Dort war Markt. Wir schlenderten rüber, kauften aber nichts. Unterwegs hatten wir sehr, sehr viele Radfahrer auf der Straße.
Gut gemeint mit Motorradfahrern hat es die liebe Straßenbaubehörde, als sie uns die SP18a schenkte. Ein göttliches Gewürm zum Niederknien. 5 Asphaltpiratenpunkte wert. Die SP18a hatte es in sich. Etwas breiter als einspurig. In unsere Fahrtrichtung rechts super tolle Aussichten. Links Wald. Der Höhepunkt der Stre>Wiesenbocksbart sammelte Cappo den Samen von „Riesenpusteblumen.“
Auf der kurvenreichen SP329 bekamen wir voll den Regen ab. Von jetzt auf gleich patschnass. Tropfen so groß wie Murmeln und dazu Hagelte es auch noch.
Regenklamotten hatten wir an, aber es war nichts zu sehen. Die Einschläge der riesigen Tropfen auf dem Visier machte ein durchschauen unmöglich. Visier auf? Unmöglich bis schmerzhaft. Also Notstopp mitten im Nichts mit spärlichem Schutz eines kleinen Baumes ließen wir uns 15 Minuten nassregnen. Naja, durch die Regenkombis zum Glück nur äußerlich.
Wir sahen von der vorhergesehenen Route ab und flüchteten in Richtung Sonne.
Auf der SP12, vor Asciano bot uns die Landschaft ein Traum von Anblick. Und wir waren wieder trocken. Die Hügelketten liefen ineinander und drin, drauf und rundherum schöne alte Städtchen wie man sie sich von der Toskana vorstellt. Bilderbuchlandschaft!
Ankunft im ganz tollen Airbnb: Ein einsames Haus, außen traditionell mediterran und innen modern. Die Bude war der Hammer. Allein ein Schlafzimmer 8x8m und die Wohnküche auch so groß – inkl Pelletofen.
Mittlerweile war es 17:45 Uhr und es hätte auch nicht 10 Minuten länger dauern dürfen. Das Gewitter hat uns eingeholt und es entlud sich krachend über dem Haus.
„Das waren zum großen Teil schöne 287km.“ sagte ich und rauchte eine auf dem Balkon beim Regen. „Jau, hoffentlich sind die anderen Tage weiterhin mit so schönen Strecken bestückt. Regnen sollte es auch nicht. Wo geht’s morgen hin?“ meinte Cappo.
Sonntag 26.05.2024
Chianti Weinstraße – Toskana
Morgens beim Frühstück debattierten wir über die schlechten Reifen, die wir diesmal drauf hatte. „Ich glaub, ich schreib mal im Forum einen kleinen Bericht darüber.“ murmelte ich in mich rein. Cappo bestätigte das mit einem Kopfnicken. Der BT46 hat bei beiden Moppeds starkes Lenkerflattern (Shimmy). Echt nicht schön.
Die SS73 besteht aus einem kurvigen Guss und die Radfahrer tummeln sich wieder zuhauf. Für die versierten Schotterfreaks unter uns gibt es z.B. die SC24. 23km am Stück. So hatten wir dies Thema für diesen Urlaub auch abgehakt. Einmal Schotter bitte.
Wir suchten auf unserem analogen Navi (Karte) die kurvigsten Verbindungsetappen raus und fanden diese auch in dem wir z.B. die SP484 folgten. In Brolio, einem verschlafenen Nest, gönnten wir uns eine Espressopause bevor wir der Chianti Weinstraße folgten.
Toscavista.de: Um die berühmte Weinstraße „Strada Chiantigiana“ (SS222) zu erkunden – was absolut empfehlenswert ist – nehmen Sie sich am besten viel Zeit. Die Strada Chiantigiana verbindet Florenz mit Siena und bietet am Wegesrand allerhand Sehenswertes. Es ist fast zu schade, hier einfach mit dem Auto entlang zu fahren.
Das Dorf Tignano mit einer hübschen Burg und einem fabelhaften Blick auf Barberino und Tavanelle Val d’Elsa ist sicherlich einen Ausflug wert.
Und das können wir nur bestätigen. Den Kauf von Wein, Öl und andere Leckereien mussten wir uns verkneifen. Jedoch war das Angebot, was wir auf Schildern sahen, riesig. Kurz vor Florenz bogen wir auf die SP4 Richtung Süden ab und sahen uns an der schönen Gegend satt. Gegenüber einer Tankstelle, wir tankten auch, eine gemütliche Espresso Bar. Klar gönnten wir uns wieder einen. Den gab es sogar umsonst. Wir waren begeistert. Gekrönt wurde der Stopp auch dadurch, dass ein seltenes Exemplar von Alfa Romeo Milano, gestylt von Pininfarina, auf die Tankstelle fuhr. Da war erstmal ein Fotoshooting angesagt.
Von der SP53 erhaschten wir nochmal tolle Ausblicke auf Volterra und bei San Gimignano ließ Cappo beim kurzen Stopp nochmal die Drohne steigen.
Die SR429 stellte sich auch wieder als Übungsstrecke von Giacomo Agostini vor und die SP114 bot uns auch wieder ein göttliches Gewürm zum Niederknien. Wieder 5 Asphaltpiratenpunkte.
Ankunft in unserer „Luxusherberge“ um 20:45 Uhr mit 349km auf der Uhr. Ein wunderschöner Tag. Wir schauten noch das verpasste Formel 1 Rennen aus Kanada.
Montag 27.05.2024
Markante Aussichtspunkte – Toskana
Vor unserer Abreise in die Toskana machten wir uns natürlich etwas über besondere Gegebenheiten schlau. So hatten wir z.B. auch den Amiata Vulkan auf dem Schirm.
Der Monte Amiata ist der Vulkan der italienischen Provinz Toskana. Er liegt im Distrikt Siena und befindet sich gut 20 km nordwestlich des Lago di Bolsena, der eine große Caldera füllt.
Der erste Aussichtspunkt dem wir markierten war: Crete Senesi vista: Die Crete Senesi in der Toskana sind ein ganz besonderer Landstrich der beliebten italienischen Region. Südlich von Siena erstreckt sich die von Erosion geprägte einzigartige Hügellandschaft. Einer der bekanntesten Orte der Gegend ist Asciano mit seinem mittelalterlichen Stadtkern.
Als nächstes die Bosco della Ragnaia: Der amerikanische Künstler Sheppard Craige hat vor ca. 30 Jahren begonnen einen besonderen Ort zu gestalten – den Garten „Bosco della Ragnaia“. Das Areal besteht aus zwei unterschiedlichen Teilen. Zum einen aus einem Eichenwald, in dem diverse Skulpturen und Artefakte arrangiert wurden, die wirken als hätten sie schon immer dagestanden. Andererseits aus einer Freifläche, die zielgerichtet geplant und gestaltet wurde und eine gelungene Synthese aus traditioneller italienischer Gartenkunst und moderner Landschaftsplanung darstellt. An diversen Stellen wurden Stühle aufgestellt, die den Besucher einladen besondere Aussichten zu genießen.
Pienza: Eine alte Stadt mit Weltkulturerbe. Pienza ist ein exquisites Renaissance-Puppenhaus, fast zu perfekt um wahr zu sein. Pienzas Beliebtheit wurde durch die Anerkennung durch die UNESCO und die häufige Nutzung als Filmkulisse noch gesteigert. Man könnte sagen, dass die Besucher genauso für die ausgezeichnete Auswahl an Pecorino Käse wie für die perfekte Renaissance Architektur in die Stadt strömen.
Auf den Weg zum Vulkan Amiata auf der SP81a sind wir durch einen perfekten Wald gefahren. Es lohnt sich dort mal hier und da anzuhalten und sich die Gegend auf sich wirken zu lassen. Auch die Streckenführung ist sehr lobenswert.
Kurve an Kurve an Kurve und kein Verkehr. Auch diese Strecke bekommt von uns 5 Asphaltpiratenpunkte. An dem höchst legal befahrbaren Punkt gönnte wir uns am Amiata Vulkan Espresso und Focaccia.
Wir wollten uns grade auf den Rückweg machen, als uns Jürgen aus Karlsruhe ansprach: „Ihr seid die Asphaltpiraten aus NRW? Vater und Sohn auf Tour? Klasse. Ich verfolge Euren Blog seit einiger Zeit.“ Wir waren verblüfft, erfreut und richtig gut gelaunt. Es folgte noch ein minutenlanges Gespräch, natürlich auch Selfies und eine Empfehlung doch den Gipfel zu erklimmen. Es lohnt sich und es sind nur 350m.
„350m fast senkrecht nach oben.“ stöhnte ich beim Anstieg. Cappo unterstützte mich mit „Schubkraft“. Die Mühe hat sich gelohnt. Von dort oben ist es eine Aussicht auf die Umgebung und es stockt einem der Atem. Der Rückweg vom Gipfel war entspannter. Wir sangen auch: „Das wandern ist des Müllers Lust.“
In der nächst größeren Stadt tanken und reinigten mit Hochdruck unsere Moppeds. Um 20:15 Uhr und nach 300,5km sind wir wieder in unserer Unterkunft angekommen. „Mann, was kann das hier schön sein…!“ sind wir uns einig. Unser Motto hatten wir auch gefunden: „Strada deformata“. Viele Straßen sind dort leider echt kaputt. Es gibt dort sogar einige Straßenschilder dafür. Auf einem davon steht im rotem Dreieck: „Strada deformata“. Passt.
Dienstag 28.05.2024
Umbrien
Wir verließen schweren Herzens unsere Luxusunterkunft und machten auf der Schnellstraße schnelle Meter Richtung Umbrien. Den ersten positiven Eindruck bekamen wir auf den Lago Trasimeno. Nicht weit entfernt sahen wir die Insel La Maggiore. Die SR416 sah ja schon mal viel versprechend aus. Kurven wie gewünscht mit ausgezeichnetem Asphalt. Die Landschaft hat mich nicht besonders beeindruckt. In Umbertide lüsterte es uns nach einem doppelten Espresso und eine Münze sollte unsere weitere Route entscheiden. „Zahl oder Kopf“. Die Münze entschied sich für die SS219. Ein Einheimischer hätte Cappo fast vom Mopped geholt. Die Temperatur stieg auf 30° und wir fuhren eine Straße, wo wir uns wunderten, dass es die noch gibt. In der Region Marche (Marken) am Colle di Fasato, die SP14. Eine erbärmliche Straße. Zum Teil Kopfsteinpflaster, Asphaltlöcher, Schotter. Klar, warum soll man in solch einer Straße noch Geld stecken, wenn die SS76 fast parallel, in top Zustand an das gleiche Ziel führt. Serra San Quirico!
Wir blieben auf der SP14, die sich später doch noch zu einer „Schau ins Land“ Straße entpuppte. „Umbrien hat nicht so viele Bergstraßen wie die Emilia oder Toskana.“ sagte Cappo als er Richtung Adriatisches Mittelmeer schaute. Dort stapelten sich die schwarzen Wolken – richtig schwarz. Eigentlich wollten wir dort hin. Meine Meinung: Das war‘s auch schon mit Umbrien.
Der Regen holte uns ein. Bei einer Espresso Pause, bei der wir von älteren „Hiesigen“ nicht ganz nüchtern, vollgelabert wurden, machte sich Cappo auf der Suche nach einer Unterkunft in der Nähe. Wir landeten schließlich um 18:30 Uhr in Urbino. Eine wunderschöne Altstadt. Ist doch klar, dass wir dort mal einen abendlichen Rundgang mit Abendessen vollzogen.
Urbino ist eine Studentenstadt und dementsprechend ist dort auch was los.
Wiki: Die italienische Stadt Urbino liegt in der Region Marken und hat nur etwa 15.000 Einwohner. Sie wurde im 6. Jahrhundert gegründet und erlangte vor allem während der Renaissance große Bekanntheit. Dank ihrer vielen herrlichen Kirchen und ihrer imposanten Architektur zählt Urbino zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Wir resümierten den Tag bei einer leckeren Pizza. „Boh, 298km und das in achteinhalb Stunden. Da das Wetter gar nicht mehr mitspielen wollte und wir das südlichste Ziel soweit erreicht haben, planten wir den „Rückweg“. Cappo fand nach einiger Suche eine gute Unterkunft in Fanano.
Mittwoch 29.05.2024
Umbrien – Emilia Romagna
Uii, es war fürchterlich neblig als ich morgens aus dem Fenster schaute. Sichtweite 100m. Auf dem Parkplatz vor uns war nichts zu erkennen. Das hielt aber nur bis 10:00 Uhr an. Die Schwalben flogen wieder in Scharen um die Häuser. „Ich habe in den letzten 20 Jahren nirgendwo so viele Schwalben gesehen wie hier in Italien.“ sagte ich zu Cappo nach dem wir die Motorräder zur Abreise bepackt haben. „Wir müssen uns heute ranhalten. Der direkte Weg nach Fanano hat fast 290km.“ meinte Cappo und startete sein Mopped.
Auf der SS73, die sehr schön kurvig und zu fahren ist, lachte die Sonne. Landschaftlich ist es wieder sehr schön hier bis wir auf die SP1 wechselten.
Nach einigen Stopps mit Landschaftsbesichtigungen und Drohnenaufnahmen, freuten wir uns auf die einspurige SP128. Die Landschaft ein Traum, Verkehr gleich Null und kurvenreich bestückt bis… Tja, bis es keine Straße mehr gab.
Von einem „Gesperrt“-Schild haben wir uns ja noch nie aufhalten lassen. Dieses hatte seine Berechtigung. Die Straße war weggebrochen und lag 50 m tiefer im Tal. Verschüttet mit ein paar kleinen Häuser. „Scheiße. Und jetzt 50 km zurückfahren?“ Wir schauten uns verdutzt an. Tja, und wenn wir schon mal stehen dann kann man auch mal „müssen“ müssen. Pomelo Saft treibt nun mal und ich schaute in die Gegend. Etwas weiter Abseits entdeckte ich Trecker-Spuren, die an der Abbruchkante vorbeiführten. „Flieg doch mal mit der Drohne da lang und schau mal ob das bis zur nächsten Straße führt.“ war mein Vorschlag. Er flog und wir staunten. „Könnte klappen!“ sagte Cappo. Wir trauten uns. Allerdings hatten wir einen Heidenrespekt vor dieser Abfahrt. So vorsichtig haben wir unsere Moppeds noch nie malträtiert. Selbst Crossfahrer hätten ihre liebe Not gehabt.
Die SP3 hatte wieder 5 Asphaltpiratenpunkte verdient. Am Futapass auf 1000m Höhe wechselten wir auf die Schnelle den endgültig gerissenen Kupplungszug an der Kawa. Dauerte nur 10 Minuten, versiert wie wir sind.
Futapass, ein Teil der Mugello Rennstre title=“San Piero a Sieve“>San Piero a Sieve. An Scarperia, wo das Autodrom errichtet wurde, führt die SP 503 nach Norden über den Pass Passo del Giogo, weiter nach Firenzuola, von dort nach Westen, um bei Selva auf die SR 65 zu treffen, die bei der Mille Miglia das Teilstück zwischen Bologna und Florenz bildete, das über den Futapass führte. Über Barberino di Mugello wurde die Runde gegen den Uhrzeigersinn geschlossen.
Durch San Giacomo – ein toller Name – und vorbei am Lago du Suviana kurvten wir weite bis Fanano. Gut, durch diesen Ort sind wir schon mal gefahren und hatten auch den „Jet“ gesehen, nun hatten wir noch Muße und etwas Zeit, um diesen mal in Ruhe anzusehen. In einem Supermarkt füllten wir wieder unsere Vorräte auf und sind dann doch noch um 19:50 Uhr nach 312km in der Unterkunft angekommen.
Es lebe das eigenständige Check-in bei Airbnb. Nur hatte kein Lokal mehr geöffnet um noch etwas zwischen die Zähne zu kriegen. Also wieder selber kochen.
Donnerstag 30.05.2024
Emilia Romagna – zum Auto – Südtirol
Ich telefonierte morgens um 09:00 Uhr mit dem Hotel Zum Klostersepp in Klausen. Edith reservierte uns zum Glück ein Zimmer, weil Gäste wegen des schlechten Wetters abgesagt haben. „Das schlechte Wetter verfolgt uns auch heute. Aber es sind ja nur noch 94km bis zum Auto.“ sagte Cappo beim Frühstück. Wir trödelten bei Sonnenschein und kamen erst um halb elf aus Fanano raus. Die schwarzen Wolken verfolgten uns und um es noch spannender zu machen wollten wir auch nicht mehr tanken. „Für 94km reicht mein Sprit noch.“ trommelte ich und Cappo sagte: “Ich traue meinem Benzinhahn nicht wegen der Reserve Stellung.“
Wie wir nun mal so sind, sind aus den 94km doch noch 150 schöne Kilometer geworden und wir tankten jeder nochmal 5 Liter nach, weil ich doch schon einiges an Reserve auf dem Tacho hatte. Die dunklen Wolken kamen näher. In Felino wieder angekommen sind wir aufs herzlichste von der Vermieterin begrüßt worden. Erst mal ein bisschen erzählen, umziehen und dann Moppeds aufladen. Es klappte alles wie an Schnürchen. Wir bekamen sogar noch frisches selbst geerntetes Obst mit auf den Weg. Irgendwie viel uns der Abschied schwer, jedoch hatten wir noch ein Ass im Ärmel: Wenn es das Wetter in Südtirol zulässt, satteln wir ab und drehen noch eine Runde durch die Alpen. Die Vorfreude war groß.
Auf der Fahrt nach Klausen resümierten wir unsere Mopped Tour
Das Fazit für die Emilia Romagna, Toskana und Umbrien sind:
Die Straßen sind nicht alle schlecht. Die Schönsten sind nach unserer Meinung für Motorradfahrer:
SP110, SP77, SP51, SP15, SP18, Sp12, SP32, Sp28, SS12bis, SS40, Sp324, Sp64, SP9, SP48, SP13, SS439 , SP18a, SS162, SS222, SR429, SP114, SP3 , SP8
Und bestimmt noch andere. Auf vielen kann man heizen. Auf anderen viel schauen und staunen. Ach ja, warum keine so genaue Wegbeschreibung der Tour?
Den Bericht wollte ich so kurz wie möglich halten und die Tourdaten findet ihr hier in der Google-Map.
Auf der Autobahn nach Südtirol taten uns alle Motorradfahrer leid. Es schüttete teilweise wie aus Eimern. Viele suchten Schutz unter Autobahnbrücken. Leider war uns das Wetter in Südtirol auch nicht hold. Er regnete in einer Tour und bei Nässe durch die Alpen macht auch kein Bock – zumal es über 1500 Höhenmeter schneien sollte. Wir kauften noch einige Spezialitäten und traten früher als geplant die Heimreise an.
„Also nächstes Jahr mal wieder Südtirol oder die Serra da Estrela.“
„Wo?“
„Das Gebirge in Nord Portugal zur Grenze Spanien. Biste dabei?“
„Klaro. Nur wir!“
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